Rath Wie eine Rather Familie gut ohne Auto lebt

Rath · Früher hatte es finanzielle Gründe, dass Christian Wibbeke und Barbara König kein Auto hatten. Heute könnten sie es sich leisten, finden es aber nicht mehr notwendig.

 Christian Wibbeke, Nils, Jan und Barbara König fahren sogar mit dem Fahrrad in den Urlaub.

Christian Wibbeke, Nils, Jan und Barbara König fahren sogar mit dem Fahrrad in den Urlaub.

Foto: Lena Hogekamp

Einmal hat Christian Wibbeke (55) ein Auto besessen, nicht für sich allein, er hat es sich geteilt, damals, als er in der Ausbildung war und noch in einer WG wohnte. Ein Traumauto hat er nie gehabt, weder Mustang noch Ferrari. Christian Wibbeke kommt gut zurecht ohne Auto. Mit seiner Frau Barbara König (42) und den beiden Jungs Nils (11) und Jan (13) lebt er in Rath, vieles erledigt die Familie mit dem Fahrrad. Oder zu Fuß. Der Supermarkt liegt um die Ecke, einen kleinen Anhänger haben die Vier, in dem sie Getränkekisten und schwere Sachen transportieren. Manchmal bekommen sie auch Lebensmittel geliefert, vom Lammertzhof in Kaarst.

Dass Familie Wibbeke-König kein Auto besitzt, das hatte einmal finanzielle Gründe. "Es stellte sich die Frage: städtisch wohnen ohne Auto, oder rausziehen und ein Auto kaufen", erzählt Barbara König. Entschieden hatte sich das Paar für die Stadt, im Norden Düsseldorfs leben die Wibbeke-Königs in einer hübschen Reihenhaussiedlung, das Rather Zentrum ist nicht weit.

Bus und Straßenbahnen sind fußläufig zu erreichen, auch die S-Bahnen liegen nur einen guten Kilometer entfernt. Für die Familie ist das keine Strecke, "im Vergleich zu anderen laufen wir sicher mehr", sagt Barbara König. Heute könnten sich Christian Wibbeke und Barbara König ein Auto leisten, "aber es hat nie gefehlt", sagt die 42-Jährige, die als Krankenschwester in Bilk im EVK arbeitet. Seit die Wehrhahn-Linie in Betrieb genommen wurde, geht es für sie noch schneller in die Stadt. Manchmal wird sie mit dem Auto mitgenommen, von einer Arbeitskollegin aus der Nachbarschaft. "Mit der Parkplatzsuche in Bilk dauert das aber genauso lange wie mit den Öffentlichen", sagt die 42-Jährige. Ihre Söhne gehen aufs St.-Ursula-Gymnasium, steigen morgens um 7 Uhr in den Bus und lassen dann beim Umsteigen die U79 passieren, "weil die immer so voll ist", sagt Jan, nehmen stattdessen die U78. Mann Christian fährt mit dem Rad zur Arbeit, als Krankenpfleger hat er es nicht weit bis zum Johannes-Höver-Haus. Eine Weile fuhr er einen Dienstwagen, als er noch in der mobilen Krankenpflege war, da stand sein Fortbewegungsmittel eben nicht im Garten, so wie es sein Fahrrad tut, sondern vor der Haustür. Ganz selten leiht er sich das Auto vom Schwiegervater oder seinem Bruder, wenn er mal etwas wirklich Großes transportieren muss.

"Man plant die Tage anders, packt sie nicht voller Termine", sagt Barbara König und findet, dass ihre Kinder früh gelernt habe, sich im ÖPNV sehr selbstständig zu bewegen, "ohne in Panik zu geraten, wenn sie vergessen, an der richtigen Haltestelle auszusteigen". Obwohl sich Nils bei ganz schmuddeligem Regenwetter schon das eine oder andere Mal einen Fahrservice bis zur Schule gewünscht hat. Zumindest früher. Heute wollen die Jungs nicht mehr gefahren werden von den Eltern, sagt die Mutter und lacht.

Wenn man die Brüder fragt, ob sie denn auch mal einen Führerschein machen wollen, sind sie recht unschlüssig. Nils weiß genau, wie hoch die Kosten sind, wenn man sich ein Auto anschafft: "Benzin, Versicherung und so weiter", sagt er. Und Jan sieht zumindest im Augenblick noch keine Notwendigkeit, irgendwann mal eine Fahrschule zu besuchen. Nicht mal für den Urlaub brauchen die Wibbeke-Königs ein Auto: In diesem Sommer wollen sie mit dem Rad bis nach Berlin zur Leichtathletik-EM. Zwischendurch übernachten sie in Hotels, "zurück fahren wir dann aber mit dem Zug", sagt Barbara König, der die mehr als 500 Kilometer auf dem Hinweg dann reichen.

(RP)
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