Oberkassel/Gerresheim Sport macht Integration einfach

Oberkassel/Gerresheim · Schüler des Comenius-Gymnasiums in Oberkassel messen sich mit Flüchtlingskindern bei Cosmo Sports in Gerresheim in Fußball und Badminton. Neue Freundschaften entstehen. Wer am Ende gewonnen hat, ist Nebensache.

 Comenius-Schüler und junge Flüchtlinge zeigten gestern keine Berührungsängste.

Comenius-Schüler und junge Flüchtlinge zeigten gestern keine Berührungsängste.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es ist in etwa so wie beim Fußball auf höchstem Niveau: Afrikanische, auch arabische Kicker glänzen durch technische Raffinessen, die deutschen Spieler agieren dafür zielorientierter. Wenn beide Fähigkeiten innerhalb gemischter Teams zusammengeführt werden, begegnet man sich auf Augenhöhe.

Gestern gab es den Startschuss für ein ungewöhnliches Projekt: 40 Schüler des Comenius-Gymnasiums in Oberkassel, je zur Hälfte männlich und weiblich, trafen im Freizeitcenter Cosmo Sports in Gerresheim auf 20 Flüchtlinge zwischen 15 und 18 Jahren aus unterschiedlichen Nationen und Einrichtungen der Stadt für Fußball- und Badmintonturniere. Das vielseitig ausgelegte Ziel: Gelebte Integration zu praktizieren, denn nichts sei einfacher, als im Sport zueinanderzufinden, weiß Initiator Peter-Axel Müller, der sich mit seinem Förderverein Licence2Bfit, mit dem das Comenius-Gymnasium eine Kooperation pflegt, schwerpunktmäßig für die Unterstützung des Schul- und Breitensports engagiert. Die Schule profitiere von den Möglichkeiten bei Cosmo zudem, weil diese dem Breitensport-Profil der Schule entgegenkommen würden, erklärt Sven Kuhlen, Fachschaftsvorsitzender Sport am Gymnasium.

Die Idee soll ab dem kommenden Jahr zu einem regelmäßigen Angebot werden, an dem dann auch andere Schulen teilhaben können. Vier bis sechs Termine sind vorerst abgemacht, Cosmo Sports bietet als Kooperationspartner ein vergünstigtes Preispaket an, "dennoch sind wir auf Sponsoren angewiesen, wenn das Projekt eine Zukunft haben soll", bestätigt Müller.

Das Konzept funktioniere jedenfalls, wie die direkt Beteiligten bestätigen. "Es macht Spaß, es gibt keinerlei Verständigungsprobleme, viele der jungen Flüchtlinge sprechen Englisch", erklärt Comenius-Schüler Arthur Wans. "Im Notfall gibt es auch bei uns welche, die zum Beispiel Arabisch beherrschen", ergänzt Nadia Henseler. Dass dieses Mal keine Mädchen unter den Flüchtlingen waren, empfand Donna Luther als schade, "es wollten aber welche kommen, die mussten nur gerade umziehen", weiß sie zu berichten. Dass gerade der Mannschaftssport ideale Voraussetzungen dafür biete, sich näher kennenzulernen, hebt Ben Luca Neckel hervor. Und auch der Syrer Adris Omar sagt: "Mit Englisch oder Französisch kommt man immer weiter." Er, der bereits gut Deutsch spricht und aktuell in einer Einrichtung an der Kölner Straße lebt, komme jedenfalls im nächsten Jahr gerne wieder. "Dann will ich es aber auch bis ins Endspiel schaffen."

Der sportliche Ehrgeiz stand gestern aber klar im Hintergrund. Das ist ganz im Sinne von Peter-Axel Müller, der jedoch das Engagement im Vorfeld zuweilen als Sisyphus-Arbeit empfand: "Ich war in so gut wie jeder Flüchtlingsunterkunft in dieser Stadt bis zu dreimal, habe Plakate aufgehängt und Teilnehmerlisten ausgelegt. Doch der Aufwand hat sich gelohnt." Gestern habe er sich dann wie der "Papa der Kompanie" gefühlt.

(RP)
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