Fußgängertunnel in Düsseldorf Bunter Untergrund am Worringer Platz

Stadtmitte · Unter dem Worringer Platz steht seit mehr als 20 Jahren die Zeit still. Dort befindet sich ein alter Fußgängertunnel. Die Wände sind kunstvoll besprüht.

Ein Blick in die Worringer Passage in Düsseldorf
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Ein Blick in die Worringer Passage in Düsseldorf

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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die fünf Ausgänge boten jemandem, der der Polizei entkommen wollte, ideale Bedingungen. Wer hier hineinlief, war weg. Gerade ältere Menschen, denen die Passage eigentlich die Überquerung des Worringer Platzes erleichtern sollte, mieden sie. Schließlich entschloss man sich 1994, die Passage zu schließen. Zuvor aber durften sich Graffiti-Künstler in der Passage austoben.

Und so sind die Wände besprüht in Neon-Farben, bunt, grell, komikhaft. Anders als der heutigen Street-Art sieht man den Werken ihren Ursprung noch an. Die Tags - die Kürzel der Sprayer, mit denen sie ihre Werke signieren - nehmen noch einen großen Raum ein, werden selbst zu Kunstwerken, hier wurde nicht mit Schablonen, sondern frei gesprüht, die Bilder sind nicht reduziert, arbeiten überhaupt nicht mit ihrer Umgebung, sondern wollen durch Farben und Knalligkeit auffallen um jeden Preis, es scheint noch die Subkultur durch.

Es gibt noch mehr Kunst in der Passage. Da steht etwa ein Tresor mitten im Raum. "Das Worringer Platz Gedächtnis". Künstler haben darin etwas abgelegt, niemand weiß, wer den Schlüssel hat und selbst im Netz gibt es keine Hinweise dazu, was nicht verwunderlich ist, denn 1994 boten in Deutschland nur wenige Vereine einen Zugang zum Netz, E-Mail Adressen waren noch Sache von Informatikstudenten und Handys waren nicht weit verbreitet. Das Gedächtnis wurde also nie digital.

Impressionen vom Urban-Art-Festival Düsseldorf 2015
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Impressionen vom Urban-Art-Festival in Düsseldorf

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Foto: Frank Kirschstein

Es gibt ein paar leere Betriebsräume, die Rolltreppen sind abgebaut, die Lampen aber funktionieren noch. Immer wieder gibt es bei der Stadt Anfragen, ob man etwas mit der Passage machen kann, doch der Umbau, um Publikumsverkehr zu ermöglichen, war den Fragestellern zu aufwendig, zu teuer. Die Decken sind niedrig, die Luft ist feucht, die Elektroanlage ist auf dem Stand von Anfang der 60-er Jahre. Damals wurde die Passage gebaut, es gab einen Trend zu diesen Unterführungen in der Bundesrepublik, wo die autogerechte Stadt das Ziel der Planer war. Fußgänger störten da.

An einer Säule hängen zwei alte Werbe-Plakate. Auch sie haben dieses grelle 90-er Jahre-Styling, es gibt keine Hinweise auf irgendwelche Webseiten. Ein Plakat weist auf eine Party im Stahlwerk hin, das andere wirbt für ein Basketballspiel einer amerikanischen Auswahlmannschaft gegen die Deutsche Nationalmannschaft in Köln.

Street Art in Düsseldorf
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Street Art in Düsseldorf

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Foto: Anne Peters
Streetart in Düsseldorf
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Einsturzgefährdet ist hier, unter dem Worringer Platz, nichts und das wird auch noch lange so bleiben, glaubt Schmitz. "Diese Art von Bauwerken sind auf eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt", es ist komplett aus Stahlbeton und trägt problemlos Lasten auch von bis zu 60 Tonnen.

(RP)
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