Pempelfort Die Tee-Philosophie

Pempelfort · Tee avanciert zum Trend: Während das Heißgetränk früher oft an kalten Tagen oder bei Krankheit getrunken wurde, steigt der Konsum seit Jahren stetig an. Das spürt auch Händler Abu Pahlevan in seinem Laden in Pempelfort.

Abu Pahlevan verkauft in seinem Geschäft ausschließlich Tee, der von einer Teepflanze kommt.

Abu Pahlevan verkauft in seinem Geschäft ausschließlich Tee, der von einer Teepflanze kommt.

Foto: Anne Orthen

Schon einige Meter vor Betreten des Fachgeschäfts "Tee Pahlevan" strömen verschiedenste Aromen von Kräutern bis Kirsche in die Nasen der Fußgänger. Mit rund 500 Sorten bietet der Eigentümer Abu Pahlevan an der Schwerinstraße 18 das größte Teeangebot in Düsseldorf an. Wer Beutel sucht, ist hier jedoch falsch. Alle Sorten sind aromadicht in großen Blechdosen verpackt. "Durch die maschinelle Abfertigung verliert der Beuteltee sein Aroma", erzählt Pahlevan. Die Preise in seinem Geschäft liegen zwischen sechs und 40 Euro für jeweils 100 Gramm. Jede seiner Sorten hat ihr eigenes Etikett, das Abu Pahlevan nach Probieren des Tees selbst geschrieben hat. Mal sind die Beschreibungen darauf sehr funktional, ein anderes Mal philosophiert er mit Attributen wie "sinnlich" und "sehr blumig" über seine Sorten. Tee ist seine Leidenschaft.

Doch es sind nicht nur diese feinen Details, auf die es laut Pahlevan ankommt. Ihm geht es um das richtige Verständnis. Denn Tee ist nicht gleich Tee. Er unterscheidet zwischen "Nicht-Tee", wie er sich mehrheitlich in Supermärkten finden lässt, und echtem Tee, der von einer Teepflanze stammt. Aber auch echter Tee unterscheidet sich; und das nicht nur durch seinen Geschmack: Ob zur Beruhigung oder als Muntermacher, je nach Sorte entfaltet Tee eine andere Wirkung auf den Körper. Was Tee als Muntermacher von Kaffee unterscheidet? "Mit Kaffee startet man im fünften Gang, während der Körper mit Tee langsam im ersten Gang anfährt", erklärt Pahlevan. Ein weiterer Unterschied liegt in der Zubereitung. Je nach Sorte variieren Zubereitungszeit und auch die Temperatur des Wassers. Von Teekapseln wie von Teekanne oder Nespresso, die sich seit einigen Jahren erfolgreich auf dem Markt behaupten und die Teezubereitung enorm verkürzen, hält Abu Pahlevan erwartungsgemäß wenig. "Tee muss im Gegensatz zu Kaffee ziehen. Das kann er in Kapseln nicht", erzählt er.

Wem die Zubereitung zu kompliziert ist, kann sich diese Arbeit beispielsweise in der "Shennong Tea Lounge" am Burgplatz 2 abnehmen lassen. Dort servieren Besitzer Justus Hopmann und sein Team in fernöstlicher Atmosphäre verschiedene Teesorten aus Japan und Taiwan. Bevor Hopmann die Lounge eröffnete, arbeitete er in der IT-Branche. Doch dann entschied er sich für eine 180-Grad-Wende, ließ sich in Asien zum Teemeister ausbilden und eröffnete sein Geschäft. Noch heute reist er regelmäßig nach Asien, um Tee und Zubehör direkt bei den Bauern zu kaufen.

In seiner Lounge will Hopmann Tee weitab von der häufig mit ihm verbundenen Spießigkeit führen. Das gelingt einerseits durch vielfältige Variationen wie Chai Latte, ein Getränk aus Tee und Milch, Cocktails und gar Kuchen aus Tee. Andererseits legen Hopmann und sein Team viel Wert auf die Präsentation. "Es geht darum, das Teetrinken zu zelebrieren", erzählt er. So werden japanische Matcha Tees vor den Augen der Gäste auf traditionelle Art mit Bambusbesen zubereitet. Ein besonderer Reiz, der den Teemeister in so manchem Gast weckt.

Eigens dafür bietet Hopmann regelmäßig Veranstaltungen an, bei denen er Interessierten sein Handwerk näherbringt. Doch das ist ein teures Hobby, denn das Zubehör für eine traditionelle Teezubereitung kann schnell mehrere Hundert Euro kosten. Doch es darf auch weniger sein: Rund sechs Euro pro Tasse für den günstigsten Tee lassen sich auch mit einem geringeren Budget realisieren. Das ist im Vergleich zu Teebeuteln zwar immer noch teuer, doch unterscheidet sich dessen Geschmack für den Kenner stark von Pfefferminz- und Früchtetee aus dem Supermarkt.

(RP)
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