Düsseldorf Anwohner klagen über Baustellenlärm

Oberkassel · Seit August 2014 wird das ehemalige Bürogebäude Düsseldorfer-/Hectorstraße umgebaut. 15 Wohnungen sind geplant.

 Dieter Bierholz, Harald Flender und Alexander Bierholz (v.l.) sind seit acht Wochen dem Lärm der Großbaustelle (im Hintergrund) ausgesetzt.

Dieter Bierholz, Harald Flender und Alexander Bierholz (v.l.) sind seit acht Wochen dem Lärm der Großbaustelle (im Hintergrund) ausgesetzt.

Foto: Endermann

Das aus den 1970er Jahren stammende ehemalige Bürogebäude an der Ecke Düsseldorfer-, Hectorstraße wird derzeit zum Wohnprojekt "Rheingold" mit 15 Eigentumswohnungen umgebaut. Es liegt auf der Hand, dass die Nachbarschaft dadurch belastet wird. Doch für die unmittelbar Betroffenen ist das Maß längst voll. Verzweifelt wenden sie sich an die Öffentlichkeit, weil bisher alle Appelle an den Bauherrn und die Stadt, die Lärm- und Feinstaubbelastungen in Grenzen zu halten, fehlgeschlagen sind.

"Seit acht Monaten müssen wir unerträglichen Lärm und Vibrationen ertragen", sagt Alexander Bierholz, dessen Vater Dieter gemeinsam mit Harald Flender Besitzer des Nachbarhauses ist. "Der Beton wurde nicht etwa geschnitten, sondern mit Stemmhämmern bearbeitet. Morgens zwischen 7 und 8 Uhr sind die Arbeiter angerückt und haben sich über die Betonwände hergemacht, so dass wir buchstäblich aus den Betten flogen - und das sechs Tage in der Woche", sagt Bierholz. Sein Vater ergänzt: "Wir sind froh, wenn unsere Mieter, die gegen den Krach protestieren und einen Anwalt einschalten wollen, möglichst oft verreisen." Ein anderer Mieter, der im Haus sein Architekturbüro habe, sei gezwungen, sonntags zu arbeiten, um Ruhe zu haben.

Vergeblich bat die Familie um emissionsärmere Abrissmethoden und untermauerte ihre Bitte mit Tonaufnahmen und Lärmmessungen, die teilweise bis zu 100 Dezibel erreichten. Die Werte seien an den Bauträger "Die Wohnkompanie NRW" geschickt worden. "Abhilfe wurde uns zwar versprochen, aber geändert hat sich nichts", so Alexander Bierholz, der immer wieder an den Bauherrn appellierte: "Machen Sie sich bewusst, dass im Umfeld der Baustelle Menschen leben." Dieser habe auch reagiert, die Baustelle besichtigt und selbst den Lärm messen lassen. "Daraufhin hat er uns mitgeteilt, dass die Arbeiten keinen unüblich erhöhten Lärm verursachen'". Das bestätigt dann auch die schriftliche Stellungnahme des Bauträgers.

Wörtlich heißt es dort: "Bei unserer Baumaßnahme handelt es sich um ein baurechtlich genehmigtes sowie städtebaulich gewünschtes Vorhaben." Es liege in der Natur der Sache, dass Beeinträchtigungen wie Lärm und Staub entstehen und als zumutbar von der Nachbarschaft hinzunehmen seien. Das leuchtet den Nachbarn dann auch ein. Aber: "Dass eine massive Betonwand mit normalen Presslufthämmern abgebrochen wird, dass große Teile davon in unserem Garten landen, ganz zu Schweigen von dem vielen Dreck - das ist unzumutbar", sind Bierholz und Flender überzeugt. Und es sei auch seltsam, dass ein Lärmgutachten nicht die Stadt, sondern der Bauunternehmer selbst für seine Baustelle in Auftrag gegeben habe.

Einig sind sich die Anwohner, dass die Bauarbeiter nicht verantwortlich zu machen sind. Es geht ihnen vielmehr um das Genehmigungsverfahren, genauer um die Baugesetze, die geändert werden müssten. "Gebaut wird meist von profitgesteuerten Konzernen, die rigoros vorgehen", sagt Harald Flender. "Sie machen Lebensräume kaputt und zerstören Lebensgefühle." Ihre Vorgehensweise werde geduldet, während bei Privatleuten strengere Maßstäbe in Sachen Lärm angesetzt würden. Man denke nur daran, wenn mal die Musik zu laut sei.

Die Bezirksvertretung 4 diskutiert heute über das Thema.

(RP)
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