Wersten Henning Scherf spricht übers Altern

Wersten · Unter dem Motto "Als gäb's kein Morgen mehr - Leben im Alter" veranstaltete die Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen die diesjährige Credo-Themenwoche. Zum neunten Mal waren hochkarätige Redner zu Gast, um gemeinsam mit den Veranstaltern Impulse zu setzen und zum Nachdenken anzuregen. Am Donnerstagabend stand das Leben von SPD-Politiker Henning Scherf, langjähriger Bürgermeister von Bremen, im Mittelpunkt. Der 78-Jährige lebt in der durch seine Bücher und Auftritte wohl bekanntesten Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft Deutschlands.

Schon vor Beginn seines Vortrags wird eines deutlich: Scherf mischt sich gerne unter die Leute. So bekommt jeder Gast ein persönliches Hallo per Handschlag und seinen reservierten Platz in der ersten Reihe tauscht er kurzerhand gegen einen Platz mitten im Publikum.

Für viele Zuschauer ist er kein Unbekannter. Veronica Oommen (70) reiste nur für den Vortrag von Henning Scherf, den sie bereits aus den Medien kannte, an. Ihr Sohn Prasad Oommen (41) wohnt in einer benachbarten Gemeinde und machte sie auf die Veranstaltung aufmerksam. Vor allem Personen höheren Alters sitzen im Publikum. Das Interesse am Thema ist groß.

Henning Scherf beginnt auf unterhaltsame Art und Weise, Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen. So befinde sich unter seinen Mitbewohner ein Frühaufsteher, der schon um 5 Uhr morgens Hausarbeiten für das gesamte Haus erledige. Das Mehrgenerationenhaus, in dem er lebt, beschreibt er als eine Mischung aus WG und Mehrfamilienhaus. Dusche, WC und Küche müssen nicht geteilt werden, trotzdem wird immer wieder gerne zusammen gegessen und sich zu jeder Zeit geholfen.

Gäste, wie die Enkel an Feiertagen, sind auch über den persönlichen Bereich der Bewohner hinaus gerne gesehen und werden "über das gesamte Haus verteilt", so Scherf. Bereits in seinen 40ern, als die Kinder flügge wurden, fasste er den Entschluss, im Alter in Gesellschaft leben zu wollen. Inzwischen wohnte er mit den unterschiedlichsten Menschen unter einem Dach: Eine Flüchtlingsmutter mit drei Kindern, denen er das Schwimmen und Radfahren beibrachte, oder ein arabischer Student. "Buntheit belebt", davon ist Henning Scherf fest überzeugt und appelliert an das Publikum, keine Angst vor Fremden oder anderen Kulturen zu haben. Genauso findet er das Altwerden nicht beunruhigend, sondern ist froh, so lange leben zu dürfen. Um die Lebensfreude auch in hohem Alter zu behalten, müsse man früh genug die Zukunft in die Hand nehmen, sagt er. Gemeinschaftliches Wohnen und auch Pflegegemeinschaften, in denen sich zum Beispiel Demenzkranke so gut es geht, selbst helfen, sieht er als Chance, das Problem einer immer älter werdenden Gesellschaft flächendeckend zu lösen.

Diesen Ansatz hält auch Moderator und Pastoralreferent Martin Kürble für sinnvoll. Das Thema beträfe viele Familien der Gemeinde und so sollte die Reihe Möglichkeiten aufzeigen und Impulse setzen. Die Credo-Woche endete gestern Abend mit einem Event-Abend mit der Kabarettistin Uta Rotermund.

(RP)
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