Oberbilk Musical-Profi unterrichtet Laienchor

Oberbilk · Christian Heckelsmüller spielte in Shows und schreibt Musicals. Seit sechs Jahren leitet er einen Hobbychor in Oberbilk.

Wenn Christian Heckelsmüller (l.) seinen Chor nicht gerade am Klavier sitzend begleitet, dirigiert er. Im Repertoire sind nicht nur Musicalnummern, sondern auch Chansons und Lieder aus Pop und Jazz.

Wenn Christian Heckelsmüller (l.) seinen Chor nicht gerade am Klavier sitzend begleitet, dirigiert er. Im Repertoire sind nicht nur Musicalnummern, sondern auch Chansons und Lieder aus Pop und Jazz.

Foto: Georg Salzburg

Er stand schon auf der Bühne in Hamburg, Köln, Bochum und Düsseldorf, spielte Hauptrollen, ist Dirigent, Komponist und musikalischer Leiter. Vor sechs Jahren kam Christian Heckelsmüller an einen Punkt, an dem ihm das Rampenlicht und die großen Shows nicht mehr ausreichten. Seither bringt er als Chorleiter in Oberbilk Hobbysängern bei, wie sie mehr aus ihrer Stimme machen können - mit Professionalität, hohem Anspruch und einer großen Portion Humor.

"Ich finde es unglaublich wichtig, dass man als Künstler nicht nur auf der Bühne steht, sondern auch mal etwas Praktisches macht", sagt Heckelsmüller. Nach vielen Jahren in Musicals und Galas müsse er nicht mehr unbedingt selbst auf der Bühne stehen. "Mittlerweile ist es mir wichtiger, jüngere Leute auf ihrem musikalischen Weg zu begleiten." Seit 2009 leitet er den Chor der Oberbilker Musikschule "drei-klang", in dem 28 Hobbysänger zwischen 25 und 65 Jahren nicht nur Gesangsunterricht nehmen, sondern auch noch etwas über Bühnenpräsenz lernen. Immer wieder kommen neue Leute hinzu, einige geben laut Heckelsmüller allerdings auch nach ein, zwei Proben auf.

"Beim ersten Probesingen dachte ich mir: ,Das packst du nicht'", sagt Armin Dörr, der durch eine Freundin zum "drei-klang" kam. Am Anfang sei es ihm ohne musikalische Vorkenntnisse schwer gefallen, "die Begrenztheit der eigenen Stimme aufzulösen". Schon bei der zweiten Probe habe er aber gemerkt, wie viel Spaß das gemeinsame Singen ihm macht. "Das ist eine tolle, liebenswürdige Truppe", sagt Dörr. Zudem sei es "trendy", in einem Chor zu singen. Das ist auch Heckelsmüllers Rezept: "Es soll hier keinen Druck wie in der Arbeitswelt geben." Allein die "Freude am Singen" solle seine Gruppe zum "Richtigsingen" führen.

Dabei kommt aber auch der musikalische Anspruch nicht zu kurz. Wenn der Chor ein mehrstimmiges Lied lernt, nimmt Heckelsmüller zuvor die Stimmen einzeln auf, so dass die Sänger sich ihre Melodien zu Hause anhören können. Chorgesang ist Heckelsmüller zufolge eine Kunst, die auch in der professionellen Gesangswelt nicht jeder beherrsche: "Das ist eine ganz spezielle Richtung des Musizierens. Viele Popsolisten haben Probleme damit." Damit aus vielen Stimme eine einzige wird - Voraussetzung für einen Chor -, müsse man lernen, auf die anderen Sänger zu achten und trotzdem das Augenmerk auf dem eigenen Gesang zu behalten. "Das ist schon recht anspruchsvoll", sagt Martina Gormanns. Vor drei Jahren schloss sie sich dem Chor an, musikalische Erfahrungen brachte sie durch ihren früheren Klarinettenunterricht mit. Noten lesen konnte Gormanns daher schon, gesungen habe sie schon zu Schulzeiten gerne. Die Liederauswahl des Chors liege ihr als Musicalfan sehr. "Wir singen aber auch Eigenkompositionen von Christian, auch mal etwas von Herbert Grönemeyer."

Neben dem Gesang übt Heckelsmüller mit seinen Schülern auch Showelemente. So lässt er die Gruppe beim Singen schnipsen, frei im Raum herumwandern und so auch ein Gespür für die richtige Bewegung zur Musik entwickeln. Mit seiner "drei-klang"-Gruppe hat er in diesem Jahr noch Großes vor: Ein gemeinsames Konzert mit einem anderen Chor, den er in Bochum leitet: "Das wird spannend, die beiden Chöre zusammenzuführen. Hier gibt es nämlich fast nur Frauen, dort fast nur Männer."

(bur)
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