Niederkassel Zauberbilder im Spiegel der Kunst

Niederkassel · Das Cecilien-Gymnasium wird zum Ort der Kunst. Die Schüler haben sich mit den Werken des Künstlers Christian Theiß beschäftigt.

 Emma Pfützenreuther hat 30 Stunden gebraucht, um die vielen Kästchen aus Styropor zu kleben. Sie sollen Hoffnung und Zuversicht spiegeln.

Emma Pfützenreuther hat 30 Stunden gebraucht, um die vielen Kästchen aus Styropor zu kleben. Sie sollen Hoffnung und Zuversicht spiegeln.

Foto: David Young

Die Schüler des Cecilien-Gymnasiums, allen voran die neun Mädchen des Kunst-Leistungskurses, dokumentieren wieder einmal die Vielfalt und Kreativität eines engagierten Kunstunterrichts. Unter dem Titel "ZauberBild" reihen sich Zeichnungen, Installationen und Tonarbeiten im Erdgeschoss der Schule aneinander. So originell und unterschiedlich die Schülerarbeiten auch sind, so haben doch alle mit dem Begriff "Talisman" beziehungsweise "Alltag" einen gemeinsamen Hintergrund.

Bei einem Rundgang macht der Besucher zunächst Bekanntschaft mit dem Sternenhimmel im Foyer und dann gleich mit dem dicken "Claudi Cecilius" der aus Draht und Pappmasche besteht und behäbig auf einer Bank sitzt. "Eine Arbeit von Schülern der 7 a", ist von Lehrerin Christa Kunz zu erfahren, die den Rundgang gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Lucht begleitet. Von den "Knöpfen", mal abstrakt, mal metaphorisch und mal naturalistisch dargestellt, führt der Rundgang zu den lasierten Tonarbeiten der Sechst- und Siebtklässler: Vom Spiegelei in der Pfanne, über Kopfhörer bis zur Figur in der Badewanne, dokumentieren sie die Welt des Alltags.

Die Installationen in den zehn Vitrinen, die von den neun Mädchen des Leistungskurses stammen, haben den "Talisman" auf sehr eigenwillige Weise interpretiert. Emma Pfützenreuther hat kleine helle und dunkle Kästchen zusammengefügt und will damit Hoffnung und Zuversicht "in schweren ausweglosen Zeiten" vermitteln. "Jedes Kästchen besteht aus Styropor. Ich habe sie einzeln zusammengeklebt und 30 Stunden daran gearbeitet", erzählt sie. Ihre Skulptur ziert dann auch die Einladungskarte zur Ausstellung. Emma macht im nächsten Jahr Abitur und strebt einen künstlerischen Beruf, Architektur oder Grafik, an. Marlen Wagner dagegen will sich ganz auf ein Kunststudium konzentrieren. Ihre Arbeit vermittelt die "Leichtigkeit des Seins". Ein Federvorhang, der durch einen kleinen Ventilator bewegt wird, umschmeichelt ein Medaillon als Talisman. "Glückseligkeit" hat Lea Baltzer im Sinn, die ein Amulett mitten in Kirschblüten setzte. Rosa Gorny dagegen widmet sich dem Verhältnis von Natur und Kunst und hütet ein Geheimnis in einer Schriftrolle. "Darf nur von jemandem gelesen werden, der von Bedeutung ist", sagt sie. Käthi Vulpi hat ihre Arbeit zweigeteilt: Unten herrscht Chaos, oben beruhigt der Madonnenschrein. Und Philine Lüttel zeigt, was passiert, wenn der Talisman versagt: Spiegelstücke reflektieren Pech und Negativität. "Ich hatte noch nie einen so starken Leistungskurs", sagt Christa Kunz beeindruckt von den Arbeiten.

Zum achten Mal hatte der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) gemeinsam mit dem Gymnasium im Stadtteil Niederkassel die Kunst-Aktion initiiert. Die Heerdter Bildhauerin Nele Waldert, die das Projekt "Kunst macht Schule, Schule macht Kunst" für den VVV betreut, hatte den Kontakt zum Künstler Christian Theiß geknüpft. Seine skurrilen Objekte aus Fundstücken fordern heraus, Gebrauchsgegenstände in einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

Seit neun Monaten sind sie unter dem Titel "Men like Ghosts" (Männer mögen Geister) in den Atrien der Schule ausgestellt. Eine Aufforderung für die Schüler des Cecilien-Gymnasiums, sich mit den Werken auseinanderzusetzen, wobei Theiß auch durch Besuche in den Klassen half.

(RP)
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