Vennhausen Waldschänke wird abgerissen

Vennhausen · Vier Jahre lang dauerte der Streit um die alte Gaststätte in der Siedlung Freiheit, die für ein Bauvorhaben weichen soll. Zuletzt war der Protest erlahmt. Der Investor reduzierte seine Pläne leicht und erhielt jetzt die Abrissgenehmigung.

 Die Tage der Waldschänke in der Siedlung Freiheit sind gezählt, die Abbruchgenehmigung wurde erteilt.

Die Tage der Waldschänke in der Siedlung Freiheit sind gezählt, die Abbruchgenehmigung wurde erteilt.

Foto: Andreas Endermann

Diskutieren wollte in der Sitzung der Bezirksvertretung 8 niemand mehr über eine Informationsvorlage der Verwaltung, die vor einem Jahr noch höchste Brisanz besessen hätte. Es geht um das Bauvorhaben der Aachener Wohnungsgesellschaft an der Freiheitstraße 78 in der Siedlung Freiheit in Vennhausen. Dafür müsste die leerstehende Gaststätte Waldschänke weichen - wogegen sich seitens der Anwohner und auch der Politik Protest regte; erstmals vor vier Jahren, dann auf unterschiedlichen Ebenen immer wieder, bis sich auch Oberbürgermeister Thomas Geisel schließlich einschaltete.

Inzwischen hat der Investor das Bauvolumen entscheidend reduziert, der Streit um eine Lärmschutzwand ist beigelegt, jetzt bewegt sich die Baugenehmigung im Rahmen des Ratsbeschlusses von 2015. Kurzum: Es gibt nichts mehr zu beanstanden. Auch der Protest der Anwohner, die einst mehr als 1000 Unterschriften für den Erhalt gesammelt hatten, ist mittlerweile erlahmt.

Dementsprechend war es nun keine Überraschung mehr, dass die Verwaltung grünes Licht erteilt. "Alle waren, so glaube ich, froh, dass das Thema vom Tisch ist", nennt Bezirksverwaltungsleiter Peter Frymuth den wahrscheinlichen Grund, warum die Vorlage kommentarlos zur Kenntnis genommen wurde. Auch Bezirksbürgermeister Gerwald van Leyen sagt: "Das hat sich zuletzt ohnehin mehr hinter den Kulissen abgespielt, wir waren als Bezirksvertretung nicht mehr involviert. Wir müssen das jetzt so akzeptieren."

Mit Erteilung der Abrissgenehmigung endet eine ungewöhnliche Geschichte, die im Jahr 2013 mit dem umstrittenen Bauantrag für "Luxus-Wohnungen" (Neubau mit fünf Wohnungen plus vier Einfamilienhäusern auf der Fläche der Waldschänke) begann. Der wurde von der Bezirksvertretung 8 mehrheitlich gekippt, nur die SPD war damals dafür. Dem widersprach Thomas Geisel höchstpersönlich, doch die Bezirkspolitiker ließen sich von dem OB-Veto nicht beeindrucken und blieben bei ihrer Ablehnung. Da man auch am "Runden Tisch Waldschänke" zu keiner Einigung fand, wurde das Vorhaben dem Rat vorgelegt - und der beschloss im Frühjahr 2015 den Abbruch der Waldschänke inklusive der Nebengebäude.

Damit nicht genug: Eine Bürgerinitiative sorgte dafür, dass Bezirksregierung und der Petitionsausschuss des Landtags sich ebenfalls mit dem Bauvorhaben beschäftigen mussten. Das NRW-Bauministerium teilte schließlich im Sommer 2015 mit, dass prinzipiell keine Bedenken gegen Abriss von Waldschänke und Errichtung der Neubauten bestehen würden. Aus bauordnungsrechtlicher Sicht könne das Bauvorhaben jedoch aufgrund der geplanten Lärmschutzwand zum benachbarten Tennisclub, für die keine Baulast vorliegen würde, nicht zugelassen werden. Woraufhin der Investor das Vorhaben dahingehend reduzierte, dass die Abstandsflächen der Lärmschutzwand auf eigenem Grundstück liegen und die Eintragung einer Baulast somit nicht mehr erforderlich ist. Das reicht aus, um den Anforderungen des Ratsbeschlusses von 2015 zu entsprechen, eine in der Bezirksvertretung abzustimmende Beschlussvorlage war nicht mehr notwendig. Und somit endet die Geschichte mit dem Abbruch der Waldschänke.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort