Oberbilk Braukünstler feiern in Oberbilk

Oberbilk · Beim ersten Düsseldorfer Craft Beer Festival findet jeder ein Bier, das ihm wirklich schmeckt, versprechen die Veranstalter.

 Sina Seliger, Achim Helbig und Triena Gest (v.l.) veranstalten am Freitag und Samstag das Festival in Oberbilk.

Sina Seliger, Achim Helbig und Triena Gest (v.l.) veranstalten am Freitag und Samstag das Festival in Oberbilk.

Foto: Andreas Bretz

Für Achim Helbig ist das erste Düsseldorfer Craft Beer Festival, das am Freitag und Samstag auf seinem Hof stattfinden soll, ein Wagnis. Denn anders als in Berlin oder Hamburg haben die Düsseldorfer offenbar ein deutlich geringeres Interesse an der Craft-Beer-Bewegung, sagt er.

Über die Gründe kann Helbig nur spekulieren. Uerige, Füchschen, Schlüssel, Schumacher und Kürzer seien ja letztlich auch Craft-Biere. Das heißt, handwerklich gemachte Lebensmittel aus kleinen und mittleren Betrieben und eben etwas ganz anderes als die industrielle Ware, die ein Großteil der Deutschen so trinkt. Andererseits gibt es aber in Düsseldorf auch die Szene nicht, die in anderen Städten für den Boom beim Craft-Bier sorgt: eine Mischung aus alternativ, ökologisch und modern urban. "Ich bin mal gespannt, wie viele kommen", sagt er, der seit drei Jahren in der Emmastraße 25 britsche Biere, Cider und Whisky vertreibt.

Seine Mitveranstalter hingegen sind guter Dinge: Triena Gest und Sina Seliger, die seit Anfang des Jahres einen Online-Shop betreiben, in dem sie von Flingern aus amerikanische und deutsche Craft-Biere verkaufen, sind sich sicher: Das wird schon klappen. Gemeinsam können Helbig, Seliger und Gest mehr als 60 Biere auf ihrem Fest präsentieren, bekannte Brauer aus Deutschland und von den britischen Inseln werden ihre Kunst vorführen. Da zu handgemachtem Bier auch handgemachtes Essen gehört, ist natürlich auch dafür gesorgt. Barbecue- und Kartoffel-Spezialitäten warten auf die Besucher.

Doch im Focus wird das Bier stehen. Die Besucher sollen vor allem probieren und so entdecken, was Bier heute alles sein kann. "Hier findet wirklich jeder ein Bier, das ihm schmeckt", sagen die Veranstalter. Denn Bier ist ein mannigfaltiges Produkt. In Großbritannien und den Vereinigten Staaten hat sich in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype um Craft-Biere entwickelt. Überall entstehen kleine Brauereien, die sich dieser Mannigfaltigkeit erinnern, Rezepte probieren, die auf den ersten Blick exotisch erscheinen, aber vor allem: gute Biere aus natürlichen Zutaten nach traditionellen Rezepten brauen.

Und während in Deutschland die Zahl der Brauereien in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen ist, während der Bierpreis in Deutschland inzwischen locker sieben Euro pro Kiste unterschreitet, blühen die Kleinbrauereien, die ihre edlen, lokalen Produkte für einen fairen Preis verkaufen. "In den USA haben Craft-Biere inzwischen einen Marktanteil von 15 Prozent. In Großbritannien haben die meisten kleinen Orte inzwischen wieder mindestens eine Brauerei", sagt Helbig. "Wir liegen bei weniger als ein Prozent Marktanteil", fügt er hinzu. Deutschland hingegen, das sich selbst als Land der Biere versteht, scheint angesichts des Angebots alleine von den britischen Inseln ein Stück Kultur zu verlieren. "In Düsseldorf geht es uns angesichts der Altbierbrauereien ja noch vergleichsweise gut", sagt Helbig. Allerdings wundert er sich, dass es immer noch keine Craft-Bier-Kneipe in der Stadt gibt, während es etwa in den Szenekneipen Berlins inzwischen fast zum guten Ton gehört, eine Auswahl an lokalem Bier aus der Nachbarschaft zu haben. Da wird Helles, Pils und Alt gebraut, da gibt es schwarze, bernsteinfarbene und ganz blonde Biere, und alle schmecken ein wenig anders. Um diese Vielfalt geht es.

Proben kann man auf dem Craft Bier Festival im Becher von 100 ml bekommen, etwa von der Old Dairy Brewery aus Tenterden in Kent oder oder dem "Bierserker", dem gelernte Brauer und Mälzer Ulrich Karl Tröger, der sich mit seinen Bieren in Deutschland "gegen die Übermacht des gleichen und langweiligen Geschmackes der meisten angebotenen Biere stellt", wie Seliger es beschreibt. "Von Pale Ale über IPA bis hin zu Stouts und Porter ist alles vertreten, was das Bierherz begehrt", sagt Helbig - und wer mit diesen Begriffen bisher nichts anzufangen weiß, der werde sie am Wochenende lernen und zu schätzen wissen.

Man kann aber auch einfach vorbeikommen und auf dem Gelände oder im benachbarten Volksgarten ein paar gute, handgemachte Biere trinken. Das Festival soll Freude machen und gemütlich sein, Vorlesungen werden nicht gehalten. Und wenn, besteht keine Anwesenheitspflicht, und abgefragt wird nachher auch nicht.

(RP)
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