Urdenbach Zehnjährige als Müllsammler unterwegs

Urdenbach · Die beiden Mädchen Leana und Atona Li haben ihren eigenen Dreck-weg-Tag organisiert. Sie haben die "Aktion saubere Itter" gestartet und wollen jetzt den Oberbürgermeister anschreiben und um Hilfe bitten.

 Antona Li (hinten) und ihre Freundin Leana haben diese Woche bereits an zwei Nachmittagen in Urdenbach an der Itter Müll gesammelt. Sie wünschen sich, dass alle ihren Müll nicht einfach in die Natur werfen.

Antona Li (hinten) und ihre Freundin Leana haben diese Woche bereits an zwei Nachmittagen in Urdenbach an der Itter Müll gesammelt. Sie wünschen sich, dass alle ihren Müll nicht einfach in die Natur werfen.

Foto: Anne Orthen

Eine zerbrochene Tasse, Plastiktüten, Bierflaschen - der Müll in der Itter ist wahrlich kein Ruhmesblatt. Das fanden auch die zehnjährigen Urdenbacher Schülerinnen Leana und Atona Li. Deshalb warteten sie nicht auf den stadtweiten Dreck-weg-Tag, sondern starteten spontan ihre eigene Aktion. Schließlich brauchte die Itter an der kleinen Brücke zur Angerstraße ihrer Meinung nach Soforthilfe.

Die Zwei hängen nicht vor der Spielkonsole des Computers "ab", sondern sind zwei spielfreudige Wildfänge. Wie häufig hatten sie sich am Dienstag zum Spielen auf dem Platz bei der kleinen Anger-Brücke verabredet. "Da sind wir auf einen Baum geklettert und haben gesehen, wie viel Müll überall ist", erklärt Atona Li.

Flugs ging's zur Oma eines der Mädchen, ein Paar alte Haushaltshandschuhe und eine Tüte holen. "Ich hab' dann mit einem Stock in der Itter geangelt und sie hat den Müll in die Tüte gepackt", erklärt Atona Li die gemeinsame Aktion "saubere Itter". Eine randvolle große Tüte sammelten die zehnjährigen Mädchen.

Für Mittwoch verabredeten sie sich dann noch einmal - es gab immer noch was zu tun. Dieses Mal ging's müll- und nässeschutzgerecht ausstaffiert mit farbenfrohen pink und lila Handschuhen zur Sache. "Dienstag mussten wir uns die Handschuhe teilen und ich bin mit den Schuhen ins Wasser gerutscht", erklärt Leana die verbesserte Ausstattung. Einfach nur den Müll der anderen wegräumen, das ist den beiden jungen Urdenbacherinnen zu wenig und sie schmieden bereits weitere Pläne. Dabei geht es ihnen um mehr als ein ansehnliches Flussufer und adrette Grünanlagen. "Wir haben im Unterricht gelernt, dass von dem ganzen Müll - vor allem von dem Plastik - die Tiere sterben, weil sie das fressen", erzählen beide abwechselnd von ihren Erkenntnisse aus dem Schulunterricht. "Am Dienstag haben wir hier Wasserratten gesehen, die waren voll süß", sagt Leana.

Als nächstes wollen die beiden den Oberbürgermeister anschreiben und ihn um Hilfe bitten. Denn: An der Brücke fehle ein Mülleimer, sagen die beiden Schülerinnen. Auf dem Spielplatz sei zwar einer, aber bis dorthin gingen die Leute nicht, gibt Atona Li zu bedenken. Der Standort bei der Bank neben dem Brunnenhäuschen könnte hilfreich sein, sind sich die beiden einig. Das Konzept ist allerdings noch nicht ganz ausgereift, aber das wird schon noch, denn an Einfallsreichtum mangelt es den lebhaften Mädchen beileibe nicht. Sie wollen dem Müllproblem mit Überzeugungskraft zu Leibe rücken. "Wofür gibt's denn Mülleimer? Wir werden die Leute auf dem Spielplatz ansprechen", sagt Leana.

So viel Umweltbewusstsein, Eigeninitiative und Ideenreichtum bleibt nicht unbemerkt. Wolfgang Keil, Mitglied im Allgemeinen Bürgerverein Urdenbach und bekannt für seine Ortsführungen durch den Ortskern, ist diese Initiative - vor seiner Haustüre - nicht entgangen. "Dass Kinder eine nicht organisierte Entmüllungsaktion machen, bedarf des Lobes", sagt er begeistert.

Derweil hangeln sich die Mädchen wieder am rutschigen Itterufer entlang. Atona Li spießt mit ihrem langen Stab Dreck auf; Leana greift mit ihren lila Handschuhen beherzt zu. Ein "Uäh" kann sie sich dabei nicht verkneifen. Trotzdem machen sie unbeirrt weiter: Abschrecken lassen gilt bei dieser Mission nicht.

(bgw)
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