Problemviertel in Düsseldorf-Rath Stadt plant Abriss von illegaler Halle unter Polizeischutz

Die Behörden wollen auf dem Schausteller-Gelände in Düsseldorf-Rath durchgreifen: Eine illegal errichtete Halle soll entfernt werden, damit wieder eine Straße durch das Areal führt. CDU-Politikerin Sylvia Pantel spricht von einer "No-go-Area".

 Diese Luftaufnahme zeigt das Gebiet neben der Autobahn 44 und der Bahnstrecke, in das die Stadtverwaltung eingreifen will.

Diese Luftaufnahme zeigt das Gebiet neben der Autobahn 44 und der Bahnstrecke, in das die Stadtverwaltung eingreifen will.

Foto: Andreas Endermann

Die Stadtverwaltung möchte das Schausteller-Gelände in Rath umgestalten. Sie will dafür möglichst bald eine illegal errichtete Halle abreißen, die den Durchgang von der Oberhausener Straße zum Mühlenbroich versperrt. Damit entspricht sie einem langgehegten Wunsch der Bezirksregierung und des Kriminalpräventiven Rats. Diese erhoffen sich mehr soziale Kontrolle, wenn das Gelände voll zugänglich ist. Der Abriss soll erfolgen, sobald die Stadt ein Ersatzgelände vorbereitet hat, auf dem die Waren aus der Halle gelagert werden.

Die Stadt hatte im Jahr 1999 rund 60 Mitglieder mehrerer Schausteller-Familien aus einer Wagenburg in Lichtenbroich in die Hütten neben der A 44 umgesiedelt. Zunächst galt das Dörfchen als gelungenes Integrationsprojekt, bereits wenig später allerdings als Problemquartier. Im Jahr 2013 wurde es über die Stadtgrenzen hinaus bekannt: Mehr als 300 Beamte setzte die Polizei damals bei einer Razzia ein. Es stellte sich heraus, dass das Gelände einer Bande als Unterschlupf diente, die in großem Stil Metalldiebstahl betrieb. Drei Diebe wurden schließlich verurteilt, das Gericht sah es als erwiesen an, dass sie über Monate mittels Ladekran tonnenweise Rohre von Bahnwaggons abgeladen und zum Verkauf gelagert hatten.

Der Fall führte damals zu einer breiten Diskussion darüber, wie sich die Lage vor Ort verbessern lässt. Zu dem Hüttendorf hatten sich Wagenburgen und Warenlager gesellt, auch Fahrzeuge einer Motorshow werden dort gelagert. Der Weg ins kaum einsehbare Gelände wirkt wie eine Privatstraße, und so sollen einige Bewohner das Areal - und fremde Besucher - auch behandeln. Die Halle hätte zudem nie gebaut werden dürfen, denn sie steht auf einer Gasleitung.

"Das ist eine No-go-Area"

Passiert ist aber bislang offenbar noch nichts. "Das ist ein Skandal", sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel. Dort würden Dinge hingenommen, die an anderen Stellen nicht geduldet werden. Auch die Politikerin beklagt, dass sie von Bewohnern bei einem Besuch bedroht worden sei. "Keiner will es hören und wahrhaben, aber das ist eine No-go-Area", sagt Pantel. Auch Bezirksbürgermeister Ralf Thomas (SPD) sieht Handlungsbedarf. "Das ist ein Gebiet, wo man als Besucher nicht gern gesehen wird."

Jetzt hat die Stadtverwaltung offenbar die Grundlagen für ein Eingreifen geschaffen: Die Städtische Wohnungsgesellschaft habe ein vollstreckbares Urteil zum Abriss erwirkt, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Die Vorbereitungen gestalten sich allerdings schwierig: Die Vermesser arbeiten unter Polizeischutz. Die Zwangsvollstreckung - der Abriss - soll erfolgen, sobald die Ersatzfläche bereit ist. Die Baugenehmigungen für die Fläche seien bereits erteilt. Die Rodung soll bis Ende des Monates erfolgen.

Einige der Schausteller hatten sich immer wieder beklagt, auch im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Anwohner über einen Kamm geschert würden. Sie betonten, dass nur einige kriminell seien und wiesen auch den Vorwurf zurück, aggressiv auf Eindringlinge zu reagieren. Am Mittwoch war unter den Firmennummern der ansässigen Betriebe niemand zu erreichen.

(RP)
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