Rath Ein Doppelgänger zum Abschied

Rath · Nach 21 Jahren geht Schulleiter Konrad Großmann in den Ruhestand. Mit einer ungewöhnlichen Kunstaktion wird er von Kollegen und Schülern des Rückert-Gymnasiums verabschiedet.

 Die Schüler haben für Konrad Großmann eine festlich gedeckte Tafel gestaltet - aus genähten Gegenständen. Höhepunkt ist der Doppelgänger des Schulleiters.

Die Schüler haben für Konrad Großmann eine festlich gedeckte Tafel gestaltet - aus genähten Gegenständen. Höhepunkt ist der Doppelgänger des Schulleiters.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es war eine äußerst originelle Verabschiedung in den Ruhestand, die sich Schüler und Lehrer des Friedrich-Rückert-Gymnasiums für ihren Rektor Konrad Großmann ausgedacht haben. Monate lang wurde unter der Leitung der Lehrerinnen Barbara Mayerhöfer und Rena Scheiter heimlich im Kunstunterricht gewerkelt und gebastelt. Entstanden ist ein einmaliges Gemeinschaftswerk. So wurde in der Schulcaféteria ein riesiger festlich eingedeckter Tisch gestaltet, der vollständig aus genähten Gegenständen besteht.

Aus Stoff sind beispielsweise Flaschen, ein Toaster, ein ganzer Kerzenleuchter, Teller und Torten und viele andere Speisen entstanden, an den Wänden wurden 15 von Oberstufenschülern gemalte Porträts des Schulleiters aufgehängt, alle Stühle wurden künstlerisch umgestaltet und mit individuell gefertigten Hussen versehen. Der Höhepunkt der riesigen Installation ist aber eine lebensgroße Puppe, ein Doppelgänger des Direktors.

"Die Kleidung der Puppe ist sogar von Herrn Großmann und wurde heimlich von dessen Frau zu uns gebracht", sagt Katja Geibel. Sie hat mit drei anderen Schülern an der Figur gearbeitet. "Das Tafelmotiv haben wir gewählt, weil Herr Großmann ein Genießer ist. Er kocht, isst und trinkt gerne und raucht auch gerne eine Zigarre", sagt Mayerhöfer. Die Schüler haben gerne mitgearbeitet. "Denn Herr Großmann ist der beste Lehrer. Er vermittelt den Lehrstoff so, dass man noch Jahre später alles weiß, zudem ist er gerecht", sagt Laura Medjedovic. "Außerdem ist er locker und hält eine enge Bindung zu uns Schülern", ergänzt Laura Meckenstock.

Insgesamt 21 Jahre hat Konrad Großmann die Geschicke der Schule gelenkt und in dieser Zahl die Schülerzahlen von 600 auf 700 steigern können. Und das trotz schwieriger Standortbedingungen. So war anfangs der Ruf der Einrichtung schlecht, Räume mussten mit der Abendrealschule geteilt werden. Ständig standen Sanierungsarbeiten an. "Das schlechte äußere Erscheinungsbild unseres Schulgebäudes hat mich immer geärgert, da dieses nicht die Qualität unserer Arbeit und die gute Atmosphäre widerspiegelt. Wir sind in vielen Bereichen top aufgestellt", sagt Großmann. Besonders stolz ist er auf die Einführung des Ganztages vor sieben Jahren und die Einrichtung einer internationalen Klasse vor einigen Monaten, in denen Migranten und Flüchtlinge so lange unterrichtet werden, bis ihre Sprachkenntnisse für einen Wechsel in eine Regelklasse ausreichen. "Ich war immer gerne Lehrer, auch wenn dieser Beruf viel Einsatz verlangt. Ich war hier an der richtigen Stelle", sagt Großmann, der vor seiner Zeit am Rather Gymnasium am Leibniz-Gymnasium unterrichtet hat.

Sein Einsatz ging auch über die eigene Schule hinaus. Als Vorsitzender der Rheinischen Direktorenkonferenz trug Großmann dazu bei, den Gymnasien eine Stimme in der bildungspolitischen Diskussion in Nordrhein-Westfalen zu geben. Deshalb kam neben vielen Schulleitern aus Düsseldorf auch NRW-Landesministerin Sylvia Löhrmann, um Konrad Großmann in den Ruhestand zu verabschieden.

Der geht positiv in den neuen Lebensabschnitt. "Jetzt beginnt eine neue Phase. Ich werde es genießen, keine Verantwortung mehr zu tragen und freue mich darauf, nun auch spontan Dinge unternehmen zu können", sagt Großmann.

(RP)
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