Düsseldorf Bombenfunde bereiten Anwohnern Sorge

Mörsenbroich · In der vergangenen Woche musste erneut eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Reitzensteingelände entschärft werden. Die Nachbarn sind inzwischen verunsichert. Am Samstag gibt es vor Ort eine Mobile Redaktion.

Düsseldorf: Bombe an der Reitzensteinkaserne ist entschärft
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Düsseldorf: Bombe an der Reitzensteinkaserne ist entschärft

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Seit dem Baubeginn vor drei Jahren auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Lenaustraße wurden dort bereits zwölf Bomben gefunden. Die letzte vor zehn Tagen. Und da an diesem Blindgänger noch ein Zünder war, mussten erneut zahlreiche Anwohner ihre Häuser verlassen.

Das ist für diese nicht nur ärgerlich, sondern inzwischen beunruhigend. "Wir fragen uns, wie effektiv die vorherigen Bodenuntersuchungen überhaupt waren. Einige Bomben wurden jetzt schließlich nahe der Oberfläche gefunden, und es hat sich gezeigt, dass das Gelände keineswegs frei von Bomben ist", sagt Simone Wurmbach. Sie gehört zu den ersten Familien, die auf das Neubaugelände gezogen sind, auf dem mehr als 1000 Wohneinheiten und große Grünflächen entstehen.

Bombenentschärfung an der Reitzensteinkaserne
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Bombenentschärfung an der Reitzensteinkaserne

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Ein mulmiges Gefühl haben die Bewohner beispielsweise bei der Gartenarbeit. "Eine Gartenbaufirma konnte bei uns mit einem Bohrer nicht in die Tiefe dringen. Da haben wir uns schon gefragt, ob die Behinderung von einem Felsen oder womöglich von einer Bombe stammt", so Wurmbach.

Die Sorge der Bewohner wird von den Mitgliedern der Bezirksvertretung 6 geteilt. Die Lokalpolitiker befürchten, dass in dem Baugebiet Munition und Bomben unentdeckt bleiben könnten und durch voranschreitende Korrosion eine Gefahr für die rund 3000 bis 4000 künftigen Bewohner des Neubaugebiets darstellen. Das Gelände war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiges Angriffsziel der alliierten Luftstreitkräfte. Hier stand eine Kaserne, führte eine wichtige Güterzugstrecke entlang und befanden sich in der Nähe wichtige Industrieanlagen. Alleine beim Großangriff am 1. November 1944 gingen im Düsseldorfer Norden innerhalb von 40 Minuten 560 Luftminen, 5350 Sprengbomben, 220 Phosphor- und 15500 Brandbomben nieder. Die Lokalpolitiker haben deshalb mehrere Anfragen an die Verwaltung gerichtet, um zu erfahren, welche Maßnahmen geplant sind oder schon durchgeführt wurden, um noch vorhandene Bomben auf dem Reitzensteingelände zu finden.

Die Verwaltung teilte daraufhin mit: "Eine absolute Kampfmittelfreiheit kann grundsätzlich von keiner Dienststelle garantiert werden." Insofern sei von einem allgemeinen Restrisiko auszugehen. Vor Baubeginn hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) verschiedene Sondierungsarbeiten durchgeführt, um noch Blindgänger zu lokalisieren. Dazu gehörte unter anderem die Auswertung von alten Luftbildern der Alliierten. Die Flächen, für die es keine aussagekräftigen Bilder gab, wurden mit Detektoren abgesucht. Diese dringen auch in tiefere Erdschichten vor, so dass beispielsweise in vier Meter Tiefe Fünfzentnerbomben wahrgenommen werden können. Deshalb empfiehlt der KBD inzwischen auch, die Überprüfung mit Detektoren grundsätzlich auf alle Flächen anzuwenden, die bebaut werden sollen.

Eine weitere Untersuchung, nämlich das Abschieben des Bodens auf das Geländeniveau von 1945 im Bereich von Grünanlagen und anderen Freiflächen, wurde allerdings nicht durchgeführt. Dieses kostenintensive Verfahren sei gegenüber den Bauherren ohne konkreten Anhaltspunkt rechtlich nicht durchsetzbar, sagt die Verwaltung.

Diese Argumentation irritiert die Bewohner, denn die zahlreichen Bombenfunde würden ihrer Ansicht nach genug Hinweise bieten. "Fraglich ist auch, ob nicht eine gründliche Untersuchung weniger teuer gewesen wäre als die zahlreichen Evakuierungen mit dem Einsatz vieler Rettungskräfte. Und sicherer auch noch", sagt Simone Wurmbach.

(RP)
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