Oberkassel Kunst-Stoff

Oberkassel · Seit 22 Jahren arbeiten Barbara Esser und Wolfgang Horn zusammen. 1999 gestalteten sie den Ehrenhof. In einer Ausstellung beim Verkehrs- und Verschönerungsverein zeigen die beiden jetzt textile Kunstobjekte und Webstoffe.

 Wolfgang Horn liebt das Experimentelle und lässt sich auch von Barbara Essers pepitaähnlichem Anzugsstoff inspirieren.

Wolfgang Horn liebt das Experimentelle und lässt sich auch von Barbara Essers pepitaähnlichem Anzugsstoff inspirieren.

Foto: Bernd Schaller

Buttons haben vielfältige Aufgaben. In der Regel reicht ein einzelnes an einem Kleidungsstück angebrachtes Exemplar, um Zugehörigkeit zu zeigen oder auf eine bestimmte Gesinnung hinzuweisen. 1200 Buttons an einem Herrenanzug - der von einem mit dünnem Blattgold belegten Helm komplettiert wird - sind dagegen eher die Ausnahme.

Wolfgang Horn hat seine Inspiration in Kunst umgesetzt und zeigt jetzt in den Räumen des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins (VVV), wie er der Stoff-Oberfläche eine neue Struktur gegeben hat. Damit fügt sich dieses Kunstobjekt in die Ausstellung ein, die sich textilen Kunstobjekten und Webstoffen widmet.

Der kunsthandwerkliche Beitrag in Form von Geweben kommt von Barbara Esser. Sie und Wolfgang Horn arbeiten seit 22 Jahren eng zusammen. Während Horn aus der Architektur kommt, hat Barbara Esser Textil-Design studiert und sich anschließend schnell als Freischaffende - ausgezeichnet mit dem Staatspreis für das Kunsthandwerk in NRW - etabliert. Heute zählen beide zu den wenigen Künstlern in Deutschland, die konsequent mit textilen Materialien arbeiten und sich als Textilkünstler einem speziellen Bereich der Bildenden Kunst widmen. Wie kreativ ihnen das gelingt, haben die in Oberkassel lebenden Künstler auch im öffentlichen Raum von Städten wie Düsseldorf oder Krefeld bewiesen.

Jetzt aber zeigen sie im VVV Arbeiten, die auch ins Detail gehen. Die teils ohne Glasschutz ausgestellten, meist geometrisch aufgebauten Webarbeiten von Barbara Esser machen deutlich, dass sie die Kunst, mit Formen, Flächen und Farben zu arbeiten, perfekt beherrscht. "Die Erfahrung spielt auch eine große Rolle", schwächt sie ab. Spätestens aber, wenn sie erzählt, dass aus einem Spektrum von 150 Farben und 6000 Fäden mercerisierter Baumwolle auf einem Webstuhl exakt ausgeklügelte Muster oder Motive von unglaublicher Vielfalt entstehen, kann sich der Betrachter vorstellen, wie viel künstlerisches und handwerkliches Können eingebracht wird. "Der Reiz für mich besteht in der Kombination aus Technik und Freiraum", betont Barbara Esser.

Durch die Zusammenarbeit hat sich auch Wolfgang Horn mit dem Textil-Bereich befasst. Er liebt das Experimentelle und schafft aus Gewebe auch ausgefallene Installationen. Grafische Fotografien in Farbe oder Schwarz-Weiß zeigen, wie er die textile Faserung ins Detail zerlegt: "Ich lasse mich von Barbaras Stoffen inspirieren." Gemeinsame Projekte beweisen, wie fruchtbar diese Zusammenarbeit ist. So plant das Künstlerpaar, im Feldmühle Park 30 textile Baumskulpturen zu installieren. Wie das aussieht, haben sie im Sommer per Installation im Stadtpark Grevenbroich mit großem Erfolg gezeigt. Dort haben sie Bäume mit 2000 Meter farbigem Gurtband geschmückt: "Das kommt traditionellen Orten zugute." Die Projekte von Barbara Esser und Wolfgang Horn sind auch international gefragt. Aktuell sind zwei Arbeiten in Michigan, Museum of ART Muskegon, zu sehen. Trotzdem sind sie der Region verbunden, haben den Ehrenhof mit der Installation "6 Teppiche" verwandelt und im Stilwerk eine Großinstallation gezeigt.

(RP)
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