Stadtmitte/Hamm Hammer beschweren sich über Baupläne

Stadtmitte/Hamm · Über das umstrittene Wohnbauprojekt der Stadt wurde gestern im Anregungs- und Beschwerdeausschuss und in einer Bürger-Anhörung lange diskutiert.

Das umstrittene Bauvorhaben der Stadt in Hamm wurde gestern im Rathaus und kurz darauf auch in der Aula einer Schule in Bilk lange und intensiv diskutiert. Im Anregungs- und Beschwerdeausschuss bemängelten die Sprecher einer vor kurzem gegründeten Anwohner-Initiative vor allem die Vorgehensweise der Verwaltung bei dem geplanten Vorhaben.

So kritisierte der Hammer Willi Andree etwa, dass das Stadt- und Planungsamt die im Zuge des Dialogverfahrens erarbeitete Kompromisslösung inzwischen massiv abgeändert habe. Die neuen Pläne für das rund 22 Hektar große Areal im Gebiet "Beiderseits Hinter der Böck" sehe nun deutlich mehr Wohneinheiten und eine zweieinhalb- statt anderthalbgeschossige Bebauung vor und gefährde somit den dörflichen Charakter.

In den Gesprächen mit der Verwaltung seien die Inhaber von Gartenbaubetrieben nicht hinreichend etwa über steuerliche Konsequenzen im Zuge des Umlegungsverfahrens informiert worden. "Wir sind nicht blauäugig", sagte Willi Andree. Man sei sich dessen bewusst, dass das ursprünglich gemeinsam erarbeitete Konzept nicht Eins zu Eins umgesetzt werden könne. Doch eine so große Diskrepanz wolle man nicht hinnehmen.

Planungsamt-Leiterin Ruth Orzessek-Kruppa und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke versuchten zu beschwichtigen: Tatsächlich stehe man erst am Anfang eines langwierigen Prozesses, in dem auch die Bürgerbeteiligung fortgeführt werde. "Wir können und werden auf die Anliegen der Anwohner eingehen", versicherte Orzessek-Kruppa. Zuschke wies aber auch darauf hin, dass bei dem Bauvorhaben zwei sehr unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen würden: Wohnraum wegen der akuten Wohnungsnot zu schaffen und den dörflichen Charakter des Stadtteils zu bewahren.

"Wir befinden uns wieder am Anfang des Planverfahrens. Wir sind offen, mit Ihnen zu sprechen", betonte Orzessek-Kruppa auch in der Aula der Hulda-Pankok-Schule. Unter den rund 150 Bürgern äußerten viele ihrem Unmut. "Der aktuelle Plan entspricht nicht dem Ergebnis des Dialogverfahrens", bemängelte ein Vertreter des Fördervereins Düsseldorf Hamm. Dabei war vor etwa einem Jahr ein Kompromiss gefunden worden: eine Wohnbebauung, die sich mit dem dörflichen Charakter Hamms verträgt, eine zentral gelegene Grünfläche. 300 Wohneinheiten und maximal eineinhalbgeschossige Bauweise - davon sind Bürger aus Hamm ausgegangen.

Aktuell sind statt der großen Grünfläche mehrere kleine angedacht. Orzessek-Kruppa: "Auf diese Weise ergeben sich Abkürzungen für Radfahrer und Fußgänger." Das Grün war gestern weniger ein Stein des Anstoßes. Ein älterer Bürger lobte sogar die Veränderung zugunsten mehrerer kleiner Grünbereiche. Doch in einem Punkt sieht er wie viele andere ein Problem: in der Verkehrssituation. Er wollte zunächst wissen, mit wie vielen Wohneinheiten die Verwaltung plant, weil zwischenzeitlich von 1000 statt 300 die Rede war. "Wir planen genauso mit 300", versicherte Orzessek-Kruppa. Und: "Wir haben die Sensibilitäten von Ihnen allen wahrgenommen."

Tatsächlich ist vor allem die Verkehrssituation bei den Hammer Bürgern ein sensibler Punkt. In der aktuellen Planung soll der Verkehr über die bestehenden Straßen abgewickelt werden. Was aber, wenn die Bewohner der 300 geplanten Häuser und Wohnungen mit ihren geschätzt 600 Autos hinzukommen? Etwa 950 zusätzliche Fahrten aus und nach Hamm wären das jeden Tag.

Schon jetzt müssten aus Hamm kommende Autofahrer ein bis zwei Mal vor der Ampel Fährstraße/Völklinger Straße stehen, bemerkte ein Bürger. "Wir werden das noch weiter untersuchen", versprach Roland Maetschke vom Amt für Verkehrsmanagement, sagte aber auch, dass die Verkehrsbelastung in Hamm verglichen mit anderen Tempo-30-Zonen in Düsseldorf niedrig sei.

"Das ist ein Verkehrskonzept - das hätten wir uns selbst aus der Schublade holen können", sagte daraufhin ein weiterer Zuhörer und erntete dafür Applaus von den Anwesenden. "Sie haben Ihr Handbuch in die Hand genommen und Ihre Berechnungen angestellt", so der Mann weiter. Dabei sei es entscheidend, zu den Stoßzeiten und am Wochenende persönlich nach Hamm zu fahren und sich die Situation anzuschauen. Orzessek-Kruppa sagte zu, dass das Verkehrskonzept überarbeitet werde. "Da wird noch sehr viel mehr vertieft geprüft."

(semi)
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