Unterbach "Bunter Abend" für den Stadtteil

Unterbach · Ein fröhlicher Harlekin und zwei Hip-Hopper, die sich Equipment von ihren Kindern für die Verkleidung geborgt haben - die Kostüme beim Karnevalsball in Unterbach waren mit viel Phantasie und individuell gestaltet

 Sie mögen die Berge und gehen im bayrischen Outfit: Simone und Sebastian Neuendorf.

Sie mögen die Berge und gehen im bayrischen Outfit: Simone und Sebastian Neuendorf.

Foto: Endermann Andreas

Eine Gruppe Engel mit großen schwarzen Flügeln steht vor der Tür. Aufgeregt machen sie sich gegenseitig Mut. "Wir sind unprofessionell, aber gut", sagt Stephan Theisen, Mitglied der Gruppe "4711", die begleitet von Kirchenmusik auf die Bühne hüpft. Dort begeistern sie die Gäste mit ihren Imitationen verstorbener Künstler wie Bob Marley und Joe Cocker. Spätestens bei Falco hält es keinen mehr auf den Stühlen, und alle singen mit.

 Für Judith Giesen gehört der Karnevalsball in Unterbach zu den schönsten Events. Sie ist als fröhlicher Pierrot verkleidet.

Für Judith Giesen gehört der Karnevalsball in Unterbach zu den schönsten Events. Sie ist als fröhlicher Pierrot verkleidet.

Foto: Endermann Andreas

Die Stimmung beim "Bunten Abend" des Unterbacher Karnevalsausschusses ist ausgelassen. Die Karten für den Ball in der Festhalle an der Wichernschule waren längst vergriffen. Für viele aus dem "Dorf" ist der "Bunte Abend" das Highlight der Karnevalssaison. "Das ist die schönste Veranstaltung im Unterbacher Karneval, weil hier alles handgemacht ist", findet Judith Giesen. Heute Abend hat die 46-Jährige sich als Pierrot verkleidet. "Der ist ja eigentlich traurig. Das wollte ich aber nicht. Ich habe mich fröhlich geschminkt", erzählt sie. "Die Wahl des Kostüms war Gefühlssache. Ich mag gerne Kostüme, die anders als die von anderen sind."

 Die Hip-Hopper Igor und Alexandra Knezevic haben sich die Kopfhörer von ihren Kindern geborgt.

Die Hip-Hopper Igor und Alexandra Knezevic haben sich die Kopfhörer von ihren Kindern geborgt.

Foto: Endermann Andreas

Der Verein nennt sein Programm "Unterbacher für Unterbach". Viele der Künstler kommen aus dem Stadtteil oder sogar aus den eigenen Reihen. "Baumarkt Jupp" heißt eigentlich Norbert Fuchs. Viele kennen ihn dort als ehemaligen Hoppeditz. 2005 war er der Prinz des Karnevalsausschusses. Und auch die Festhalle entstand mit jeckem Engagement: Vor mehr als 50 Jahren hat Rüdiger Sackmann als Kind eine Schaufel in die Hand genommen und seinem Vater, einem Bauunternehmer, geholfen, die Gräben für die Fundamente freizuschaufeln. Grund genug für Karnevalsausschuss-Sprecher Martin Beier, die Umbenennung in "Sackmann-Bau" anzuregen.

Auch die ehemaligen Prinzessinnen haben sich zusammengetan und bringen mit ihrer Show die Halle zum Jubeln. Die "Elfen", eine Gruppe Ehefrauen von Vereinsmitgliedern, strapazieren die Stimmbänder der Gäste. Bei ihrer Darbietung bekannter Oldies singen viele lauthals mit.

Simone und Sebastian Neuendorf nutzen jede freie Stelle zum Tanzen. Weil sie die Berge lieben und diese untypisch für Unterbach seien, haben die beiden dieses Jahr eben typisch bayrische Kostüme gekauft. "Ich kann nicht nähen. Mit drei Kindern und einem Hund habe ich auch gar keine Zeit, etwas selber zu machen", erzählt die 46-Jährige.

Der "Bunte Abend" ist zwar ein Kostümball, Prämierungen gibt es aber nicht. Vielleicht ein Grund dafür, dass es nur wenige ganz selbst gemachte Verkleidungen gibt, wie die von Alexandra und Igor Knezevic. Im Karnevalsladen hätten sie einen Plastik-Ghettoblaster entdeckt. "Das brachte uns auf die Idee, als Hip-Hopper zu gehen." Die meisten Teile der Verkleidung kommen aus dem eigenen Kleiderschrank, die Kopfhörer haben sie bei ihren Kindern ausgeliehen. Die Accessoires stammen aus einem Karnevalsgeschäft. "So etwas trage ich normalerweise echt nicht", lacht Alexandra Knezevic. "Wir sind nicht bereit, viel Geld für Kostüme auszugeben", sagt die Unterbacherin. 60 Euro hat das Paar zusammen investiert - ein Schnäppchen-Kostüm.

(RP)
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