Stadtmitte "Mädchen waren für uns kein Thema"

Stadtmitte · Vor 50 Jahren haben Schüler einer altsprachlichen Klasse am Humboldt Abitur gemacht. Der Kontakt ist nie abgerissen.

 Die Abiturienten von 1966 kehrten 50 Jahre später ins Humboldt-Gymnasium zurück.

Die Abiturienten von 1966 kehrten 50 Jahre später ins Humboldt-Gymnasium zurück.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Sie sind in Ehren ergraut, zum Großteil schon Rentner und leben in aller Welt verstreut. Vor 50 Jahren haben die Männer am Humboldt-Gymnasium an der Wielandstraße ihr Abitur gemacht, jetzt traf sich der harte Kern am Ort seiner abgeschlossenen Adoleszenz, um Rückschau zu halten - was ungewöhnlich ist, denn lieber besuchen sich die ehemaligen Gymnasiasten seit 2003 im Zwei-Jahres-Rhythmus gegenseitig. So gab es schon Klassentreffen in Berlin oder Hamburg, Basel oder Valencia. "Zusammengeschweißt hat uns damals eine Klassenfahrt nach Athen", erinnert sich Fritz Thalmann.

Dass die neun Klassenkameraden von früher allesamt Karriere gemacht haben - Juristen, Professoren, Ärzte, Theologen, Lehrer oder Bankdirektoren - mag auch an ihrer altsprachlichen Ausrichtung gelegen haben: Mit Latein als erster Fremdsprache wurde begonnen, nach Englisch in der siebten kam in der achten Klasse auch noch Griechisch dazu. "Diese Entscheidung war zumeist sicher auf die Eltern zurückzuführen, die ihren Söhnen den Weg in einen Beruf, in dem man viel Geld verdienen kann, bahnen wollten", spekuliert Wolfgang Heyn. Nur bei Ulrich Manthe war es etwas anders: "Ein Theaterstück auf Altgriechisch hat mich neugierig gemacht", sagt der Rechtsprofessor.

Mädchen seien für die Humboldt-Schüler früher kein Thema gewesen, zumindest nicht in der Schule, denn das Humboldt war bis 1972 ein reines Jungen-Gymnasium. "Umso erstaunter waren die Leute, als wir auf einer Party alle mit Freundinnen ankamen", berichtet Wolfram Viertelhaus. Und was ist den älteren Herrschaften sonst noch so aus der Zeit vor fünf Jahrzehnten im Gedächtnis hängengeblieben? "Dieser Brotgeruch, der nach dem Hopfenanstich in der benachbarten Frankenheim-Brauerei in die Klassenzimmer zog", sagt Thalmann. "Die Klassenfahrt nach Lehrte, dem langweiligsten Dorf der Republik, wir waren die Ersten überhaupt und wurden sogar vom Bürgermeister empfangen", weiß Viertelhaus zu berichten. "Der große Zusammenhalt in unserer Klasse", fügt Heyn hinzu. Und: "Wir waren kritisch, haben uns auch nicht alles gefallen lassen, waren ansonsten aber brav."

(RP)
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