Oberkassel Gemeindesaal wird umgebaut

Oberkassel · Der Festsaal der Auferstehungskirche wird komplett neu gestaltet. Ziel ist es, Renaissance- und Barockmusik klanglich darzustellen.

 Kantor Thorsten Göbel im Festsaal der Auferstehungskirche. Der Raum soll eine neobarocke mechanische Orgel erhalten.

Kantor Thorsten Göbel im Festsaal der Auferstehungskirche. Der Raum soll eine neobarocke mechanische Orgel erhalten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dort, wo die Gemeinde Feste feierte, wo Theater und Konzerte aufgeführt und Versammlungen abgehalten wurden, ruht der Betrieb schon eine Weile. Alles, von der Gemeindeversammlung bis zu den Kantoreiproben, wurde in den Kirchenraum verlegt. Trotzdem dauerte es noch Monate bis der Umbau des Gemeindesaales der Auferstehungskirche in der vergangenen Woche starten konnte. Gemessen an den beiden Jahrzehnten, die die Planung in Anspruch nahm, ist das geradezu als fix zu bezeichnen.

Kein Wunder, dass die Vorfreude bei Kantor Thorsten Göbel, der seit 14 Jahren für die Kirchenmusik der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel verantwortlich ist, groß ist. "Ich kann fast neu anfangen, zu arbeiten", stellt er bei einem Rundgang durch den leergeräumten Festsaal fest. Im Blick hat er die Tonkabine, die sein Vorgänger Wolfram Fürll einst eigenhändig eingebaut hatte. "Sie kommt weg", sagt Göbel. "Dort wird eine kleine, neobarocke mechanische Orgel eingebaut." Das Besondere dieser Orgel werde ihre "wohltemperierte" Stimmung sein, mit der Renaissance- und Barockmusik in besonders guter Weise klanglich dargestellt werden könne. Das Instrument, das in dem Saal aufgebaut werden soll, stammt aus Privatbesitz und ist eine Spende der Familie von Klaus-Peter Bruhn, Vorgänger von Wolfram Fürll, dem Göbel im Amt folgte.

Der gesamte Saal, der übrigens unter Rhein-Niveau liegt, bekommt einen neuen Klang und ein neues Gesicht. Vor allem die Akustik wird so angepasst, dass der Schall gleichmäßig strömen kann. "Wenn der Saal voll besetzt war, dann war der Nachhall so unangenehm, dass kaum jemand ein Wort verstand", so Göbel, der den so genannten Knall- und Flatterschall mit Händeklatschen demonstrierte.

Erneuert wird auch der in die Jahre gekommene Fußboden, ebenso die Bühne, die auf beiden Seiten Stufen bekommt. Während die Treppen vom "Nussbaumhof" (den Baum gibt es jedoch nicht mehr) zum Festsaal so bleiben, wie sie sind, wird das Foyer neu gestaltet. Göbel: "Hier kommt eine Teeküche hin, dort eine Sitzecke, Garderobe und neue Toiletten. Die Arbeitsküche bleibt und die Toiletten am Eingang ebenso. Das Treppenhaus unter dem Bistro "Em Örjelche" werde wieder als Fluchtweg den früheren Zeiten angepasst. Und die benachbarte Kleiderkammer für Bethel bleibe ebenso erhalten.

Der Umbau im Untergeschoss der Auferstehungskirche wirkt sich aber auch auf den Kirchenraum oben aus, besser gesagt auf die mächtige Europa-Orgel Felix-Mendelssohn-Bartholdy. Mitarbeiter der Herstellerfirma Sauer aus Frankfurt/Oder haben sie hermetisch abgeriegelt oder komplett "eingehaust", wie es heißt. So kann kein Staub dem Instrument schaden. "Das Gerüst bleibt bis November stehen, bis die Arbeiten im Festsaal beendet sind." Zwischendurch wird schon mal nachgeschaut, um zu sehen, ob es den Pfeifen gut geht.

Dann ist die Gemeinde bis November ohne Kirchenmusik? "Nein", sagt Göbel, "ich begleite die Gottesdienste am Flügel." Er freue sich, dass die katholische Nachbargemeinde kooperiert und für die Gottesdienste der Bodelschwinghschüler die Tür der Antoniuskirche öffne. "Wir haben ein gutes Einvernehmen, alle halten zusammen."

Am Ende profitieren dann auch alle vom neuen Saal, den Göbel als größten im Linksrheinischen bezeichnet. Mit Musik will er überzeugen und auch denen etwas bieten, die sagen: "Ich geh' nicht viel in die Kirche, aber zu Konzerten." Er und auch die Gemeindepfarrer wüssten um die Verantwortung und bemühten sich, "dass die Tür zur Welt nicht zufällt".

(RP)
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