Verliebt in Düsseldorf Auf der Pirsch

Oberkassel · Das Café und Bistro Muggel in Oberkassel ist ein beliebter Ort zum Ausgehen und eignet sich gut, um Leute kennenzulernen. Immer mittwochs trifft man hier besonders viele Singles, die das nicht bleiben wollen.

 Kellner Rifaz hat schon oft erlebt, dass sich im Café Muggel Beziehungen entwickeln.

Kellner Rifaz hat schon oft erlebt, dass sich im Café Muggel Beziehungen entwickeln.

Foto: Andreas Endermann

Die beiden Mittdreißigerinnen haben sich hübsch aufgebrezelt und wollen garantiert jemanden kennenlernen. Denn obwohl sie sich angeregt miteinander unterhalten, schauen sie sich nicht dabei an, sondern stehen nebeneinander und damit ansprechbereit mit dem Rücken zur Theke. "Die werden nicht lange alleine bleiben", ist sich deshalb Hans sicher. Der 51-jährige Oberkassler kommt gerne in das Café Muggel, das auch als die gute Stube von Oberkassel bezeichnet wird. "Das ist einfach ein sehr kommunikativer Ort für Menschen jeden Alters."

Am Mittwoch gilt das gemütliche Bistro unter den Düsseldorfer Singles aber auch noch als gute Location, um andere Alleinstehende kennenzulernen. "Immer wieder ist zu beobachten, dass an diesem Abend jemand alleine kommt, aber nicht mehr alleine geht", sagt Michael aus Solingen. Da er mit seiner Ehefrau unterwegs ist, hat er keine Probleme, das Muggel am Mittwoch als Singletreff zu bezeichnen.

Die Singles selber tun sich da schon schwerer: Keiner will als verzweifelt gelten, zugeben, dass er mit seiner Lebenssituation unzufrieden und deshalb hier aktiv auf der Suche ist, auch wenn das noch so offensichtlich ist. "Ich bin sehr zufrieden, wie es jetzt ist, und bin heute Abend nicht im Muggel, um jemanden kennenzulernen, sondern weil ich nur ein Glas Wein trinken möchte", behauptet beispielsweise Ahmed. Allerdings scannt er mit raschem Blick jede weibliche Person ab, die durch die Türe tritt und schiebt sich später zentimeterweise an eine Gruppe mit vier attraktiven Frauen heran. Dort wird er aber wohl kaum Glück haben, denn diese bilden einen engen Kreis, sind scheinbar nicht an weiteren Bekanntschaften interessiert. Wer hier die Körpersprache versteht, ist klar im Vorteil.

"Der Mittwoch ist in Düsseldorf der klassische Ausgehabend und da ist auch bei uns immer viel los. Aber alle möglichen Gäste sind vertreten, nicht nur Singles. Wer alleine bleiben will, kann das auch, ansonsten findet hier jeder schnell Anschluss", sagt Kellner Rifaz. Seit 13 Jahren bedient er im Muggel und hat schon manch zarten Anfang einer Beziehung miterlebt. "Auf einigen Hochzeiten war ich dann auch später eingeladen." Er legt ebenso wie Chef Alexander Esposito darauf Wert, dass sich kein Gast belästigt und dumm angemacht fühlen muss. Sie spielen deshalb auch nicht den Überbringer für ausgegebene Drinks. "Da muss der Gast sich ja womöglich für etwas bedanken, was er gar nicht wollte", sagt Esposito.

Louisa ist das dennoch einmal passiert. "Nicht vorher gefragt zu werden, fand ich sehr unangenehm, und wusste gar nicht, wohin ich schauen sollte. Aber dumm angemacht worden bin ich hier noch nie." Die Blondine kommt gerne ins Muggel. "Da ist der Tag eigentlich egal, denn weil es oft voll ist, kommt man schnell ins Gespräch." Einen Partner hat sie dort aber noch nie kennengelernt.

Für Gregor spielt der Wochentag durchaus eine Rolle. "Den Mittwoch mag ich nicht so, denn dann sind mehr Silberrücken hier auf der Jagd", sagt er mit Anspielung auf die grauhaarigen Männer im sonst sehr gemischtem Publikum, das durchweg chic daherkommt. Einer der Gründe für Eva, das Muggel als Treffpunkt zu wählen. "Da bin ich ganz ehrlich, die Männer sind gepflegter und solventer als die Kerle in der Altstadt", sagt sie. Allerdings müsse man aufpassen, denn oft seien darunter "Teilzeitsingles, also Fremdgeher". Sie ordert einen Cocktail, sondiert das Umfeld und stürzt sich ins Getümmel, das sie später allerdings alleine verlässt. Macht nichts, nächsten Mittwoch geht das Spiel wieder von vorne los.

(RP)
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