Oberbilk Schüler stellen Meisterwerke nach

Oberbilk · "Louvre reloaded" heißt eine Ausstellung mit Fotos und Videos von 150 Oberbilker Kindern und Jugendlichen, die im Akki-Haus zu sehen ist. Bei dem Projekt wurden die Bilder weltberühmter Künstler neu in Szene gesetzt.

 "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci - von jungen Schülerinnen mal klassisch nachgestellt, dann mit Handys, Discokugel und Cocktails in die Gegenwart übertragen.

"Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci - von jungen Schülerinnen mal klassisch nachgestellt, dann mit Handys, Discokugel und Cocktails in die Gegenwart übertragen.

Foto: Akki

"Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" von Vermeer, "Der arme Poet" von Spitzweg oder erst recht "Das letzte Abendmahl" von da Vinci sind berühmte Kunstwerke, die eigentlich jeder kennen sollte. Doch trifft das auch auf Schüler in Oberbilk zu? Jetzt auf viele jeden Fall schon, denn 150 Kinder und Jugendliche der Klassen fünf bis neun von Haupt-, Real- und Gesamtschulen aus dem Stadtteil haben an einem ungewöhnlichen Projekt des Akki (Aktion & Kultur mit Kindern) teilgenommen und kennen sich nun bestens mit den alten Meistern aus. Nicht nur das: Sie haben die Gemälde mit Foto- und Videotechnik nachgestellt, und manches Ergebnis ist derart gelungen, dass man schon zweimal hingucken muss, um zu erkennen, dass hier Kinder am Werk waren. "Louvre reloaded" heißt die Ausstellung, die noch bis zum 11. Juni im Rahmen des Kulturforums Oberbilk im Akki-Haus an der Siegburger Straße 25 zu begutachten ist.

 "The Head of Saint John the Baptist". Im Original liegt der abtrennte Kopf auf einem Servierteller.

"The Head of Saint John the Baptist". Im Original liegt der abtrennte Kopf auf einem Servierteller.

Foto: ""

"Es ging dabei nicht nur darum, die Werke originalgetreu zu kopieren, sondern sie teilweise auch in die heutige Zeit zu übertragen und in einen neuen Kontext zu setzen. Da Vincis ,Letztes Abendmahl' ist das beste Beispiel dafür, die Mädchen haben die Szene an dem langen Tisch für das Foto einfach als moderne Party neu interpretiert", erklärt die Fotografin Alexandra Malinka, die das Projekt mit betreut hat. Neben der Foto- und Videoausrüstung hätten den Kindern auch die entsprechenden Kostüme aus dem Akki-Fundus und ein Bühnenbauer zur Verfügung gestanden. Gemeinsam habe man zudem die notwendigen Requisiten angefertigt.

 In Nicolas de Largillières Rokoko-Bild "Familienporträt" ist der Hintergrund um einiges düsterer. Und links sitzt eigentlich ein Mann.

In Nicolas de Largillières Rokoko-Bild "Familienporträt" ist der Hintergrund um einiges düsterer. Und links sitzt eigentlich ein Mann.

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"Der spielerische Umgang mit dem Thema sollte dabei im Vordergrund stehen", sagt Alexandra Malinka. "Aber ein gewisser didaktischer Ansatz steckt natürlich auch immer dahinter: die Auseinandersetzung mit den alten Meistern, das bewusste Hingucken; Wie ist der Bildaufbau, woher kommt der Lichteinfluss und wie könnte ich die Idee, die dahinter steckt, in die Neuzeit übertragen?" Diese Fragen hätten die Jungen und Mädchen quasi nebenbei beantwortet. Auch Flüchtlingskinder hätte an dem Projekt mitgewirkt. "Da war die Verständigung anfangs zwar etwas schwierig, später ist das im Gefühl zunehmender Euphorie aber nicht weiter aufgefallen", berichtet die Fotografin.

Für Projektleiter Tom Birke vom Akki ist es wichtig, dass bewusst Schüler aus Oberbilk mit "Louvre reloaded" gefordert und letztlich eben auch gefördert wurden. "So etwas kann man im normalen Kunstunterricht natürlich gar nicht leisten, dafür fehlt allein schon die Technik. Wenn man dann sieht, wie bereitwillig die Schüler sich hier mit Kunst beschäftigen, wenn sie Teil davon werden, ist das schon beachtlich. Und das Ergebnis hat alle Teilnehmer wirklich stolz gemacht."

Am Ende waren es nicht allein die Werke von Malern längst vergangener Jahrhunderte, die ganz neu inszeniert wurden, auch Warhol oder Balthus wurden als Vorbild genommen. Besonders beliebt: die Selbstporträts von Frida Kahlo.

Die Fotografie nimmt im Veranstaltungskalender des Akki für Kinder ein breites Feld ein. So hat Alexandra Malinka mit jungen Teilnehmern auch schon einen Workshop ausgerichtet, der das Handwerk von der Pike auf vermittelte. "Viele Kinder und Jugendliche fotografieren ja heutzutage nur noch mit dem Handy. Was ein Film ist, dass man diesen im Labor entwickeln muss und dass diese Prozedur ziemlich kompliziert ist, ist ihnen völlig fremd", sagt sie.

(RP)
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