Oberbilk Gerichtssaal wird zur Theaterbühne

Oberbilk · Mit "Die Schutzflehenden" von Aischylos wird ein Theaterstück aufgeführt, das mit Themen wie Flucht hochaktuell ist.

 Der griechische König Pelasgos (Moritz Otto) muss eine schwierige Entscheidung treffen: Junge Frauen aus Ägypten bitten ihn um Asyl, da sie in ihrer Heimat zwangsverheiratet werden sollen. Damit riskiert er aber einen Krieg.

Der griechische König Pelasgos (Moritz Otto) muss eine schwierige Entscheidung treffen: Junge Frauen aus Ägypten bitten ihn um Asyl, da sie in ihrer Heimat zwangsverheiratet werden sollen. Damit riskiert er aber einen Krieg.

Foto: H.-J. Bauer

Eigentlich dürfen Zuschauer im Schwurgerichtsaal des Landgerichts nicht applaudieren. Doch am kommenden Montag wird der Applaus nicht nur erlaubt, sondern auch sehr erwünscht sein. Denn dann verwandelt sich der Gerichtssaal zur Theaterbühne: Ein Ensemble aus professionellen Schauspielern und einem Chor aus Laien wird unter Leitung von Regisseurin Katharina Weishaupt eines der ältesten überlieferten Theaterstücke der Antike spielen, das mit den Themen Flucht, Asyl und Zwangsverheiratung nicht aktueller sein könnte: "Die Schutzflehenden" von Aischylos.

"Der Saal verwandelt sich dabei zur Arena eines großes Showdowns der Emotionen und Argumente", sagt Weishaupt. Denn der griechische König Pelasgos und sein Volk müssen über den Asylantrag einer Gruppe junger Frauen entscheiden, die aus ihrer Heimat Ägypten geflohen sind, um der Zwangsverheiratung zu entgehen. Eher wollen die Frauen sterben, als sich den Männern zu unterwerfen. Damit bringen sie aber den König in eine schwierige Situation: Aus moralischen und rechtlichen Gründen müsste er den Frauen zwar Schutz gewähren, politisch riskiert er aber damit einen Krieg mit Ägypten.

Mit der klassischen griechischen Tragödie wird der Schwurgerichtssaal bereits zum zweiten Mal von Regisseurin Weishaupt und Kostüm- und Bühnenbildnerin Radha Freudemann in eine Theaterbühne verwandelt. Innerhalb ihres Theaterkollektivs "Band of Gold Productions" bespielen die beiden "auf der Suche nach theatraler Magie kunstferne Bühnenräume", wie sie sagen. Die Ästhetik des Funktionsraums soll dabei neu interpretiert und der Gerichtssaal so "in einen neuen poetischen Kontext gestellt werden". Im vergangenen Jahr hatten sie ihr Theaterprojekt "[UN]SCHULDIG!" im Schwurgerichtssaal präsentiert, und das mit Erfolg: Rund 200 Zuschauer kamen zur Premiere.

Auch die aktuelle Produktion wird durch das Düsseldorfer Kulturamt, das NRW-Justizministerium, die Bezirksverwaltungsstelle Oberbilk sowie den Düsseldorfer Mäzen Udo van Meeteren gefördert.

Premiere Montag, 19 Uhr, im Schwurgerichtsaal des Landgerichts an der Werdener Straße 1; Anmeldung unter vorzimmer@lg-duesseldorf.nrw.de

(semi)
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