Düsseldorf Mieter sollen für Flüchtlinge ausziehen

Mörsenbroich · In einem Bürogebäude in der Robert-Stolz-Straße sollen Flüchtlinge unterkommen. Allerdings steht das Gebäude in Mörsenbroich nicht leer. Die Mieter wollen nun Hilfe von der Stadt. Oder zumindest einen finanziellen Ausgleich.

 Thomas Wicher vor dem Haus in der Robert-Stolz-Straße: Hier hat der Rechtsanwalt seine Kanzlei, nun möchte er Geld von der Stadt.

Thomas Wicher vor dem Haus in der Robert-Stolz-Straße: Hier hat der Rechtsanwalt seine Kanzlei, nun möchte er Geld von der Stadt.

Foto: Hans Jürgen Bauer

Nun könnte das eine der Geschichten sein, die mit dem fatalen Satz "Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber..." anfangen, doch dem ist nicht so. Tatsächlich beginnt die Geschichte um die Unterbringung von Flüchtlingen an der Robert-Stolz-Straße in Mörsenbroich mit einer Zeitungsmeldung. In der hieß es, dass die Stadt Düsseldorf Flüchtlinge in einem leerstehenden Bürogebäude dort unterbringen will, und als Thomas Wicher das las und auf der Seite der Stadt diese Formulierung fand, regte er sich ein bisschen auf.

Auch sein Partner, Thomas Schmitz, wunderte sich mindestens, denn nach allem, was sie wussten, steht das Gebäude nicht leer, und sie wussten es genau, denn seit ein paar Jahren betreiben die Rechtsanwälte ihre Rechtsanwaltskanzlei unter dieser Adresse. "Hauptsächlich Arbeitsrecht und Beratung für mittelständische Unternehmen", sagt Wicher. Es sind keine besonders repräsentativen Räume in dem Gebäude aus den achtziger Jahren, doch die Miete ist günstig, für Schmitz und Wicher reicht es eben. "Es ist nicht die Kö, aber relativ nah am Zentrum", sagt er. Kurzum: Sie würden eigentlich gerne bleiben, doch im vergangenen Monat erreichte sie ein Brief ihres Vermieters, der "Dusinvest XII (Zwölf)", einer Investmentgesellschaft, die unter anderem Immobilien für vermögende Privatpersonen betreut.

In Zukunft werde das Gebäude von der Landeshauptstadt für die Unterbringung von "Wohnungslosen, Flüchtlingen und Asylsuchenden" genutzt, hieß es, vor diesem Hintergrund sei es "leider erforderlich", das Mietverhältnis zu beenden. Der Vermieter bietet in dem Schreiben noch die Dienste eines Maklers an, der die Rechtsanwälte bei der Anmietung neuer Räume unterstützen soll.

Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft
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Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft

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Foto: Bernd Schaller

Zugegeben: Viele Räume in der Robert-Stolz-Straße 5 stehen leer, seit der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) dort seine Büros geräumt hat. Und doch gibt es noch Mieter, ein Architekt ist darunter, ein Eventmanager, eine Softwarefirma, ein Designer. Kleine Firmen eben. Der Designer, der erst vor einem Jahr seine Räume bezogen hat, sei sogar mit der Aussage, die Räume seien gut für Start-ups geeignet, dorthin gelockt worden.

Wicher sieht nun die Stadt in der Pflicht. Sie soll ihm nun neue Räume zur Verfügung stellen, ihm den Umzug bezahlen, "zumindest sollte man im Vorfeld darüber reden", sagt Wicher. Die Stadt allerdings sei noch nicht einmal auf die Mieter zugekommen.

"Dabei widerspricht dies elementar der kommunizierten Politik von Bund, Land und Stadt, dass die Unterbringung von Flüchtlingen nicht zu Lasten von Mietern geschehen soll. Es kann nicht angehen, dass Büromieter aus ihren Geschäftsräumen herausgeworfen werden sollen, um damit das Problem der Unterbringung von Flüchtlingen zu lösen", sagt Wicher und fügt hinzu: "Zumal es in Düsseldorf nach wie vor einen echten Leerstand bei Büroimmobilien gibt."

Wicher erwähnt auch, dass in den nebenstehenden Gebäuden mehrere Wohnungen leerstehen, für die sich in den vergangenen Wochen potenzielle Mieter interessiert haben.

Darunter sollen auch Familien mit Kindern gewesen sein, doch sei ihnen abgesagt worden und die Wohnungen, die annonciert waren, seien inzwischen vom Markt genommen, so der Rechtsanwalt.

Den Kommentar "Die Stadt darf nichts zahlen" dazu lesen Sie hier.

(RP)
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