Volmerswerth Der Fackelzug und seine Geschichten

Volmerswerth · Die aufwendigen Wagen des Volmerswerther Fackelzugs bewegten sich in diesem Jahr wegen des Regens nicht von Ort und Stelle.

 Einen richtigen Umzug gab es wegen des Wetters nicht, aber die Volmerswerther konnten die Wagen dennoch bewundern.

Einen richtigen Umzug gab es wegen des Wetters nicht, aber die Volmerswerther konnten die Wagen dennoch bewundern.

Foto: Andreas Endermann

In Volmerswerth ist die Welt noch in Ordnung, ist man geneigt zu denken, wenn man Mitte September durch den Stadtteil fährt. Fahnen und Lichterketten lassen keinen Zweifel zu: Es ist wieder Schützenfest. Nur die wenigsten Volmerswerther würden wohl verneinen, dass es sich dabei um eines der Highlights des Jahres hier im Düsseldorfer Süden handelt. Bei den Schützen ist jeder dabei und der ganze Stadtteil auf den Beinen, wenn die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft am Samstagabend zum traditionellen Fackelzug lädt.

Wohl einst nach Neusser Vorbild ins Leben gerufen, hat der eine lange Tradition in Volmerswerth. Wer fragt, wie lang, blickt in ratlose Gesichter: Schon immer. Der Fackelzug gehört eben zum Schützenfest wie das Festzelt und die gebrannten Mandeln. Dass hier in Volmerswerth noch jeder jeden kennt und man stolz ist, den dörflichen Charakter erhalten zu können, wird beim Blick auf die Fackeln deutlich: Sie erzählen Anekdoten, die sich im Laufe des Jahres im Stadtteil zugetragen haben. Denn wer hier Pechfackeln oder Martins-Laternen sucht, wird nicht fündig werden. Ganz im Gegenteil sind die "Fackeln" im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr zu ausgeklügelten Kunstwerken geworden. "Man kann es sich vorstellen wie die Mottowagen des Rosenmontagszuges in klein", erklärt Torsten Kamphausen, zweiter Schriftführer der Schützenbruderschaft. Statt um hohe Politik geht es dann aber um Volmerswerther Lokalkolorit.

Was sich zum Beispiel im Traditionslokal "En de Ehd" gegenüber des Schützenplatzes zwischen dem Wirt und dem Hauptmann der Gardekompanie zugetragen haben muss, war beim Blick auf die Fackel des Tambour-Corps nicht schwer zu erraten: "Der Hauptmann glüht vor Wut ganz rot, drum schreit der Wirt: Lokalverbot", stand dort in großen Lettern vor leuchtendem Hintergrund. Als wäre das nicht genug, illustrierten übergroße, leuchtende Abbilder der beiden Beteiligten die Szene. Die Wagen bleiben, wie im Karneval, bis zum Abend des Fackelzuges geheim. Wie der Verschmähte auf den Spott reagierte, ist daher nicht bekannt - es bleibt jedoch zu hoffen, dass er das Ganze mit Humor nahm. Einen guten Ratschlag für die Zukunft zumindest hatte das Tambour-Corps ebenfalls parat: "Und die Moral von der Geschicht': Jägermeister wirft man nicht!", war auf der Rückseite des Wagens zu lesen. In jedem Fall befindet sich der Hauptmann in guter Gesellschaft. Auf die Beschwerde eines Schützen, der sich über den zu klein geratenen Weihnachtsbaum mokierte, antwortete die Gardekompanie angesichts dessen eigener Größe spottend: "Dieser Baum wird Bernd entzücken, den kann er auch alleine schmücken."

Einzig das Wetter war der Feierlaune der Volmerswerther am Samstagabend nicht zugetan. Bis zur letzten Minute wurde diskutiert, um halb neun folgte dann die Entscheidung: Der Fackelzug wird nicht starten, der strömende Regen setzte den Figuren und der eingebauten Elektronik in vielen Wagen zu sehr zu. Der Stimmung tat das keinen Abbruch: Die Fackeln hatten sich bereits auf der Volmerswerther Straße vor dem Festzelt formiert und so erhielten die Kuriositäten des Stadtteils trotz Stillstand unter dem Gelächter der vielen Schaulustigen ihre verdiente Bühne.

(RP)
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