Urdenbach Die Pannebecker ziehen zum 25. Mal mit

Urdenbach · Mit 30 Erwachsenen und acht Kindern sind sie eine der größten Gruppen beim Erntedank-Festumzug.

 Ein Ausreißer in Lila: Zum 20. Geburtstag war die neue Tracht ein Versuch - ein letzter.

Ein Ausreißer in Lila: Zum 20. Geburtstag war die neue Tracht ein Versuch - ein letzter.

Foto: Pannebecker

Der Pannemann, eine kleine Figur - bezeichnenderweise mit einer Pfanne vor dem Gesicht - findet immer Kandidaten. "Wenn jemandem von uns ein Missgeschick oder etwas Kurioses passiert, dann verleihen wir ihm den Pannemann", sagt Dieter Rost lachend. Einmal sei jemand versehentlich in die Itter gefallen, ein anderes Mal sei ein Karren zusammengebrochen. Das gestandene Pannebäcker-Trio - Ehepaar Rost und Uwe Prybusch - sucht nach preiswürdigen Gelegenheiten.

Dass bei Mitgliedern der Erntedankgruppe De Pannebäcker dieser Pannemann ein begehrtes Objekt ist, ist wohl auch ein Zeichen von Humor und Zusammenhalt. Denn seit 25 Jahren bereichert diese mitgliederstarke Gruppe den Erntedankzug. Zurzeit ist die Vorphase zum Ausnahmezustand, der dann zum Fest vom 30. September bis 3. Oktober alle Kräfte bindet.

"Wir haben uns 1991 mit Bekannten den Umzug angesehen, waren dann zusammen Bierchen trinken und da kam uns die Idee: Wie wäre es, wenn wir selbst mitmachen", erzählt Dieter Rost, der mit seiner Frau Monika von Beginn an dazugehört. Aus der kreativen Bierlaune wurde ernst. "In Odebach gab's nicht nur Äcker, sondern auch de Pannebäcker", hieß das erste Motto 1992. "Uns lag an dem dörflichen Bezug. Lehm gab es in der Urdenbacher Kämpe und im Ort einst eine Pfannenbäcker-Werkstatt", erklärt Uwe Prybusch, der ebenfalls schon jahrelang dazugehört. An der Auswahl der Tracht schieden sich erst einmal die Geister. "Die Männer wollten keine Lederhosen", erinnert sich Prybusch. Für junge Familien mit Kindern sei das auch eine Kostenfrage gewesen, ergänzt Dieter Rost. Zum Debüt erschienen also die Herren in Jeans und Friesenhemd. Die Frauen in ihrer mittlerweile traditionellen Tracht: blauer Rock, weiße Bluse, rote Schürze, Jacke und Blotschen. 1995 zogen die Männer farblich nach: das ZUgständnis an die rote Farbe sind ein flottes Halstuch und die Blotschen. Einen "Ausreißer" in Lila gab es kurz, doch die Tradition behielt Oberhand.

Eine lange Liste erzählt Geschichten von fantasievoll geschmückten Schürreskarren: Korbflechterei, Landeier, Markttag oder Alles von der Kuh. "Darauf brachte uns die Kuh im Garten der Drängenburger Straße", erinnert sich Dieter Rost. Und so wurde Kuh "Elsa" im Umzug 2006 berühmt.

"Die Stimmung des Publikums und das Wetter sind maßgeblich", meint Uwe Prybusch zur Meßlatte zum eigenen Lustgewinn am Tag des Umzugs. Nur ein einziges Mal sei der durch strömenden Regen geschmälert worden.

"Mit einem Kürbis von 30 Kilo ist das Schürreskarren-Rennen anstrengender als mit Heu", meint Dieter Rost amüsiert zu den strapaziösen Aktionen. Die Truppe selbst ist nach so vielen Jahren ein eingespieltes Team bei der Vorbereitung. "Jeder weiß, was er zu tun hat. Aber nicht jeder kann immer dabei sein, darauf nehmen wir Rücksicht", sagt Dieter Rost.

Auch die nächsten Jahrzehnte dieser Gemeinschaft dürften gesichert sein, denn eins haben De Pannebäcker gewiss nicht: Nachwuchssorgen. Bereits 1992 waren sie mit 25 Personen eine der stärksten Gruppen - und das hat sich ein Vierteljahrhundert später nicht geändert. "Wir sind 30 Erwachsene und acht Kinder. Georg marschiert als Ältester mit 75 Jahren mit, und Amina kommt in den Bollerwagen. Sie ist ein Jahr alt", erzählt Monika Rost.

(RP)
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