Oberkassel/Flingern Bilder erzählen von der Suche nach Trost

Oberkassel/Flingern · In einer Wanderausstellung zeigen Menschen, die die Kriegszeit erlebt haben, in Bildern und Texten, was ihnen Trost gespendet hat. Zu sehen sind zum Beispiel die schützenden Arme einer Mutter.

 Petra Ricken (Caritas, v.l.), Udo Baer (Zukunftswerkstatt) und Petra Budde (ASG) bei der Eröffnung der Ausstellung in Oberkassel.

Petra Ricken (Caritas, v.l.), Udo Baer (Zukunftswerkstatt) und Petra Budde (ASG) bei der Eröffnung der Ausstellung in Oberkassel.

Foto: David Young

Ein knorriger Baumstamm wird zum Engel. Die Flügel sind bestückt mit Federn aus Papier, auf denen zu lesen ist, was tröstete und was noch heute tröstet. Auf anderen Ansichten werden auf teils schonungslose Art Erlebtes dargestellt oder der Glaube und die schützenden Arme der Mutter in den Mittelpunkt gestellt. Solche und ähnliche Collagen, Bilder und Texte erzählen von Wertvorstellungen und Wünschen, die als Trost empfunden werden. Entstanden sind sie nach einer Idee des Instituts für Soziale Innovationen (ISI) im Projekt "Alter und Trauma". Jetzt wurde die Ausstellung "Trost 45" in Anwesenheit von rund 70 Interessierten bei einer in Kooperation von Caritasverband Düsseldorf und ASG-Bildungsforum initiierten Veranstaltung mit Impulsvortrag, Workshop und Diskussion im Canisiushaus Oberkassel vorgestellt.

"Ziel ist es, jenen Menschen das Wort - aber auch das Bild - zu geben, die damals die Kriegszeit erlebt haben. Hier können sie zum Ausdruck bringen, was getröstet hat oder was hätte trösten sollen", erklärt Referent Udo Baer, promovierter Diplom-Pädagoge und Geschäftsführer der Zukunftswerkstatt "therapie kreativ". Unter der Überschrift "Wo geht's denn hier nach Königsberg?" bringt er Zahlen ins Spiel, die aufhorchen lassen: 14 Millionen Vertriebene und zwei Millionen Vergewaltigungen im Zweiten Weltkrieg.

"Zwei von drei Menschen leiden noch heute an traumatischen Erfahrungen. Diese Trauma-Folgen sind unsichtbare Regisseure hinter dem Verhalten alter Menschen", sagt Baer. Auch Antonius Kerkhoff, Vorstand und Leiter des ASG-Bildungsforums, Thomas Salmen, stellvertretender Vorsitzender des Caritasverbands Düsseldorf, sowie Petra Budde, von der Leitung der Familienbildungsstätte ASG, und Petra Ricken, Berufsbildungsbeauftragte Pflege des Caritasverbandes, betonen, dass es Wunden gibt, die nicht heilen: "Ängste und Verunsicherung sind die Folgen. Die heutige Generation muss lernen, den alten Menschen Halt und Unterstützung zu geben." Scham- und Schuldgefühle haben lange Zeit zum Schweigen geführt. Heute ist bekannt, dass das Verstehen die Last verringert. "Deshalb gilt für Kinder und Enkelkinder, mit den Eltern und Verwandten ins Gespräch zu kommen. Denn das transgenerationale Erbe kann auch das Leben der Nachkommen belasten: "Zeitzeugen zu befragen hilft, die Trauma-Folgen zu verstehen."

Die Betroffenheit der Menschen, die auf der Flucht waren oder Erinnerungen an die Bunker-Nächte haben, äußert sich unter anderem in Unruhe oder Verlustängsten. "Altenhilfe ist Trauma-Arbeit", betont Baer. Deshalb steht der Trost an oberster Stelle: "Auch wenn ich mich hilflos zeige oder lediglich sage, es ist schlimm, hat das eine tröstende Wirkung."

Die Ausstellung "Trost 45" - die 2015 anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes ins Leben gerufen worden war - ist demnächst auch in anderen Stadtteilen, beispielsweise in Lörick und in Flingern, zu sehen, unter anderem im ASG-Bildungsforum.

(RP)
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