Pempelfort Nordstraße im Wandel
Pempelfort · In Konkurrenz zur Innenstadt hat sich die Einkaufsstraße im Stadtteil etabliert. Aber auch in Pempelfort gibt es seit vergangenem Jahr zunehmenden Leerstand. Grund dafür sind offensichtlich die steigenden Ladenmieten.
Die Nordstraße gilt eigentlich als klassische 1b-Lage, als Einkaufsstraße im Stadtteil, die sich gegen die Innenstadt zu behaupten weiß. Doch spätestens seit Ende 2016 nimmt auch der Zustand in Pempelforts Zentrum besorgniserregende Züge an. Nicht weniger als neun Ladenlokale zwischen Dreieck und Kaiserstraße stehen aktuell oder in absehbarer Zukunft (wie etwa die Strauss-Filiale) leer.
Den Anfang machte Nordsee: Auf dem ziemlich beengten Anfangsstück bis zur Hausnummer 36 hatte es das Unternehmen wie so viele andere Händler schwer. Das Geschäft wurde inzwischen kernsaniert, ein neuer Mieter ist aber noch nicht bekannt. Je mehr das vergangene Jahr sich dem Ende entgegen neigte, desto größer wurde die Anzahl der aufgegebenen Läden. Kurz hinter dem Dreieck hat sich ein Telekommunikationsanbieter verabschiedet, wenige Meter weiter erklärt der Besitzer von "Mann oh Mann", er werde sich mit seinen Modeartikeln ganz auf den Onlinehandel konzentrieren. Auch in dem großen Geschäft von MS-Moden wurden die Umzugskartons gepackt. In der Vintage-Fabrik an der Nordstraße 4 hat der Ausverkauf begonnen, Inhaberin Tabitha Gopp will mit anderem Konzept in Neuss neu anfangen, nachdem ihr im vergangenen Sommer das Lager wegen Eigenbedarfs gekündigt wurde. Mit großer Euphorie hat Sabrina Sturr 2011 ihren Bauernladen an der Nordstraße 57 eröffnet, im Oktober verkündete sie trotz viel Lob von den Kunden auf ihrer Facebookseite das Aus: "Wir können leider die hohen Kosten nicht mehr stemmen, so sehr wir es auch wollen, es geht nicht. Es war uns ein Fest, diesen Laden zu führen."
Die Kosten, vor allem die steigenden Mieten, scheinen das Kernproblem zu sein, glaubt auch Robert Sonnenberger von der Werbegemeinschaft Nördliche Innenstadt. "Die Preise sind zum Teil nicht mehr tragbar." Man sei innerhalb der Werbegemeinschaft stets bemüht, das Verhältnis zu Eigentümern und Vermietern zu intensivieren und den Kontakt zu Geschäftsleuten zu vermitteln, "aber auf deren Preispolitik haben wir natürlich keinen Einfluss". Er sei zusätzlich in der Händlergemeinschaft Friedrichstraße, "da wollte neulich einer für 50 Quadratmeter Fläche 3600 Euro Kaltmiete haben". Ganz so gravierend sei die Situation an der Nordstraße noch nicht, "aber 30 Euro pro Quadratmeter kalt sind hier auch keine Seltenheit".
Sonnenberger ist überzeugt, dass der aktuelle Leerstand auf der Nordstraße ein temporäres Problem ist. Dennoch: "Das hat schon ein Volumen erreicht, das unangenehm und auch spürbar ist", bezieht er zum Beispiel die Schließung der Goethe-Buchhandlung an der Duisburger Straße mit in seine Überlegungen ein. Dass die Werbegemeinschaft an der Nordstraße jedoch nach wie vor ein Wirtschaftsfaktor von Gewicht sei, liest Sonnenberger daran ab, dass Barings, Eigentümer des Dieterich-Karrees, mit den beteiligten Läden dem Zusammenschluss der Händler beigetreten ist. "So sind wir von einem Tag auf den anderen von 56 auf 80 Mitglieder gewachsen." Ohnehin ist er überzeugt, dass sich im Laufe des Jahres auch wieder neue Mieter für die Nordstraße finden werden.
Zarte Ansätze gibt es bereits. Fielmann hat seine Filiale für viel Geld runderneuert. In der Stockheim-Immobilie steht ein neuer Mieter in den Startlöchern. Im noch leerstehenden Laden mit der Hausnummer 23 wird kräftig gearbeitet. Und an der Nordstraße 21 hat mit "Annie's Spa und Massage" vor kurzem ein ganz neues Geschäft eröffnet.
