Pempelfort Der etwas andere Einkaufsbummel

Pempelfort · Am "Perlfisch"-Wochenende in Pempelfort haben 30 Händler und Künstler zu Vernissagen, Verkostungen und Konzerten eingeladen. Vor elf Jahren gab es die Aktion zum ersten Mal.

Während sich die Katze Kishou müde zwischen den Ausstellungsstücken räkelt, berät Schmuckdesignerin Vivien Reig-Atmer (52) eine Kundin, die sich für einen Silberring interessiert. Unaufdringlich plätschert Musik in den Raum und wer mag, der kann beim Stöbern auch ein Glas Prosecco trinken. Wer sich genau umsieht, erkennt, dass es sich bei dem ungewöhnlichen Ausstellungsraum um eine Küche handelt. Gleich angrenzend das Atelier der Designerin, eine Tür weiter, und heute ebenfalls Showroom, ihr Schlafzimmer.

"Anfangs war es nicht leicht, Interessierte hereinzubitten", erzählt Reig-Atmer, Inhaberin des gleichnamigen Schmuck-Ateliers an der Parkstraße 21 und Gründerin des "Perlfisch" in Pempelfort, einem gemeinsamen Aktionswochenende von Einzelhändlern und Atelierbetreibern, das an den vergangenen drei Tagen stattfand. Trotz des roten Teppichs auf dem Bürgersteig erschien es einigen zu intim, eine Privatwohnung zu betreten. Mittlerweile aber hätten sich die Kunden, immerhin rund 600 am vergangenen Wochenende, daran gewöhnt ihr Privates, und damit eben auch ihr Atelier, zu besuchen.

Begonnen hätten sie "Perlfisch" damals zu dritt, erzählt Reig-Atmer. Das ist jetzt elf Jahre her und mittlerweile habe sich die Zahl der Mitwirkenden, mittlerweile nicht mehr nur Inhaber kleiner Geschäfte, sondern auch Restaurantbetreiber und Hoteliers, stabil bei rund 30 Teilnehmern eingependelt. Und so konnten die Besucher des bunten Aussteller-Wochenendes seit Freitagabend nicht nur einen Blick hinter die Kulissen der mitunter außergewöhnlichen Wirkungsstätten von Designern und Schneidern, Fotografen und Architekten erhaschen, sondern zwischendurch - um bei dem maritimen Gedanken eines in einem Riff lebenden Karpfenfisches zu bleiben - auch kulinarisch bei den neun in diesem Jahr teilnehmenden Gastronomiebetrieben vor Anker gehen.

Dabei kamen die Besucher des auf Pempelfort konzentrierten alternativen Einkaufsbummels nicht allein aus dem Kiez. "Immer mehr Interessierte kommen auch aus anderen Stadtteilen zu uns", weiß Reig-Atmer. Und nahezu obligatorisch besuche sie seit vielen Jahren auch ein Paar aus Holland. Auf die Idee einer gemeinsamen Präsentation individueller Geschäfte und Ateliers habe sie eigentlich vor Jahren ihre Mutter gebracht, sagt Reig-Atmer. Die nämlich stellte als Kunsthandwerkerin und bildende Künstlerin schon vor rund 50 Jahren ihr handgearbeitetes Steinfeinzeug sowie ausgefallenes Porzellan in den eigenen vier Wänden aus, um so Kunden nicht nur ihre Arbeitsräume zu zeigen, sondern auch, um ins Gespräch zu kommen. Folgerichtig nur, dass in diesem Jahr neben der Hutdesignerin Laurence Leleux (42) auch Christine Atmer de Reig (81) als Gast im Atelier an der Parkstraße ausstellte. "Der Kontakt zu den Kunden wird durch das Gespräch im Rahmen einer solchen Ausstellung einfach persönlicher", bestätigt Atmer de Reig.

Neu an Bord bei den Perlfischen war in diesem Jahr der Modedesigner Philippe Carouge (37), der ein Atelier für Damenmode an der Collenbachstraße 62 betreibt. "Mit Teilnahme an diesem Wochenende kann ich, neben individuellen Beratungen, meine Entwürfe bei den Kunden weiter und dauerhaft ins Gespräch bringen", sagt der gelernte Schneider und Schnitttechniker.

Ins Gespräch, zumindest bei den männlichen Besuchern, brachte sich auch Stefan Krienelke (48), Betreiber eines Autopflege-, Veredelungs- und Reinigungsdienstes an der Scheibenstraße 2. Der bot im Rahmen des Aktionswochenendes Seminare zum Thema Autowäsche an und brachte den Teilnehmern bei, wie man ein Auto, egal ob wertvoller Oldtimer oder gewöhnliches Gebrauchsfahrzeug, richtig reinigt. Mit der Hand, versteht sich.

(RP)
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