Düsseldorf Bürger wollen Denkmalschutz für Plätze

Düsseldorf · Viele Oberkasseler kritisierten am Stand der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post den Zustand des Werner-Pfingst-Platzes.

Die Zierkirschen stehen in voller Blüte. Doch täuscht die Pracht nicht über die Tristesse auf dem Werner-Pfingst-Platz hinweg: Der Rasen ist verdorrt und vermoost, auf einer Seite zeigen tiefe Reifenspuren, dass auf der Grasnarbe geparkt wurde. Das zum Schutz der Wiese gespannte Flatterband ist zerrissen, die Pflöcke teils aus dem Boden gerissen. "Eine Schande für Oberkassel", so das einhellige Echo der Besucher, die am Samstag zum Stand der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post gekommen waren und ihre Meinung zum Thema "Plätze" äußerten.

In teils drastischen Worten machten sie sich Luft über einen Platz, "der in einem erbärmlichen Zustand ist", wie Eva Schreier feststellte. Die Idee des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV), den Markt auf den Werner-Pfingst-Platz zu verlegen, finde sie nicht schlecht. "Dann kommen sich Gastronomie und Markt auf dem Barbarossaplatz nicht mehr in die Quere." Die Mehrheit aber schloss sich diesem Vorschlag nicht an und bevorzugt eine freie gepflegte grüne Fläche mit Bänken ringsherum. Christina Hirthammer aber mahnt: "Keine Designermöbel, sondern Sitzgelegenheiten vor allem für alte Menschen. Damit traf sie den Nerv von Helga Schultes. "Mehr Grün auf den Platz und an die Senioren denken", lautet ihre Botschaft. Darüber hinaus regt sie an, Plätze generell unter Denkmalschutz zu stellen, und sie sagt: "Bei Häusern geht das doch auch."

Georg Eiker, Vorsitzender des VVV, brachte einen anderen Aspekt in die Debatte. "Dieser Platz ist den jüdischen Opfern des Naziterrors gewidmet." Wenn er ein Angehöriger wäre, würde er für einen anderen Namen sorgen. "Glücklicherweise lebt die Familie Pfingst in den USA und wird mit diesem unwürdigen Ort nicht konfrontiert."

Als Grundübel für den Zustand des Platzes kam immer wieder der Weihnachtsmarkt ins Gespräch, der für mehrere Wochen auf der Rasenfläche aufgebaut wird. "Dadurch wird der Boden verdichtet, das Wasser kann bei extremen Wetterbedingungen nicht ablaufen", sagt Siefried Hanten. "Es ist nicht unsere Schuld", wehrte Manfred Simon vom Vorstand des Veranstalters "Wir in Oberkassel" ab. Der Fehler liege bei der Bauplanung für die Tiefgarage, was dann auch für Gerd Bellwinkel eine schlüssige Erklärung ist. "Die Erde muss komplett entfernt und eine Drainage gelegt werden", sagt er und ergänzt: "Wenn die Verantwortlichen keinen gepflegten Rasen hinbekommen, sollte die Fläche gepflastert werden." Seine Frau Monika schlägt vor, den Weihnachtsmarkt um die St. Antonius-Kirche herum aufzubauen, dann wäre das Problem gelöst. Mit Blick auf die gedeckelten Abfallboxen sagte sie: "Wir hätten sie auch gern an anderen Stellen, damit die Vögel nicht mehr alles aus den offenen Behältern herauszupfen und überall verstreuen können."

Gartenfachfrau Regina Bertini ist überzeugt, dass der Werner-Pfingst-Platz "von Anfang an ein Stiefkind ist". Alles sei billig gemacht und auf eine Nachbesserung verzichtet worden. Bezirksvorsteher Rolf Tups (CDU) teilt diese Meinung: "In Saatgut und Erde war das Unkraut bereits enthalten."

Es ging aber nicht nur um den Werner-Pfingst-, sondern auch um den benachbarten Barbarossaplatz. Das Ehepaar Zimmermann wohnt seit 60 Jahren in Oberkassel und ist mit der Entwicklung des Platzes unzufrieden. "Ich möchte dort hingehen und mich hinsetzen können, ohne gleich 50 Euro auszugeben", sagt Werner Zimmermann über die Gastronomie, die dort vor allem durch teure Restaurants, Cafés und Bistros bestimmt werde. Annemarie Zimmermann vermisst angesichts des unschönen Werner-Pfingst-Platzes und der Baustelle auf der Brunnenseite des Barbarossaplatzes das "Oberkasseler Flair". Obwohl er am Wochenende gepflegt aussah, bemängelte Karin Rosellen, dass nach schönen Frühlings- und Sommerabenden die Mülleimer überquellen und die Bänke beschmutzt seien. Auch der Platz um die Altpapiercontainer werde immer wieder als Abladeplatz für Sperr- und Hausmüll zweckentfremdet, den sie schon eigenhändig weggeräumt habe. Für Ivo Rabanus einmal mehr ein Grund, unterirdische Container zu fordern und ein Gesamtkonzept für beide Plätze.

(bur)
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