Pempelfort Das Ärgernis Kaiserstraße

Pempelfort · Anwohner und Geschäftsleute kritisieren die Pläne der Stadt zur Umgestaltung: Der U-Bahnhof soll endlich einen Aufzug bekommen, zu Lasten allerdings von Bürgersteigen, Parkbuchten und auch Lebensqualität, meinen sie.

 Hotel-Geschäftsfrau Marjorie Megyaszai (Mitte) und die Anwohner Johanna und Günter Schneider können die Pläne der Stadt nicht verstehen.

Hotel-Geschäftsfrau Marjorie Megyaszai (Mitte) und die Anwohner Johanna und Günter Schneider können die Pläne der Stadt nicht verstehen.

Foto: bernd Schaller

Johanna Schneider kann sich noch daran erinnern, als die Kaiserstraße eine prächtige Flaniermeile und florierende Geschäftsstraße war. In den vergangenen Jahren musste sie aber mitansehen, wie die Straße, an der sie seit mehr als 65 Jahren lebt, nach und nach ihren ursprünglichen Charakter und Charme verlor. Inzwischen nutzen viele Menschen sie als Stadtautobahn, brettern mit ihren Pkw und Lkw über die Straße und bespritzen dabei bei Regenwetter die Passanten auf der einen Seite, da dort zum Beispiel keine Parkbuchten vorgelagert sind. Einen barrierefreien Zugang zum U-Bahnhof Nordstraße gibt es im Gegensatz zu allen anderen unterirdischen Stationen in der Stadt und zum Ärgernis von Behinderten, Senioren und Eltern bislang nicht.

Daran will die Stadt in diesem Jahr etwas ändern. Doch Anwohner wie Johanna Schneider und ihr Mann Günter sowie Geschäftstreibende wie Marjorie Megyaszai (Hotel Excelsior Kaiserstraße), die sich vor vielen Jahren zur Initiative "Lebenswerte Kaiserstraße" zusammengeschlossen hatten, befürchten eine weitere Verschlechterung ihrer Lebens- und Geschäftssituation. Denn die Pläne der Stadt (Kosten: fünf Millionen Euro) sehen vor, dass der Aufzugschacht in die Straßenmitte kommt, dafür sollen Gleise und Straßenspuren verschwenkt werden.

"Wir finden es gut, dass ein Aufzug kommt, das ist ein guter Service für unsere Kunden und wichtig für Menschen mit Rollator, Kinderwagen oder Koffer. Doch die Stadt will dafür Bäume und Parkbuchten opfern, die Lärm- und Feinstaubbelastung ist schon jetzt über Limit, und die Straße wird für Unfälle anfälliger", bemängelt Hotel-Geschäftsfrau Megyaszai. "Wenn die Stadt den Umbau durchführt, werden die wenigen Bäume, die wir an der Straße noch haben und die sie noch ein wenig aufwerten, gefällt. Außerdem sollen die Gehwege schmaler werden, der Verkehr und damit auch der Lärm rücken näher an unsere Häuserfronten", sagt Johanna Schneider. Für die Geschäftstreibenden entstehe ein Schaden. "Wenn es kaum Platz zum Gehen und keine Parkplätze gibt und die Autos und Lkw direkt neben einem vorbeisausen, werden die Kunden wegbleiben", ist sie sich sicher.

Die Initiative setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass der Aufzug an der Zufahrt zur Nordstraße eingerichtet wird und die Bahnen so umgeleitet werden, dass dort Platz für einen Aufzug entsteht. Je eine Fahrbahn pro Richtung sollte etwa für Radfahrer vorgesehen werden, denn Pkw und Lkw würden diese Bahnen ohnehin kaum nutzten. Im Rathaus und in der Bezirksvertretung 1 hält man an den ursprünglichen Plänen aber fest. "Seit Jahren fordern Behinderte und Senioren den Aufzug, jetzt soll es endlich losgehen", sagt Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner. Sie verweist auf einen Antrag der Ampel-Koalition im Rathaus, der im Sommer beschlossen wurde und vorsieht, dass die Kaiserstraße umgestaltet wird, etwa Radwege eingerichtet, Gehwege attraktiver werden. Sie räumt ein, dass es ungünstig sei, dass der Aufzug vor Jahren beschlossen wurde, die Überplanung der Kaiserstraße aber erst kürzlich: "Ich bin wohl optimistisch, wenn ich sage, dass die Bagger in fünf Jahren dort rollen, doch es soll dort etwas passieren."

Man solle die Chance zur Umgestaltung jetzt nutzen, meint indes Günter Schneider. Die Stadt verhalte sich wie ein "trotziges Kind", obwohl alle Argumente gegen die Pläne sprechen würden.

(semi)
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