Reisholz/Pempelfort Die Könige des Schlamms

Reisholz/Pempelfort · Als "Mudkings" tritt eine Gruppe sportlicher Düsseldorfer jedes Jahr bei einem der härtesten Hindernisläufe der Welt an. Für sie ist das Rennen in Nordengland Herausforderung und Spaß zugleich.

 Sie wartet auf ihn: Vanessa (vorne) und Klaus Gerlach durchwaten den Schlamm gemeinsam.

Sie wartet auf ihn: Vanessa (vorne) und Klaus Gerlach durchwaten den Schlamm gemeinsam.

Foto: Mudkings

Eigentlich, sagt Vanessa Gerlach lachend, freue sie sich das Rennen hindurch auf die heiße Schokolade, die im Ziel jedem Teilnehmer gereicht wird. "Das Problem ist nur, dass die meisten Leute dann so stark zittern, dass sie die Tasse gar nicht halten können." Denn die heiße Schokolade ist hart erkämpft. Verdammt hart.

 Für Walter W. Kreutner (vorne) ging es zum elften Mal durch den Schlamm.

Für Walter W. Kreutner (vorne) ging es zum elften Mal durch den Schlamm.

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Das "Tough Guy Race" im Norden Englands gilt als einer der anspruchsvollsten Hindernisläufe der Welt. 15 Kilometer lang klettern Sportler über meterhohe Hindernisse, kriechen durch enge Tunnel, springen durch Feuer, waten durch Wasser und erleiden immer wieder Stromstöße - und das Ende Januar.

 Noch ein Mudking: Der Holthausener Michael Schmidt springt durchs Feuer.

Noch ein Mudking: Der Holthausener Michael Schmidt springt durchs Feuer.

Foto: James Rudd of http://www.james-r

"Die Kälte ist das größte Problem. In manchen Jahren muss bei den Wasserhindernissen erst das Eis durchbrochen werden, damit die Läufer auf die Strecke können", sagt Gerlach. Etwa 5000 Wagemutige melden sich jedes Jahr an, darunter ein Bruchteil Frauen. Nur die Hälfte der Teilnehmer schafft es ins Ziel. Die Pempelforterin war bereits zwei Mal darunter. Sie ist durch ihren Sportkollegen Walter W. Kreutner auf das Event aufmerksam geworden.

Der 62-jährige Reisholzer hat das Rennen bereits elf Jahre hintereinander überstanden - und motiviert immer wieder neue Freunde dazu, mitzumachen. "Mudkings" nennt sich die Gruppe - Könige des Schlamms. "Vor ein paar Jahren schaffte er es, meinen Mann Klaus zur Anmeldung zu überreden. Ich kam als Zuschauerin mit. Doch dann hat mich auch der Ehrgeiz gepackt", erzählt Gerlach. Auch wenn sie und ihr Mann gut trainierte Läufer sind, bereiteten sie sich immer intensiv auf das Rennen vor. Sie laufen bei jedem Wetter. "Klar ernten wir hin und wieder irritierte Blicke, wenn wir auf dem Kinderspielplatz durch den Sandkasten robben oder irgendwo üben, eine perfekte Räuberleiter zu machen", sagt Gerlach.

Ohne Teamwork sei die Challenge kaum zu machen. Sie arbeitet in einer Werbeagentur, er als Physiotherapeut.

Inzwischen haben die "Mudkings" an vielen ähnlichen Hindernisläufen in Deutschland teilgenommen. Und doch bleibt das "Tough Guy"-Rennen für sie einmalig. "Es gibt viele Unterschiede zu den Angeboten in Deutschland", erklärt Kreutner. So sei die Schwierigkeit der Hindernisse in England nicht begrenzt. Die Teilnehmer entbinden den Veranstalter von jedweder Haftung. Hierzulande sei dies aus Versicherungsgründen nicht möglich.

Dass die Veranstaltung im Januar und nicht im Sommer ist, macht die Sache nicht einfacher: "Die meisten, die auf der Strecke aufgeben müssen, sind nicht nur erschöpft, sondern völlig unterkühlt", weiß Kreutner aus Erfahrung. Vor allem aber hebe sich der Lauf durch einen Punkt von anderen ab: Er ist nicht kommerziell. Die Teilnahmegebühr geht an einen Gnadenhof für Tiere, auf dessen Gelände die Strecke liegt.

Wen Kreutner einmal mit dem Schlamm-Virus infiziert hat, den lässt es so schnell nicht mehr los. Auch Vanessa Gerlach will wieder mitmachen. Warum tut sie sich die Strapazen an? "Das frage ich mich während des Rennens auch manchmal", verrät sie lachend. Es mache einfach Spaß, seine Grenzen auszuloten. "Man ist immer wieder erstaunt, was man schaffen kann. Und wenn die Teilnehmer-Medaille um den Hals baumelt, sind wir alle so stolz, dass die Anstrengungen ganz schnell wieder vergessen sind."

(arm)
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