Stadtmitte Auf der Suche nach dem Glück

Stadtmitte · Behinderte und nicht behinderte Schauspieler des Theater-Ensembles der Lebenshilfe proben derzeit ein neues Stück.

 Katharina Weishaupt (Mitte) und ihr Ensemble üben "Die Glückssucher" ein. Am 2. November wird das Stück aufgeführt.

Katharina Weishaupt (Mitte) und ihr Ensemble üben "Die Glückssucher" ein. Am 2. November wird das Stück aufgeführt.

Foto: Andreas Bretz

"Besorge mir noch mehr Geld", ruft Elisabeth Gobbers (26), stampft mit dem Fuß auf den Boden und flirrt dann durch den Raum. Mit großen Schritten treibt sie den Kater vor die Tür, wirft diese ins Schloss und reibt sich dann voller Vorfreude die Hände. Musik setzt ein, eine neue Szene beginnt. Gobbers Rolle verlangt, dass sie sich hineinversetzt in den Charakter Hans, dessen größtes Glück es wäre, berühmt zu sein. Dafür, und für viele weitere, bislang unerfüllte Wünsche benötigt Hans Geld. Das soll der gestiefelte Kater auftreiben. Egal wie.

Basierend auf dem Märchenklassiker, probt das Theaterensemble der Lebenshilfe Düsseldorf derzeit einmal wöchentlich eine Geschichte über das Suchen und Finden von Glück. Eine Frage, um die sich für die Schauspieler in diesem Moment alles dreht. Was bedeutet Glück für die Figuren des Stückes, an dem sie gerade arbeiten? Was bedeutet Glück für sie selbst? Auf die Frage, was der Schauspielerin Elisabeth Gobbers Glück bedeute, antwortet diese, die aktuelle Hauptrolle spielen zu dürfen. Ein großes Glück sei es auch, mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers vor der Kamera zu stehen. Das habe sie für den Tatort Münster schon zweimal getan.

Bereits seit 2014 ist Gobbers, die das Down-Syndrom hat, Teil des Ensembles, das aus behinderten und nicht behinderten Menschen besteht. Wenn sie nicht spielt, arbeitet sie als Beiköchin in einer Kindertagesstätte. Aber das Schauspiel, sagt Gobbers, sei ihr ein und alles. Eben ein großer Traum. "Wir machen Theater wie jedes andere Ensemble auch", sagt Regisseurin Katharina Weishaupt (36), "bei uns ist eine Behinderung nie Thema." Dennoch: Die inklusive Arbeit mit dem Ensemble erfordert eine differenzierte Aufarbeitung des Inhalts. Statt festgelegter Texte und Szenen werden diese gemeinsam entlang der Geschichte entwickelt, bis ein spielbares Stück entsteht. "Alles wird zunächst durch Improvisation entworfen", erklärt Weishaupt. Die Szenen-und Rolleninterpretation übernehmen die Schauspieler unter Hilfestellung selbst. Das gemeinsam erstellte Grundgerüst dient dann als Rahmen für die spätere Inszenierung. Und weil einige der Ensemblemitglieder aufgrund ihrer Behinderung nicht lesen können, wird alles auch direkt auswendig gelernt. "Trotzdem bleibt es stets ein Prozess. Jede Probe, jede Aufführung ist ein wenig anders", sagt Weishaupt. Weil die Schauspieler eine ungewöhnliche Perspektive auf die Welt haben, gerät auch jedes Stück zu einem Experiment. "Es ist Theater, geprägt von unglaublich viel Neugier." Geschützt durch den Charakter der Bühnenfigur, können sich die Ensemblemitglieder auf der Bühne in andere Rollen einfinden.

Termin "Die Glückssucher" wird am 2. November im Gemeindehaus der Schlosskirche Eller aufgeführt.

(RP)
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