Unterbilk High-Tech für die Geriatrie

Unterbilk · Das St.-Martinus-Krankenhaus hat für 13 Millionen Euro ein neues Gebäude für die Altersmedizin gebaut. Dort steht zur Behandlung neueste Technik zur Verfügung - darunter auch eine Spielekonsole. Der Umzug ist in zwei Wochen.

 Die Leiterin der Physiotherapie Birgit Schiefer (links) beobachtet eine Kollegin, die das neue High-Tech-Laufband testet. Chefarzt Herbert F. Durwen ist stolz auf das 100.000 Euro teure Gerät.

Die Leiterin der Physiotherapie Birgit Schiefer (links) beobachtet eine Kollegin, die das neue High-Tech-Laufband testet. Chefarzt Herbert F. Durwen ist stolz auf das 100.000 Euro teure Gerät.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein hübsches Bergdorf erscheint auf dem Monitor. Sanfte Hügel im Hintergrund, grüne Wiesen darauf und davor eine kleine Kirche. Das dürften Patienten, die sich künftig in der neuen geriatrischen Abteilung des St.-Martinus-Krankenhauses an der Völklinger Straße behandeln lassen, nicht erwartet haben. Ihre Spaziergänge in der Physiotherapie führen sie durch dieses Bergdorf. Zwar nur in digitaler Form, aber immer noch attraktiver, als durch Krankenhausflure zu laufen. Das 100 000 Euro teure Laufband der Geriatrie bietet nämlich eine "animierte Rückkopplung", wie Chefarzt Herbert F. Durwen erklärt.

13 Millionen Euro hat das neue Gebäude gekostet, dessen Idee bereits vor 15 Jahren geboren wurde. Es gab Streitereien, Nachbarn wollten nicht auf ihre Aussicht verzichten. Jetzt ist alles so gekommen, wie es sich die Klinik gewünscht hat: Patienten haben in 95 Betten auf vier Geschossen Platz. Stefan Erfurth, der kaufmännische Direktor des Krankenhauses, sagt: "Ist ja auch ein ganz hübsches Gebäude geworden." Die Anwohner blicken nun trotzdem vom Balkon aus direkt darauf. In zwei bis drei Wochen ziehen die Patienten ein.

"e-Health" ist das Stichwort, das Chefarzt Durwen umtreibt. Seine Patienten werden zwar immer älter, doch auch sie werden künftig mit den neusten technischen Errungenschaften behandelt. Als Durwen vor 15 Jahren in Unterbilk angefangen hat, lag das Durchschnittsalter seiner Patienten bei etwa 75 - nun bei 85. "Wir müssen den demografischen Entwicklungen Sorge tragen", sagt Durwen am Freitag vor der offiziellen Eröffnung. "Die Zahl der älteren Patienten nimmt deutlich zu."

Deswegen hat die Abteilung für ganzheitliche Altersmedizin nun aufgerüstet. Es gibt eine Spezialstation, das so genannte "Motilitätszentrum". Dies ist für Patienten mit Laufstörungen, die Probleme mit der Motorik haben. Für sie steht das Laufband bereit, das etwa die Belastung der Füße analysiert. "So können wir Rückschlüsse auf Krankheitsbilder ziehen", sagt Durwen. Auf einer Balance-Platte, ebenfalls mit einem Monitor verbunden, der animierende Spiele zeigt, können ältere Patienten ihr Gleichgewicht trainieren. Außerdem therapieren die Unterbilker Geriater mit einer Spielekonsole. "Das mag ungewöhnlich klingen, aber neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass der Einsatz solcher Mittel, die Patienten besser motiviert", erklärt Durwen. Dies hätte auch Auswirkungen auf das Behandlungsergebnis.

All diese Geräte zeichnen die Ergebnisse der Patienten auf und geben so auch Aufschluss über die Verbesserungen. Mit diesem Motilitätszentrum ist Durwen überaus zufrieden: "Wir können mit ein bisschen Stolz sagen, dass wir die einzige geriatrische Klinik in Deutschland auf diesem Stand sind."

Die Zimmer auf der Wahlleistungsstation für Privatpatienten ähneln eher Hotel- als Krankenhauszimmern. Ein Ledersessel, Flatscreen-Fernseher und eine wärmende orange Wandfarbe sorgen für Gemütlichkeit. Auch an der Außenfassade wurde mit Farben gearbeitet: Grüne und blaue Striche hellen die Geriatrie optisch auf. Zur Eröffnung ist zwar der Außenbereich noch nicht ganz fertiggestellt, aber bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme soll auch das geschafft sein.

Die alte Abteilung im alten Gebäude, die bloß 75 Betten umfasste, soll für andere Stationen genutzt werden. "Es wird alles luftiger", verspricht Erfurth.

(RP)
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