Unterbach Karneval in Unterbach: De Zoch kütt!

Unterbach · Wer am Sonntag nach Unterbach kommen wollte, musste sehr geduldig sein. Schon lange vor dem angesagten Zugbeginn um 14.11 Uhr tanzten die Jecken auf der Gerresheimer Landstraße und machten jedes Fortkommen fast unmöglich. Dieses Jahr neu: Erstmals startete man nicht auf dem ehemaligen Rewe-Gelände, sondern an der Vennstraße.

Prinz Rüdiger I, Jahrgang 53, hat vor 60 Jahren den ersten Karnevalsumzug in Unterbach miterlebt. Dass jetzt er auf dem tollen Thron sitzt, nennt er ein "einmaliges Erlebnis". Immerhin kann er die Feierlichkeiten heute wesentlich aktiver miterleben. "Wahrscheinlich trug mich meine Mutter im ersten Jahr noch auf dem Arm", erzählt er. Der Prinz erinnert sich aber, wie klein damals alles war: "Man musste sich noch nicht mal anmelden." Was 1957 mit zehn Wagen begann, hat sich zum Großevent gemausert: Auch Hilden und Erkrath liefen mit ihren Prinzenpaaren mit.

Auf dem Wagen des Karnevalsausschusses Unterbach fuhr außerdem Oberbürgermeister Thomas Geisel, der, kostümiert mit Schnurrbart und französischer Baskenmütze, den jubelnden Jecken Kamelle zuwarf. Einigen Freunden des Straßenkarnevals war anzusehen, dass sie eine gewisse Erfahrung mitbrachten. Viele Jecken schienen weniger Augen für die Wagen zu haben als für die Süßigkeiten, die sie mit Regenschirmen und gelupften Röcken zu fangen versuchten.

Dabei konnte der Unterbacher Umzug durchaus politisch sein: So prangerten die Grünen aus Erkrath den "Plastikwahn im Ozean" an. Die Karnevalsfreunde der Fidelen Pinguine nahmen, verkleidet als Mexikaner, den Amerikanischen Präsidenten Donald Trump aufs Korn. "Viva Mexico" stand auf ihrem Mottowagen aus gemalten Mauersteinen. Die Situation in den USA wurde auch am Wegesrand heiß diskutiert. Die Nachbarschaftsgruppe "Fiesta del Burro" protestierte mit ihrem eigenen kleinen Handkarren und genügend Altbier.

Auch Familie Wölker betrachtete den Zug. "Ich feiere hier, seit ich geboren bin", sagte Mutter Delia, die diese Tradition jetzt mit ihren beiden Töchtern und Ehemann Björn weiterführen will. Für Mayla (4) zog der Zug viel zu schnell vorüber: Immerhin gab es danach noch Spannendes für sie zu sehen: Nach dem letzten Wagen folgte die Awista.

(hgw)
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