Unterbilk Erklärtext für umstrittenen Straßennamen

Unterbilk · Die Uni hat einen Textvorschlag für eine Stele entworfen, die an der Wissmannstraße stehen soll.

 An der Wissmannstraße soll eine Tafel oder Stele installiert werden, die sich kritisch mit Hermann von Wissmann auseinandersetzt.

An der Wissmannstraße soll eine Tafel oder Stele installiert werden, die sich kritisch mit Hermann von Wissmann auseinandersetzt.

Foto: Andreas Endermann

Richtig glücklich dürfte die Anwohnerinitiative Friedensplätzchen nicht sein mit der Entscheidung, dass die Wissmannstraße vorerst nicht umbenannt wird. Seit gut einem Jahr wird darüber diskutiert, nachdem Schüler bei einem Projekt die schlimme Vergangenheit des Offiziers und Afrikaforschers Hermann von Wissmann erarbeiteten und die Umbenennung der Straße forderten. "Wir hatten uns anfangs auch dafür ausgesprochen", erinnert sich Thorsten Gaeßner von den Grünen. Die Mehrheit der Fraktionen in der Bezirksvertretung 3 (Oberbilk, Unterbilk, Bilk, Friedrichstadt, Hafen, Hamm, Flehe, Volmerswerth) war dagegen.

Im September vor einem Jahr einigte man sich in einer Sitzung der BV auf eine kritische Kommentierung, die man bei der Heinrich-Heine-Universität in Auftrag gab. Die Uni stimmte sich wiederum mit dem Stadtarchiv ab. Dieser Textvorschlag soll nun vorgestellt werden in einer offenen Geschichtswerkstatt in der Aula des Leo-Statz-Berufskollegs an der Friedenstraße 29. Eingeladen sind nicht nur die Bezirksvertreter, sondern auch Bürger und Anwohner der Wissmannstraße - Gegner einer Umbenennung und Befürworter. "Uns war es wichtig, dass die Bürger einbezogen werden", sagt Gaeßner - vor allem die Anwohnerinitiative.

Stefanie Michels vom Lehrstuhl für Geschichte der Europäischen Expansion im 19. und 20. Jahrhundert ist Expertin für Deutsche Kolonialgeschichte und hat sich für die Ausarbeitung der kritischen Kommentierung mit Fragen befasst wie "Warum wurde 1908 in Unterbilk eine Straße nach Hermann von Wissmann benannt?, "Welche Rolle spielte Wissmann in der deutschen Kolonialpolitik?" und "Wie wird in Ostafrika über Wissmann gesprochen?". Von 15 bis 18 Uhr sollen die Teilnehmer Anregungen, Fragen und Ideen einbringen - auch, ob die Kommentierung der Straße in Form einer Stele umgesetzt wird oder als Tafel, die am Trafohäuschen auf dem Friedensplätzchen montiert wird.

Wichtig ist Thorsten Gaeßner, dass die Tafel oder Stele keine Ehrung wird für Wissmann, so wie es einige Anwohner schon befürchtet hatten. "Der Straßenname allein ist schon Ehrung genug", findet nämlich Anwohnerin Roswitha Heimlich, die auf andere Städte verweist, in denen die Wissmannstraße aus dem Straßenverzeichnis genommen wurde.

Eine Erinnerung an die Taten von Hermann von Wissmann könnten aber auch Anstoß sein, die Straße doch noch irgendwann umzubenennen, meint Gaeßner. "Wenn sich vielleicht noch mehr Menschen mit der Geschichte befassen", sagt der Stadtteilpolitiker. Erstmal aber müsse der Textvorschlag diskutiert werden, den die Uni erarbeitet hat.

Offene Geschichtswerkstatt, Samstag, 16. September, 15 bis 18 Uhr, im Leo-Statz-Berufskolleg an der Friedenstraße 29

(RP)
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