Reisholz Das Castello dient auch als Probebühne

Reisholz · Seit Spätsommer hat das Schauspielhaus wegen der Sanierung des Theaters mehrere Ausweichstätten, unter anderem in Reisholz. Derzeit laufen Gespräche auch mit dem Christlichen Gymnasium über eine mögliche Verlängerung.

 Auch die Requisiten sind im Castello "to go".

Auch die Requisiten sind im Castello "to go".

Foto: Andrea Röhrig

Wer sich das Foto anschaut, mit dem das Schauspielhaus für das in der Ausweichspielstätte "Central" am 13. April anlaufende Stück "Das Versprechen" wirbt, könnte meinen, es sei von Thomas Rabsch im Schwarzwald aufgenommen worden. Doch weit gefehlt. Ein von Johannes Schneider vor rund 40 Jahren hinter seiner Gärtnerei an der Eichelstraße gepflanztes winziges Nadelwäldchen diente als Kulisse. "Das hatte mein Vater damals angelegt, weil wir für die Gärtnerei immer frisches Grünzeug brauchten", erzählte Karl-Heinz Schneider, der das Geschäft in zweiter Generation führt.

 Dramaturg Frederik Tidén zeichnet mit für "Das Versprechen" verantwortlich.

Dramaturg Frederik Tidén zeichnet mit für "Das Versprechen" verantwortlich.

Foto: Andrea Röhrig

Doch eigentlich liegt das Wäldchen viel zu versteckt, um darauf einfach so aufmerksam zu werden. Es sei denn, man wartet vor dem Burgwächter Castello an der Karl-Hohmann-Straße auf einen Shuttlebus. So ging es Frederik Tidén, der als Dramaturg am Schauspielhaus arbeitet und sich für "Das Versprechen" mit verantwortlich zeichnet. "Wir wollten das Foto in einem Wald machen und von uns kennt sich niemand im Düsseldorfer Süden aus", berichtete er.

Bei ebendiesem Warten auf den Shuttlebus, der täglich mehrfach zwischen Innenstadt und Reisholz pendelt und dabei Regisseur, Schauspieler oder Technik hin und her fährt, fiel Tidéns Blick - Castello und das Freie Christliche Gymnasium im Rücken - auf das rund 100 Meter entfernt liegende Grün. Mittwoch vor zwei Wochen klingelte bei Karl-Heinz Schneider das Telefon, ob dort eine Fotoaufnahme gestattet sei; zwei Tage später rückte das Team an.

Keine vier Wochen sind es bis zur Premiere des Friedrich-Dürrenmatt-Stücks, das vielen durch die Verfilmung mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe bekannt sein dürfte. Im Castello finden die Proben statt, weil das Schauspielhaus gerade aufwändig saniert wird. "Die Stadt hatte sich deshalb um Ausweichstandorte für uns bemüht", erläuterte Tidén. Seit Spätsommer wird die halbe Sporthalle als Probebühne genutzt. Anfang des Monats haben die Arbeiten für "Das Versprechen" begonnen. Die schränken das benachbarte Gymnasium beim Sportunterricht ein. Denn das nutzt dafür das sozusagen in den Schulkomplex integrierte Castello. Schule und Schauspielhaus haben sich auf Zeiten verständigt. So wird statt einmal lang nun zweimal am Tag unter der Regie von Tilmann Köhler geprobt: von 10 bis 14 und dann nochmal von 18 bis 22 Uhr. Während dieser Zeit dürfen die Schüler nicht in die Halle rein.

Doch es gibt nicht nur Absprachen untereinander. Das Castello ist 2005 gebaut worden, um in Düsseldorf eine Lücke im Angebot der Veranstaltungshallen zu schließen. Mit seinen rund 3000 Sitzplätzen weist man eine Größe auf, die weit unter ISS Dome (14.000) und Mitsubishi Eletric Halle (7500 Zuschauer) liegen. Früher spielten dort regelmäßig die Giants (Basketball, Rückzug 2013) und die HSG Düsseldorf (Handball, 2012 Rückzug aus der Zweiten Liga).

Ein sportlicher Ligabetrieb findet seitdem nicht mehr statt. Ab und an wird das Castello für Veranstaltungen gebucht. So haben die "Harlem Globetrotters" dort am Samstag, 25. März, wieder ein Gastspiel. "Die kommen gerne nach Reisholz", sagt Martin Ammermann, Geschäftsführer der "Düsseldorf Congress und Events", die die Veranstaltungshallen in Düsseldorf vermarktet: Es gebe derzeit nur eine geringe Anzahl an gebuchten Veranstaltungen im Castello. Der Globetrotter-Termin habe schon festgestanden, als klar gewesen sei, dass das Schauspielhaus vorübergehend einziehen werde. Darum mus die Probebühne nun für kurze Zeit weichen.

Geplant ist eigentlich, dass das Schauspielhaus nur noch bis Schuljahresende in Reisholz bleibt. Doch die Arbeiten am Theater am Gustaf-Gründgens-Platz sind frühestens im Sommer 2018 fertig. Ob das eine Nutzungsverlängerung für das Castello bedeutet, diese Frage kann Ammermann derzeit nicht beantworten: "Es gab am Montag ein Gespräch, in dem die Schulleitung deutlich gemacht hat, dass sie die Halle ab dem neuen Schuljahr wieder normal nutzen möchte. Ziel ist, eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt." Wie die aussieht, soll in einigen Wochen feststehen.

Für das Gymnasium erfordert die aktuelle Situation ein hohes Maß an Flexibilität. Schüler und Lehrer fahren mit dem Bus zu anderen Sportstätten. "Außerdem haben wir die Schwimmzeiten aufgestockt und zwei Basketballkörbe auf dem Schulhof bekommen", sagte Schulleiter Rolf Hübner. Er wäre froh, wenn das Provisorium im Juli ausläuft. Doch er gewinnt der Koexistenz von Schauspielhaus und Schule auch Positives ab. So haben einige Schüler in Videos mitgespielt, die in die Inszenierung "Faust to go" eingearbeitet sind. Das Stück ist am 19. und 20. Juni auch in der Schule zu sehen. "Ich wünsche mir, dass der gute Kontakt weiterhin erhalten bleibt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort