Unterbilk EVK-Experte klärt über Herzprobleme auf

Unterbilk · Seit 25 Jahren hilft Ernst Vester Patienten durch einen speziellen Eingriff, nach einem Herzinfarkt wieder ein normales Leben zu führen. Beim Deutschen Herztag spricht er am Sonntag über die Prävention und Behandlung von Infarkten.

 Erst vor wenigen Monaten rettete Ernst Vester seiner Patienten Sylvia Loesch (l.) durch einen komplizierten Eingriff am Herzen das Leben.

Erst vor wenigen Monaten rettete Ernst Vester seiner Patienten Sylvia Loesch (l.) durch einen komplizierten Eingriff am Herzen das Leben.

Foto: Andreas Endermann

280 000 Herzinfarkte haben die Deutschen laut Ernst Vester, Chefarzt der Kardiologie im Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf (EVK), im Jahr. 150 Defibrillatoren und 300 Herzschrittmacher implantieren Düsseldorfer Ärzte jährlich, um ihre Patienten vor weiteren Infarkten zu schützen und ihnen damit oft das Leben zu retten.

In einigen Fällen reicht das aber nicht aus - so wie bei Sylvia Loesch. Nur ein aufwendiger Eingriff konnte ihr helfen: die sogenannte Katheter-Ablation. Seit 1987 gibt es dieses Verfahren, das erste Mal führte ein Arzt es in Düsseldorf durch. Am Sonntag erklärt Vesters, wie der Eingriff Patienten helfen kann und an welchen Symptomen man einen drohenden Infarkt erkennt, bevor es zum Notfall kommt.

Vor sechs Jahren erlitt die heute 71-jährige Sylvia Loesch einen schweren Herzinfarkt. Notärzte mussten reanimieren und sie erhielt ein etwa streichholzschachtelgroßes Gerät implantiert, das ihr Herz bei Rhythmusstörungen wieder in den normalen Takt bringt und im Notfall auch einen lebensrettenden Schock abgeben kann. Sechs Jahre später, im Januar dieses Jahres, hatte sie erneut anhaltende Herzrhythmusstörungen, der Defibrillator kam zum Einsatz. Zur unterstützenden Behandlung erhielt Loesch ein starkes Medikament, doch auch das half nicht: Im Mai kam es erneut zum Notfall.

"Ich erhielt 15 starke Stromstöße im Laufe einer Nacht und eines Vormittags", sagt Loesch. Immer wieder musste der implantierte Defibrillator ihr Herz mit Elektroschocks zum Schlagen bringen - ein extrem schmerzhaftes Erlebnis für die Seniorin, die bei den Schocks ihr Schreien nicht unterdrücken konnte. "Man spricht bei einer so anhaltenden Einwirkung des Defibrillators von einem ,Electrical Storm'", erklärt Vester.

Die Ursache der Herzstörungen lagen im Narbengewebe, dass sich nach ihrem ersten Infarkt bildete: Es hindert das Herz am Schlagen und bewirkt eine falsche Erregungsleitung. Die Folge sind Rhythmusstörungen und das lebensgefährliche Kammerflimmern. "Die Narben können wir nicht heilen. Wir können aber diese Symptome verhindern", sagt Vester.

Seit 25 Jahren wendet der Chefarzt dazu einen komplizierten Eingriff an, der aber ohne eine Operation am offenen Herzen auskommt: die Katheter-Ablation. Dabei führt er eine Sonde in die betroffene Herzkammer, deren Spitze durch große Hitze einzelne Punkte am störenden Narbengewebe verödet.

Um diesen Eingriff zu vereinfachen, nutzen die Ärzte des EVK seit etwa 15 Jahren eine Methode, mit der sie ein dreidimensionales Modell des Herzens erzeugen - das sogenannte "Mapping". An dieser digitalen "Karte" können sie die Bewegungen der Sonde genau nachverfolgen. Seit der Behandlung hatte Loesch keine größeren Probleme mehr.

Um sich über diese und andere Behandlungsmethoden auszutauschen, kommen am Freitag und Samstag internationale Experten zum "Kardiologischen Symposium" nach Düsseldorf. Besonders freut Vester sich über den Besuch und Vortrag von Shlomo Ben-Haim, der aus Tel-Aviv kommt und über neuartige Geräte zur Behandlung von Herzerkrankungen referieren wird.

Neben dieser Fachveranstaltung für Ärzte gibt es am Wochenende aber auch einen eigenen Termin für Bürger: den "Herztag 2015", zu dem das EVK am Sonntag einlädt. Dabei informiert Vester zwar auch über Behandlungsmethoden, vor allem aber über Strategien zur Prävention von Herzinfarkten. "Wir müssen das Bewusstsein schärfen. Es darf nicht heißen: Das wird schon wieder weggehen", sagt Vester.

(RP)
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