Lörick St. Martin: 25 Jahre Bischof und Bettler

Lörick · Franz-Peter Meuser und Paul Adams pflegen gemeinsam mit dem Löricker Bürgerverein den alten Brauch.

 Landwirt Paul Adams (links) und Franz-Peter Meuser machen aus der Mantelteilung zum St. Martinsfest ein Theaterstück. Elisabeth Seidenberg (Löricker Bürgerverein) kümmert sich mit Helfern um die Organisation.

Landwirt Paul Adams (links) und Franz-Peter Meuser machen aus der Mantelteilung zum St. Martinsfest ein Theaterstück. Elisabeth Seidenberg (Löricker Bürgerverein) kümmert sich mit Helfern um die Organisation.

Foto: Andreas Bretz

Die Alt-Löricker Franz Meuser und Hans Adams legten vor etwa 50 Jahren den Grundstein für das Löricker Martinsfest. Sie gründeten in der damaligen Volksschule an der Gärtnerstraße, heute Hubert-Hermes-Straße, ein Martinskomitee, das die Organisation übernahm. Das Erbe der Väter führen nun die Söhne, Franz-Peter Meuser und Paul Adams, fort. Die beiden Endfünfziger sind befreundet, kennen sich schon aus Kindertagen, haben gemeinsam die Löricker Schule besucht und spielen mit Hingabe und viel schauspielerischem Talent alle Jahre wieder die Rolle von Bischof (Ritter) und Bettler.

"Unser Martinsfest ist wie ein Theaterstück aufgebaut, wobei der soziale Aspekt im Mittelpunkt steht", sagt Adams. "Es beginnt mit dem Martinszug an der Philippuskirche, der durch den Stadtteil bis zur Kirche St. Maria, Hilfe der Christen zieht – vorneweg reitet St. Martin auf "Sansibar". Dort sei dann die Mantelteilung. "Ich komme als armer Mann verkleidet aus der Menschenmenge und erzähle den Zuschauern zunächst die Geschichte des armen Mannes." Dass dieser nämlich obdachlos sei und vergeblich bei seinem Gang von Haus zu Haus um milde Gaben gebeten habe. "Schließlich wird man als Bettler nicht geboren", ergänzt Adams. Nach der Einführung folgt der Dialog zwischen Bischof und Bettler. "Wer bist du denn? Warum bettelst du mich an?", fragt der Bischof und der Bettler antwortet: "Mir ist kalt." Der Bischof zögert nicht und sagt: "So nimm denn dieses Teil und wärm dich." Darüber freut sich der Bettler, hüllt sich in den Mantel und taucht in der Menge unter.

Für Franz-Peter Meuser geht damit ein langer Tag als Bischof zu Ende. Denn: "Ich bin schon ab 9 Uhr in vollem Ornat unterwegs und besuche alle Löricker Kitas sowie die Grundschule und händige den Kindern die Tüten aus." Früher sei er in die Klassen gegangen, heute kämen alle in der Aula zusammen und würden ihm etwas vorführen, das sei wunderschön. Eine denkwürdige Begegnung sei für ihn gewesen, als er seine alte Lehrerin aus dem ersten Schuljahr, Frau Görtz, traf, die ihn als Martin verkleidet, mit "Guten Tag Herr Dahmen" begrüßte. Denn Hennes Dahmen sei sein Vorgänger gewesen, der 40 Jahre lang den Ritter gespielt habe.

Obwohl Meuser, der in der Stadtverwaltung arbeitet, sich für diesen Tag Urlaub nehmen muss, ist er "mit Herzblut bei der Sache" und liegt damit auf gleicher Wellenlänge mit Adams. Denn dieser hat sich sogar im Schminklädchen an der Oberbilker Allee Tipps und Tricks geholt, um sich auch optisch in einen Bettler verwandeln zu können. Und das gelingt ihm so gut, dass er in seiner Maske nicht wiederzuerkennen ist. "Ist alles kussfest", stellt er lachend klar.

Neben den beiden Hauptdarstellern spielt bei der Inszenierung auch der im nächsten Jahr 60 Jahre alt werdende Löricker Bürgerverein eine wichtige Rolle. "Wir übernehmen die Organisation, sorgen für die Musikgruppen, Sicherheitskräfte und vor allem darum, dass die Kinder ihre Tüten bekommen", gibt Vorstandsmitglied Elisabeth Seidenberg Auskunft. Schon zeitig, gleich nach den Sommerferien, beginne sie die Haussammlung für St. Martin in die Wege zu leiten – und Sammler zu suchen. "Es sind meist Frauen, die dazu bereit sind." Von den Spenden werde all das gekauft, was in die Tüten gepackt werden soll. "Wir achten auf Qualität", betont Elisabeth Seidenberg. Abends vor dem Fest werden dann 700 bis 800 Tüten gepackt. Kitas und Schulen bekommen sie automatisch – alle anderen Kinder, die entweder noch nicht oder in eine andere Schule gehen, erhalten von den Sammlerinnen eine Marke, mit der sie sich eine Tüte im Pfarrzentrum abholen können. Elisabeth Seidenberg: "Was übrigbleibt, wird beim Tannenbaumrichtfest der Löricker Schützen verteilt. Denn auch sie helfen, dass unser Fest gelingt."

Was nicht groß wundert, denn in Lörick kooperieren die Gruppen miteinander. Außerdem ist Paul Adams Oberst der Löricker Schützen und Franz-Peter Meuser Hauptmann der Löricker Fidelen.

(RP)
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