Oberbilk Der Bücher-Abenteurer von Oberbilk

Oberbilk · Marcus Müller hat eine der wenigen Anlaufstellen für Bücherfreunde im Stadtteil.

 Marcus Müller in seinem Bücherreich an der Kölner Straße 145 nahe dem Hauptbahnhof.

Marcus Müller in seinem Bücherreich an der Kölner Straße 145 nahe dem Hauptbahnhof.

Foto: Bernd Schaller

Ein Geschäft zu eröffnen, in dem man Bücher verkauft, ist in Oberbilk ein gewagtes Experiment. Der Stadtteil kann nicht wirklich mit Buchhandlungen aufwarten und böse Zungen behaupten, dass es in Oberbilk dafür auch nicht unbedingt die Klientel gibt. Doch Marcus Müller hat es getan und ist mit seinem kleinen Laden "Booxycle" an der Kölner Straße nahe dem Hauptbahnhof inzwischen eine beliebte Adresse, um an Bücher wie Harry-Potter-Romane, Goethe-Dramen oder Sachbücher zu kommen. Wer sie kauft? Schüler und Erwachsene unterschiedlichster Nationalitäten, Besucher des nahegelegenen Hotels und manchmal auch Menschen, die für Bücher eigentlich kein Geld haben.

Bei Müller muss niemand ohne Buch das Geschäft verlassen. Denn man darf selbst entscheiden, was man für die Bücher aus zweiter Hand bezahlt. "Das ist für einige Menschen erst einmal ungewohnt", sagt Müller. Doch inzwischen werde das Bezahl-was-du-willst-System gut angenommen. 50 Cent für ein gut erhaltenes Taschenbuch - das ist bei ihm möglich. Ob ihn schon mal jemand über das Ohr hauen wollte? "Ich hatte mal jemanden hier, der mir mit einem gewissen Lächeln im Gesicht sagte, dass er für einen riesigen Stapel Bücher nur ein paar Euro bezahlen wollte", sagt er. Doch das sei die Ausnahme: Die meisten Kunden seien fair.

Die Idee für einen Laden, in dem Kunden selber entscheiden können, was sie für Bücher bezahlen, kam ihm 2009: Da sah er, wie ein Mann kartonweise Bücher zu einem Altpapier-Container brachte, weil er in seiner Wohnung keinen Platz mehr für sie hatte. Müller konnte sich das nicht ansehen und fragte, ob er die Bücher nicht haben dürfe, um sie vor der sinnlosen Zerstörung zu bewahren. Er durfte.

Die Bücher verkaufte er dann erst in einem Laden in Flingern, inzwischen in Oberbilk. Reich wird er von Büchern, die er immer wieder von Düsseldorfern geschenkt bekommt, damit sie nicht im Altpapier landen, nicht. Aber das will er ja auch nicht. Er will das Lesen fördern, gerade bei Kindern und Jugendlichen sowie Menschen, die sich ein Buch zum normalen Verkaufspreis nicht leisten könnten und auch keinen Ausweis für eine öffentliche Bibliothek haben.

Marcus Müllers Lagerraum ist mit Büchern gut gefüllt, denn viele Menschen teilen inzwischen seine Meinung.

(RP)
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