Oberbilk Brasilianische Lebensfreude in Oberbilk

Oberbilk · Tanzlehrerin Regina Rodrigues de Oliveira veranstaltet "Forró"-Partys im Volksgarten. Der Tanz, der aus Brasilien stammt, begeistert viele Düsseldorfer.

 Beim Forró bewegt man sich eng aneinandergeschmiegt, synchron zueinander im charakteristischen Rhythmus der Musik.

Beim Forró bewegt man sich eng aneinandergeschmiegt, synchron zueinander im charakteristischen Rhythmus der Musik.

Foto: Anne Orthen

Die Sonne steht tief, die Bäume des kleinen Biergartens werfen mittlerweile langen Schatten. Grillgeruch weht über die Terrasse der Gartenwirtschaft "Vier Linden" im Volksgarten, Menschen sitzen auf Bierbänken, plaudern und nippen an gekühlten Getränken. Und über allem schwebt der leichte und fröhliche Klang brasilianischer Live-Musik. Viele Spaziergänger bleiben stehen, angelockt vom Rhythmus erleben sie an diesem lauen Sommersonntag gemeinsam mit Tänzern und Musikfreunden einen Wochenendausklang voll brasilianischer Lebensfreude in Oberbilk. Schlicht "Forró" ist der Abend an der Siegburger Straße überschrieben und steht damit sowohl für einen Musik- als auch für einen Tanzstil aus dem Nordosten des südamerikanischen Landes.

"Mittlerweile in ganz Brasilien bekannt und populär, finden dort in den Städten häufig ganze Forró-Feste statt, die die ganze Nacht dauern können", erklärt Veranstalterin Regina Rodrigues de Oliveira (39) den Tanztrend, der mittlerweile auch Europa erreicht hat. Und während ihr Mann Kalil (35) Musiker der Düsseldorfer Forró-Band "Jeguelétrico" ist, gibt sie selbst seit mehr als drei Jahren unter anderem beim Hochschulsport an der Heinrich-Heine-Universität Tanzunterricht. "Ich möchte den Tanz auch in Düsseldorf bekannter machen."

Durch das Tanzen hat sich das Paar kennengelernt, und beide schwärmen von der Unkompliziertheit, den brasilianischen Forró zu tanzen. "Man benötigt keine speziellen Schuhe und erst recht keine besondere Kleidung", sagt Rodrigues. Im Gegenteil: Während die Frauen mit schlichten flachen Schuhen tanzen, tragen die Männer häufig nicht einmal diese. Einen Veranstaltungsort für ihre Forró-Partys zu finden, sei in Düsseldorf hingegen sehr schwer gewesen, sagt Rodrigues. Mit dem "Vier Linden" aber habe sie einen entspannten und entspannenden Ort gefunden, der gut zum Stil des Tanzes passe.

Im traditionellen Forró dominieren Instrumente wie Zabumba, Sanfona und Triangel, die den typischen Rhythmus vorgibt. Die moderne Entwicklung der Musik ergänzt häufig Instrumente wie Geige und Kontrabass. Eine zusätzlich interessante Komponente ist, dass man - etwas wunderlich - deutlich osteuropäische Einflüsse heraushören kann. So besteht eine enge Verwandtschaft zwischen Forró und der Polka. Auch eine Ähnlichkeit mit Sinti- und Roma-Musik ist erkennbar.

Getanzt wird auf sehr sinnliche Art. Der eigene Körper und der des Tanzpartners haben praktisch vollflächige Berührung. Man bewegt sich, eng aneinandergeschmiegt, synchron zueinander im charakteristischen Rhythmus der Musik. Der Ende der 1980er Jahre in Europa kurzzeitig populäre Lambada hat seine Tanzbewegung vom Forró geerbt und so erinnert auch der Abend im "Vier Linden" ein wenig an jene Zeit. "Um den Forró zu lernen, benötigt man keinen festen Tanzpartner", sagt Rodrigues. Im Gegenteil: "In Brasilien gilt es sogar als schlechte Sitte, den ganzen Abend über nur mit einem Partner zu tanzen." Und so finden sich auch an dem Abend im Volksgarten viele Einzeltänzer zusammen, die miteinander einen entspannten Tanzabend genießen.

Während Hannah Vohr (33), die das Erlernen des Tanzes als sehr einfach beschreibt, für den Forró-Abend extra aus Köln angereist ist, ist die 59 Jahre alte Zerrin Aydin-Herwegh ganz spontan in den Volksgarten gekommen: "Irgendwo habe ich davon gelesen, und nun möchte ich den Tanz auch gerne mal ausprobieren."

(RP)
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