Düsseldorf Die große Vielfalt in "Little Tokyo"

Düsseldorf · Das japanische Viertel rund um die Immermannstraße ist eine Besonderheit von Düsseldorf und bietet viele Möglichkeiten zum Essen und Shoppen. Der Friseur Taka rät, es bei einem gastronomischen Streifzug zu entdecken - ganz ohne Sushi.

Manga-Fans beim Japan-Tag 2015
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Foto: dpa, hka ink

Wer erleben will, wie international es auf der Immermannstraße zugeht, sollte sich im "Mod's Hair" die Haare schneiden lassen. Unter den Mitarbeitern von Geschäftsführer Taka (37) gibt es Deutsche, Japaner, Taiwanesen, Filipinos und Thailänder. Auch die Kunden sind international: 40 Prozent, so schätzt Taka, kommen aus Asien, der Rest aus Europa, neben Deutschland vor allem den Niederlanden.

Das ist typisch für die lange Straße zwischen Hauptbahnhof und Martin-Luther-Platz, in deren Umgebung viele internationale Firmen ihren Sitz haben. Berühmt ist die Gegend vor allem als Zentrum der japanischen Kultur in Düsseldorf. Zwar wohnen die meisten der rund 6500 Japaner in der Stadt im Linksrheinischen, in der Nachbarschaft des Deutsch-Japanischen Centers/Hotel Nikko spielt sich aber das Geschäftsleben ab.

Dort haben sich die Japaner in den vergangenen Jahrzehnten eine eigene Infrastruktur aufgebaut. Es gibt Reinigungen, Buchläden und Reisebüros, die ihre Dienste in erster Linie in japanischen Schriftzeichen bewerben, es gibt zahlreiche Läden, die japanische Lebensmittel, Geschirr oder Möbel anbieten. Der Kartendienst von Apple hat die Gegend kürzlich "Little Tokyo" getauft.

Zum Erkunden des Viertels und besseren Kennenlernen der japanischen Kultur empfiehlt Taka einen gastronomischen Streifzug durch die zahllosen Restaurants. Dabei lasse sich schnell ein gastronomisches Vorurteil abbauen: "Viele Deutsche denken, die Japaner essen immer nur Sushi", sagt Taka. "Dabei ist das in Japan fast nur ein Essen für besondere Anlässe."

Um die wahre Vielfalt der japanischen Küche zu entdecken, schlägt Taka eine Japanreise vor. Seine Empfehlungen: Am Ende der Straße zum Hauptbahnhof hat kürzlich das Takezo eröffnet, das Gerichte im südjapanischen Stil anbietet. Etwas weiter in Richtung Innenstadt befindet sich das Takumi, das Speisen im Stil der nördlichen Insel Hokkaido zubereitet. Wer nach rechts in die Oststraße einbiegt, findet dort auf der linken Seite das Naniwa, das vor allem für seine Suppen bekannt ist und so kocht, wie man es aus der Metropole Tokio kennt.

Weitere Tipps: Gleich nebenan befindet sich das Soba-an, das traditionelle japanische Nudelgerichte anbietet. Wer wiederum echte japanische Hausmannskost erleben will, findet sie im Kagaya an der Charlottenstraße. "So essen japanische Familien", sagt Taka.

Dass Düsseldorf über eine so starke japanische Gemeinschaft verfügt, hat mit den engen Wirtschaftsbeziehungen zu tun. Mehr als 200 japanische Unternehmen sind in der Stadt aktiv und bringen Mitarbeiter aus der Heimat mit. Das hat zur Folge, dass die meisten Japaner nicht auf Dauer an den Rhein ziehen. Sie bleiben in der Regel nur für mehrjährige Arbeitsaufenthalte, dann gehen sie zurück oder ziehen in eine andere Stadt irgendwo auf der Welt. Auch Taka ist herumgekommen: Er wuchs in Brasilien auf, wo es eine der weltweit größten japanischen Gemeinden gibt. Mit 15 ging er nach Tokio, um Profifußballer zu werden. Das Knie machte aber nicht mit, er musste umsatteln. Er betrieb Salons in Singapur, Malaysia und Indonesien, dann zog er nach Deutschland. Seine Frau leitet einen Friseursalon in Oberkassel, er die Filiale der Friseurkette. Was ihm an Düsseldorf gefällt? "Die Stadt ist schön und sicher." Wenn auch vielleicht nicht so sicher wie Tokio. Dort könne man sein Handy auf dem Tisch liegenlassen, wenn man aufsteht - und sich darauf verlassen, dass es dort liegenbleibt.

Lange wurde beklagt, dass Japaner und Deutsche in Düsseldorf kaum Berührungspunkte haben. Taka hat den Eindruck, dass sich das ändert. Das liege auch daran, dass viele Deutsche nach Japan reisten und dadurch mehr Interesse an der Kultur hätten. Taka reagiert darauf, indem er seinen Salon nach japanischem Konzept entwickelt: Wie in Tokio üblich, ist ein Café integriert. Typisch japanisch ist auch die Toilettenanlage, ein hochmodernes System mit automatischer Reinigung.

Typisch japanisch ist nicht zuletzt die Tausende Euro teure Schere, mit der Taka schneidet - so gute Qualität, sagt er, findet man in Europa nicht. Beim Haarschnitt gibt es in seinem internationalen Team aber keine Grenzen - man kennt die Moden in Europa und Asien. "Natürlich übernehmen wir alle jeden Kunden, egal woher er kommt."

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