Oberbilk Sport auf dem Platz statt in der Muckibude

Oberbilk · In Oberbilk treffen sich jeden Sonntag viele Sport-Begeisterte auf dem Outdoorplatz für die Trendsportart "Calisthenics", bei der der eigene Körper als Trainingsgerät genutzt wird. Mitmachen kann jeder und das ohne Kosten.

 Der Sport funktioniert ohne Hanteln oder Laufband: Nur das eigene Körpergewicht muss gestemmt oder in die Höhe gezogen werden.

Der Sport funktioniert ohne Hanteln oder Laufband: Nur das eigene Körpergewicht muss gestemmt oder in die Höhe gezogen werden.

Foto: andreas Endermann

Oliver Roesener greift mit beiden Händen die waagerechte Stange über ihm und zieht sich an ihr hoch. Auf den ersten Blick sieht die Übung aus wie ein klassischer Klimmzug. Was Oliver und fast 30 andere Freizeitathleten aber jeden Sonntag leisten, geht über diese klassische Turnübung weit hinaus. Der Klimmzug ist eine zentrale Übung beim Calisthenics, einer Sportbewegung, die zurzeit im Trend liegt. "Das Ziel ist, seinen Körper so hoch wie möglich zu ziehen - die Stange am besten in Höhe des Bauchnabels", erklärt Paul Böhme, der schon länger mitmacht und sich scheinbar mühelos an der Querstange emporzieht.

Treffpunkt für die Sportler ist der Spiel- und Outdoorsportplatz an der Stahlwerkstraße. Mehr als ein paar Klimmzugstangen, normale Sitzbänke und einer Grasfläche brauchen sie nicht. Der Sport funktioniert ohne Hanteln, Laufband oder Crosstrainer - nur das eigene Körpergewicht muss gestemmt oder in die Höhe gezogen werden.

Roesener zieht sich mit aller Kraft und einem verzerrten Gesichtsausdruck hoch, bis die Stange fast seine Nase berührt. Wieder mit dem Boden unter den Füßen freut er sich dennoch über diesen Erfolg. "Am Anfang habe ich die Übung fast gar nicht geschafft", sagt er. Roesner hat sich der Gruppe angeschlossen, weil er im vergangenen Jahr neu nach Oberkassel gezogen ist. "Ich wollte Leute kennen lernen und Sport treiben", sagt er. "In Fitness-Studios trainiert jeder eher für sich. Hier bilden alle eine Gruppe." Nicht ausschließlich wegen des Gruppentrainings kommt Irina Bücker zum Calisthenics. Sie stützt die Hände hinter ihrem Rücken auf einer Bank, drückt ihren Oberkörper langsam hoch und senkt ihn gemächlich wieder. Seit vier Wochen kommt sie sonntags zum Trainieren und schafft viele Übungen fast spielend. Die Neusserin ist Pole-Dance-Lehrerin, unterrichtet also den Tanz an der Stange. "Calisthenics ist für mich perfektes Training", sagt sie. "Umsonst, draußen und in netter Gesellschaft."

Organisiert wird das Calisthenics-Treffen in Oberbilk von Chris (19 Jahre) und Arthur Haas (21). Chris hat sich Aufwärmübungen angeeignet, damit die Muskeln, Kreislauf und Gelenke der Teilnehmer von Anfang an gut vorbereitet sind. Dennoch ist das Mitmachen auf eigene Gefahr, verletzt habe sich aber eh noch niemand. Jeder kann zum Training kommen, jeder setze sich ein anderes Ziel, sagt er. "Der eine versucht mit harten Sets mit mehr als 50 Wiederholungen die Kraftausdauer zu trainieren, andere trainieren gezielt auf schwere Figuren und Tricks." Er meint spektakuläre Figuren wie Back Lever, bei denen der Sportler sich aus dem Schulterbereich an der Stange hält, dabei den Körper waagerecht über dem Boden hält und nach unten blickt. Paul Böhme beherrscht sie fast mühelos ebenso wie viele andere Übungen. Sein Können zeigte der Unterbilker vor kurzem bei den Deutschen Calisthenics-Meisterschaften in Bremen. Mit Erfolg: In einer Kategorie holte er sich den Titel. Einen persönlichen Erfolg verbucht auch Oliver Roesener. Durch Calisthenics und Joggen hat er fast 15 Kilogramm abgenommen. "Hätte ich allein im Fitness-Studio kaum geschafft."

(RP)
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