"No-Go-Area" am ISS-Dome Das Wichtigste zum Düsseldorfer Schausteller-Gelände

Unter Polizeischutz wird auf dem Schausteller-Areal in Düsseldorf-Rath der Abriss einer illegal errichteten Halle vorbereitet. Das Gelände nahe dem ISS-Dome gilt als "No-Go-Area" und steht schon lange in der Diskussion. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengefasst.

Unter Polizeischutz wird auf dem Schausteller-Areal in Düsseldorf-Rath der Abriss einer illegal errichteten Halle vorbereitet. Das Gelände nahe dem ISS-Dome gilt als "No-Go-Area" und steht schon lange in der Diskussion. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengefasst.

  • Das Areal Es befindet sich in Düsseldorf-Rath unmittelbar südlich der A44. Der ISS Dome ist etwa einen Kilometer weit entfernt, die JVA Düsseldorf nur etwa 300 Meter Luftlinie auf der anderen Seite der Autobahn. Rundum sind viele Firmen angesiedelt. Auf dem etwa 6000 Quadratmeter großen Gelände stehen kleine Schwedenhäuschen und eine illegal errichtete Halle, die Anlass der derzeitigen Diskussion ist.
  1. Die Geschichte 1999 siedelte die Stadt 55 Mitglieder mehrerer Schaustellerfamilien auf dem Gelände an. Sie hatten vorher in Lichtenbroich ganz im Norden der Stadt in Container-Behausungen gelebt. Die neue Siedlung war ein Vorzeige-Projekt des damaligen SPD-Sozialdezernenten Franz-Josef Göbel. Doch die Integration einiger Bewohner gelang offenbar nicht vollständig. Die Siedlung bekam den Ruf eines rechtsfreien Raums, einer Parallelgesellschaft. 2013 kam es schließlich zu einer Razzia, bei der mehrere Männer festnommen wurden.
  2. Die Razzia Ende Februar 2013 stürmte ein SEK mit knapp 300 Polizisten das Gelände und vollstreckte fünf Haftbefehle. Festgenommen wurden drei jugendliche Intensivtäter wegen Diebstählen verschiedenster Art sowie Raub- und Drogendelikten. Außerdem kamen zwei ältere Gelegenheits-Schausteller wegen Diebstahls von mehreren hundert Tonnen Metall in Haft. Die Razzia machte Schlagzeilen, weil die Polizei mit einem so großen Aufgebot anrückte. Wie Anwohner des Areals später berichteten, warfen die Einsatzkräfte Blendgranaten in bewohnte Häuser, zerstörten Scheiben, öffneten Wohnwagen mit Motorsägen und erschossen einen Hund.
  3. Der Prozess gegen die Jugendlichen Der Prozess gegen die drei Intensivtäter im Alter von 17 bis 22 Jahren begann Ende September 2013. Ihnen wurden 36 Taten zwischen März 2010 und Februar 2013 vorgeworfen: Diebstahl von Autos, Autoteilen, Popcorn-Maschinen, Profi-Waffeleisen, kartonweise Lebkuchenherzen, Kupferkabeln bis hin zu Baggern und Sattelschleppern, oft von konkurrierenden Schaustellern, aber auch von den Stadtwerken oder im Neusser Hafen. Der Prozess platzte wegen eines Formfehlers: Weil die Jugendstrafkammer überlastet war, wurde vor einer Hilfsstrafkammer verhandelt, was prozessrechtlich nicht zulässig war.
  4. Der Prozess gegen die Schrottdiebe Gegen Josef M. (damals 46) und Carol S. (damals 48) wurde ab Mitte August 2013 verhandelt. Sie wurden im November des gleichen Jahres zu drei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, weil sie in rund 20 Fällen insgesamt 110 Tonnen Stahlrohre geklaut hatten. Den Röhrenwerken, die sie bestahlen, entstand ein Schaden von rund 40.000 Euro. Ebenfalls vor Gericht standen ein Neusser Hehler und ein Ex-Vorarbeiter der Röhrenwerke, der beim Diebstahl geholfen hatte.
  5. Das Problem Bereits vor der Razzia bestand der Verdacht, dass die Siedlung Rückzugsort krimineller Banden und Lagerstätte für Diebesgut ist - ein Verdacht, den der SEK-Einsatz 2013 bestätigte. Immer wieder wurde zudem von Anwohnern und Passanten berichtet, das Areal werde von den Bewohnern als nicht öffentlich betrachtet. Zeitweise stellten sie ein Schild mit der Aufschrift "Privatgelände" auf, das die Stadt entfernte. Fremde würden dort bedroht und vertrieben, hieß es.
  6. Der Kriminalpräventive Rat fasste daher bereits 2013 den Plan, für mehr Transparenz zu sorgen. Dazu sollte das Dickicht zwischen Straße und Siedlung gerodet werden. Außerdem sollte die Oberhausener Straße bis zum Mühlenbroich verlängert werden, statt in einer Sackgasse zu enden. Doch das scheiterte an einer illegal errichteten Halle. Sie steht im Weg - und außerdem auf einer Gasleitung. Nun will die Stadt sie abreißen, sobald eine Ersatzfläche gefunden ist, in der die Waren aus der Halle gelagert werden können. Zur Frage, was sich konkret in dem Gebäude befindet, machte die Stadt Düsseldorf gegenüber unserer Redaktion keine Angaben.
(hpaw)
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