Oberbilk Prozess: Schlägerin soll in Psychiatrie

Oberbilk · Die Begegnung zweier volltrunkener Frauen hatte fatale Folgen für beide.

Eine traurige Geschichte wird seit gestern im Landgericht verhandelt. Direkt davor ist sie im September geschehen: Stana S., 35, sternhagelbetrunken, war mit einem Bekannten im Auto unterwegs, wollte nach Hause zu ihren Kindern nach Bocholt. Als der Berufsverkehr auf der Werdener Straße stockte, fing sie einen Streit mit dem Fahrer an, wollte aussteigen. Nicht einmal den Gurt öffnete sie, "sie war nicht klar im Kopf", sagte der Bekannte. Fast sei sie aus dem Wagen gefallen, berichteten mehrere Zeugen.

Stana S. kann sich angeblich nicht erinnern. Sie weiß nur, dass sie seit dem Morgen anderthalb Flaschen Wodka getrunken und Benzodiazepin geschluckt hatte. Ihr Bekannter will gehört haben, wie das spätere Opfer der schwankenden Stana ein Schimpfwort nachgerufen hat. Stana sei auf die andere zu getaumelt, habe sie geschubst, so dass sie zu Boden ging, und als sie sich aufgerappelt habe, habe Stana sie erneut gestoßen. "Wäre sie nur beiseite gegangen - Stana war viel zu betrunken, um ihr zu folgen", sagte der 48-Jährige und: "Beide waren zur falschen Zeit am falschen Ort."

Den Zeugen hatte Stana, die als Siebenjährige aus Serbien nach Düsseldorf kam, zwei Wochen zuvor kennengelernt. Ihre zweite Ehe war gescheitert, sie hatte ihren Mann verlassen, dessen demente Oma sie drei Jahre lang gepflegt hat. In dieser Zeit, erzählte die zierliche Frau gestern, habe sie angefangen, regelmäßig viel zu trinken. Deshalb hatten sich nun auch ihre Kinder von ihr abgewandt, worunter sie sehr litt. Mehrfach habe sie Hilfe in Kliniken gesucht, wollte einen Neuanfang. Der Kneipenbekanntschaft aus Derendorf konnte sie ihr Herz ausschütten. "Wir waren kein Paar, sie erinnerte mich an ein Kind, sie tat mir leid, und ich wollte helfen", sagte der Zeuge.

Helfen wollte er womöglich auch mit seiner Aussage. Denn alle anderen Augenzeugen wollen gesehen haben, wie Stana S. den Kopf der am Boden liegenden Frau an den Haaren hochgezogen und mit Wucht aufs Pflaster geschlagen hat. Die 45-Jährige, selbst hochgradig alkoholisiert, hatte dabei einen Schädelbruch und Hirnblutungen erlitten, in der Folge kam es zu einem Schlaganfall, durch den sie bis heute teilweise gelähmt in einer Klinik liegt. Erholen wird sie sich wohl nie.

Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Stana S. ihren Tod zumindest in Kauf genommen hat, möglicherweise in schuldunfähigem Zustand. Weil aufgrund einer Persönlichkeitsstörung weitere Straftaten von ihr nicht auszuschließen seien, will er ihre dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie beantragen. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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