Unterbach Krippe kennt jeder

Unterbach · In Unterbach lernen Kinder in einem Workshop, wie sie selbst Krippen basteln können.

 Bent, Laura, Irina Wistoff und Martin (v.l.) kleiden beim Workshop im Pfarrsaal der Kirche St. Mariä Himmelfahrt die Krippen-Figuren ein.

Bent, Laura, Irina Wistoff und Martin (v.l.) kleiden beim Workshop im Pfarrsaal der Kirche St. Mariä Himmelfahrt die Krippen-Figuren ein.

Foto: Anne Orthen

Die kleinen Tonfiguren stehen schon bereit auf dem Tablett, das bald in eine Stall-Szene verwandelt wird. Eine Krippe soll's werden, besser gesagt mehrere, jede so individuell, wie Kinder sich die wohl bekannteste aller biblischen Geschichten in ihren kleinen Köpfen persönlich ausmalen. Die Gruppe Fünf- bis Sechsjähriger des katholischen Kindergartens in Unterbach hat die Figuren in der vergangenen Woche aus selbst trocknendem Ton geformt, nun geht es darum, sie anzukleiden und den Stall dem Anlass entsprechend auszustatten.

Irina Wistoff, die den zweiteiligen Krippen-Workshop im Gemeindehaus der Kirche St. Mariä Himmelfahrt leitet, hat dafür jede Menge Stoff, Bänder, Perlen und etwas, was wie kleine gehäkelte Setzdeckchen aussieht, mitgebracht - letztere erscheinen ideal als Kopfbedeckung für die Maria. Achtmal führt die Museumspädagogin den Workshop mit verschiedenen Kita-Gruppen und Grundschulklassen in Unterbach durch, eine Erkenntnis ist immer dieselbe: "Krippe kennt jeder, ganz gleich, ob er besonders religiös ist oder nicht. Es ist wie ein verbindendes Element. Sogar Flüchtlingskinder, die womöglich mit dem christlichen Glauben von Hause aus nur wenig anfangen können, haben eine Vorstellung davon, was Krippe bedeutet und wer dort von Bedeutung ist."

Die Kinder der katholischen Kirchengemeinde in Unterbach wissen natürlich genau, dass Maria, Josef und Jesus, Ochse und Esel die zentralen Rollen spielen und in ihren jeweiligen Krippen einen Platz finden müssen. Nur, wie sie jetzt genau angezogen sind, wie die Krippe als solches praktischerweise gestaltet sein sollte, da wird man ja wohl noch etwas experimentieren dürfen.

Annalena ist fasziniert davon, Maria ganz in Weiß mit viel Spitze zu kleiden. Johannes will nicht warten, bis das Outfit perfekt ist und deckt das Jesuskind vorsichtshalber erst mal mit einem großen Stück Stoff zu, "damit es nicht friert". Clara mag es sehr detailverliebt, mit Perlen, Goldglitter, einem Gürtel. Laura hat die eigentliche Krippe wie ein kleines Vogelnest gestaltet. Martin hat dem Esel auffallend große Aufmerksamkeit gewidmet. Und Bent hat gleich den kompletten Stall nachgebaut.

Der Workshop in Unterbach ist eingebettet in eine komplette Krippenausstellung. 30 Krippen aus der ganzen Welt sind zu sehen, wobei die aus Unterbach sich hinter der internationalen Prominenz nicht verstecken muss. Jede Woche wird sie von der Küsterin und anderen Gemeindemitgliedern neu gestaltet und erhält ein anderes Gesicht.

"Wir haben den Komplex Krippe bewusst vor der Adventszeit umgesetzt, sozusagen als Einstimmung. Damit sich alle Interessierten den Hintergrund dieser Tradition bewusst vor Augen führen, eben auch die Kinder", sagt Irina Wistoff. Die nehmen ihre Werke jetzt mit in die Kindergärten und Schulen, Weihnachten wandern sie dann weiter in die Familien. Krippe, sagt die Pädagogin, sei immer auch ein Symbol für ein Stück heile Welt, weise die Szene im Stall doch auf den Weihnachtsabend hin. Die vielen Fragen, die sich eigentlich stellen, würden dabei aber meist in den Hintergrund drängen: Wer kommt zur Krippe? Was erzählen die Figuren? Was bringen sie mit? Welche Bedeutung haben die Tiere und Gaben an der Krippe? Worauf verweisen die Symbole? Ist die Krippe auch ein Spiegel der jeweiligen Kultur und Gesellschaft, aus der sie entspringt? In Unterbach weiß man jetzt ein paar Antworten.

(RP)
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