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Oberbilk Die kleine Oase im Volksgarten

Oberbilk · Der Mietergartenverein Düsselblümchen ist ein Überbleibsel der Bundesgartenschau, die vor 30 Jahren in Düsseldorf stattfand. Das Konzept von damals haben die Mitglieder beibehalten - ein Kleingarten wollten sie nie sein.

 Raphael Hernandez mit Sohn Felipe, Sandra Tränkner und Lother Wagner (v.l.) haben eigene Gärten im Düsselblümchen.

Raphael Hernandez mit Sohn Felipe, Sandra Tränkner und Lother Wagner (v.l.) haben eigene Gärten im Düsselblümchen.

Foto: nicole kampe

Versteckt liegt die Anlage im Volksgarten, hinter dem großen Parkplatz der Mitsubishi Electric Halle, irgendwo in der Nähe des TG 1881. Eine eigene Adresse hat der Garten zwar, das Navi aber findet den Stoffeler Kapellenweg 40 nicht. Dabei sind Menschen willkommen in der grünen Oase, die manchmal wild aussieht, manchmal fein bepflanzt. Sträucher mit Beeren wachsen dort, gelbe und grüne Zucchini, Kräuter, Salate, und eine Kiwi-Pflanze gibt es sogar.

Raphael Hernandez' Vater gehört zu den Gründungsmitgliedern des Mietergartenvereins. "Er hat noch immer eine eigene Parzelle", erzählt Hernandez, der selbst 1994 ein eigenes Stück Garten bekommen hat. Oft kommt er mit seinem acht Jahre alten Sohn Felipe zum Gärtnern. "Ich rupfe gerne Sachen aus", sagt Felipe, dem es vor allem die Gurken aus eigenem Anbau angetan haben. "Die aus dem Supermarkt schmecken nicht so gut", findet er.

Der Mietergartenverein Düsselblümchen ist anders als klassische Schrebergärten , "weil wir uns nicht verstecken hinter Zäunen und in Häuschen", sagt Lothar Wagner, der seit 1988 Mitglied ist. Er ist ein Jahr, nachdem die 10.803 Quadratmeter große Anlage entstanden ist, beigetreten. Für die Bundesgartenschau wurde das Konzept entwickelt, die vor 30 Jahren im Volksgarten stattgefunden hat, "den Garten hat man angelegt, um zu zeigen, wie Grünflächen in der Stadt als Gemüsegärten aussehen könnten", erklärt Wagner.

Bleiben sollte der Garten nicht für immer, die Menschen aber, die während der Buga kleine Parzellen bepflanzten, setzten sich für den Erhalt ein. Sie gründeten den Verein Düsselblümchen, vor allem Familien mit Kindern sind beigetreten, erzählt die Vorsitzende Sandra Tränkner, die vor 13 Jahren den Garten entdeckte, als ihre Kinder klein waren und sie einen Platz suchte in der Stadt, der ein bisschen grün ist. Viel Erfahrung hatte Tränkner damals nicht mit dem Gärtnern, "manchmal standen die Profis hinter mir und haben den Kopf geschüttelt", erzählt die 46-Jährige. Beim Kopfschütteln sollte es aber nicht bleiben, Tipps hat Tränkner damals bekommen, die sie heute an die Neuen weitergibt.

"Das Miteinander ist uns wichtig", sagt sie, deswegen regelt die Natur die Grenzen zwischen den einzelnen Parzellen, von denen es insgesamt 80 gibt im Düsselblümchen. Häuschen wie im Schrebergarten sind nicht gewollt, dafür ist ein großer Treffpunkt im Zentrum der Anlage gebaut worden, mit Grillplatz, Spielgeräten für die Kinder und einem Vereinsheim. "Niemand soll sich verschanzen", sagt Lothar Wagner. Als er vor fast 30 Jahren eine Parzelle übernehmen konnte, war der Mietergartenverein bezahlbar - "im Gegensatz zum Kleingartenverein", sagt er. Und auch heute ist das so geblieben. 90 bis 120 Euro Pacht zahlen die Mieter je nach Größe des Gartens pro Jahr, dazu kommen noch ein paar Euro für Wasser und eine Kaution für die Gerätekiste.

Inzwischen wächst auch die Warteliste - Gärtnern ist im Trend wie nie zuvor, immer mehr Flächen werden für den privaten Gemüseanbau freigegeben. Eine Art Vorreiter zum Urban Gardening ist der Mietergartenverein, der zwar nicht mehr einzigartig ist, in Düsseldorf aber sicher der erste seiner Art war.

Wer Mitglied werden will, der muss nicht viel mitbringen, außer Geduld. "Grüne Daumen sind keine Voraussetzung", sagt Sandra Tränkner. Nur fleißig sollten die Mieter sein, verwucherte Gärten wollen die Nachbarn nicht. "Es gab schon einige, die nach ein paar Monaten aufgegeben haben", sagt Tränkner. Weil sie gemerkt haben, wie viel Arbeit sie reinstecken müssen. Manchmal sogar im Winter, wenn nichts wächst und die Gurken wieder aus dem Supermarkt kommen.

(RP)
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