Urdenbach Gemeinde Urdenbach feiert 400-Jähriges

Urdenbach · Am Neujahrstag 1617 wurde die Gemeinde gegründet. Morgen gibt es anlässlich des Geburtstags um 11.30 Uhr einen Festgottesdienst.

 Der ehemalige Pfarrer Helmut Ackermann mit seinem Urdenbach-Buch

Der ehemalige Pfarrer Helmut Ackermann mit seinem Urdenbach-Buch

Foto: wanninger

An Weihnachten des Jahres 1616 wurde die reformierte Gemeinde im Raum Benrath Urdenbach verboten, obwohl es sie schon seit 1582 gab. Das war im Zuge der Gegenreformation, erinnert sich der Pfarrer im Ruhestand, Helmut Ackermann. Auch Thomas Kolhagen, ein Prediger, nachdem eine Straße in Urdenbach benannt ist, musste sein Amt niederlegen. "Gezwungenermaßen", wie Ackermann betont und dann ergänzt er: "Die Katholiken haben ihn vertrieben."

 Der Schreibtisch des ehemaligen Pfarrers Ackermann. An der Wand hängen zahlreiche Bilder und Stiche von der Urdenbacher Gemeinde.

Der Schreibtisch des ehemaligen Pfarrers Ackermann. An der Wand hängen zahlreiche Bilder und Stiche von der Urdenbacher Gemeinde.

Foto: RP-Fotos (2) wanninger

Doch es gab Licht am Horizont: Am Neujahrestag des Jahres 1617, also vor etwas mehr als 400 Jahren, gründeten die Urdenbacher gemeinsam mit Kolhagen die "Reformierte Gemeinde Urdenbach", die noch heute existiert. Sie ist nach der Gemeinde in der Stadtmitte die älteste evangelische Gemeinde der Landeshauptstadt. 400 Jahre evangelische Gemeinde in Urdenbach - Anlass, dieses Ereignis morgen mit einem Festgottesdienst zu feiern.

 Postkartenmotiv von Urdenbach - hier ein Blick auf das Ende der Urdenbacher Allee und den Anfang der Dorfstraße, links geht es in die Tübinger Straße.

Postkartenmotiv von Urdenbach - hier ein Blick auf das Ende der Urdenbacher Allee und den Anfang der Dorfstraße, links geht es in die Tübinger Straße.

Foto: aus den Archiven von Theo Dierdorf und Wolfgang D. Sauer sowie Helmut Ackermann

Helmut Ackermann, der 30 Jahre Pfarrer in Urdenbach war, hat - nach seiner Pensionierung 1989 - ein Buch über die Gemeinde geschrieben. Der heute 89-Jährige hatte sich schon vorher mit der Geschichte seiner Gemeinde beschäftigt und Material gesammelt. Doch als er in den Ruhestand ging, begann er zu forschen. Vier Jahre später erschien sein Buch "Urdenbach - Geschichte der evangelischen Gemeinde und des Ortes", das im Grupello Verlag erschienen ist.

Zu der Gründung der Gemeinde sind damals 300 Abendmahlgäste erschienen, die alle in Urdenbach wohnten. Am 15. März 1617 wurde dann ein Vertrag abgeschlossen, in dem die Gemeindeglieder dem Prediger Kohlhagen ein Gehalt von 250 Talern zahlten - im Jahr.

Die Gottesdienste wurden aber noch nicht in der evangelischen Kirche abgehalten. Denn die gab es noch nicht. Sie wurde erst 70 Jahre später gebaut.

Vielmehr feierte die Gemeinde die Gottesdienste zunächst in Privathäusern, später dann in einem sogenannten Predigthaus. Es war das Haus an der kleinen alten Brücke über der Itter, neben der heutigen Imbissbude.

Erst 1685 plante die Gemeinde den Bau ihrer Kirche, die 1693 fertiggestellt wurde und am 16. Mai des selben Jahres eingeweiht wurde. An dieser Kirche wurde in den vergangenen Jahrhunderten wenig geändert. Es gab zwar immer neue Anstriche, mehr aber auch nicht. Denn die Gemeinde war arm, bestand sie doch vorwiegend aus Fischern und Töpfern.

Eine neue Sakristei gab es erst in den 1980er Jahren. Da wurde sie angebaut, und dafür hat sich Ackermann vehement eingesetzt. "Vorher gab es nur rechts in der Ecke einen Miniraum, wo der Küster auch seinen Besen abstellte", erinnert er sich. Und auch eine Toilette war bis zu diesen Zeitpunkt nicht vorhanden.

Nicht ohne Stolz berichtet Ackermann, dass das Gotteshaus in Urdenbach nie zerstört wurde, auch während der beiden Weltkriege blieb die Kirche verschont. Deshalb sei auch die historische Schöler Orgel wieder aufwändig rekonstruiert worden.

Helmut Ackermann, gebürtig aus Weisweiler, kam 1959 mit seiner Familie nach Urdenbach und bezog das alte Pfarrhaus an der Angerstraße, in dem heute Pfarrer Thorsten Nolting von der Diakonie wohnt. Nach seinem Ruhestand zog er nach Heerdt, wo er noch heute mit seiner Frau Gisela lebt. "Man sollte Abstand zur alten Gemeinde haben." Den hat allerdings seine Tochter Ulrike von Weiß nicht. Sie ist Kirchenmusikerin an Heilig Geist in Urdenbach.

1966 wurde Heilig Geist, die zweite evangelische Kirche in Urdenbach eingeweiht und damit kam gleichzeitig eine zweite Pfarrstelle dazu, die heute Michaela Nieland- Schuller inne hat. Vor mehr als 50 Jahren übernahm der inzwischen verstorbene Pfarrer Karl-Wilhelm Gattwinkel. Mit seinem geschätzten Kollegen zelebrierte Ackermann den Gottesdienst zum 350-jährigen Bestehen der Urdenbacher Gemeinde. Voller Stolz berichtet Ackermann: "Wir haben damals eine Dialog-Predigt gehalten. Das war etwas ganz Besonderes."

Morgen wird es nicht ganz so außergewöhnlich. Um 11.30 Uhr wird Pfarrer Matthias Köhler den Gottesdienst leiten, der so spät beginnt, damit die Pfarrer aus den benachbarten Gemeinden nach ihrem Gottesdienst daran teilnehmen können. Anschließend soll mit einem Glas Sekt auf den 400. Geburtstag angestoßen werden. Als Dankeschön gibt es für die ehrenamtlichen Helfer ein gemeinsames Mittagessen im Gemeindehaus und um 15 Uhr ein Orgelkonzert. Es spielt Wolfgang Abendroth, Kantor der evangelischen Johanneskirche. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um eine Kollekte für die Arbeit des Fördervereins Schöler-Orgel gebeten.

(RP)
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