Wittlaer Der Heilige Mann in Wittlaer

Wittlaer · Seit 32 Jahren spielt Karl Sonnen den St. Martin im Norden, rund 1000 Kindern macht er damit eine Freude. Das ist aber nicht das einzige Ehrenamt des Landwirts, der auch Mitglied bei Feuerwehr und Schützenbruderschaft ist.

 Karl Sonnen mimt seit mehr als drei Jahrzehnten den St. Martin in Wittlaer. Anfangs haben nicht einmal seine Kinder ihn unter dem Bart wiederkannt.

Karl Sonnen mimt seit mehr als drei Jahrzehnten den St. Martin in Wittlaer. Anfangs haben nicht einmal seine Kinder ihn unter dem Bart wiederkannt.

Foto: Anne Orthen

Karl Sonnen weiß eigentlich keine richtige Antwort auf die Frage, warum er beim Wittlaerer St.-Martins-Zug den Heiligen Mann spielt. "Man hat mich gefragt, weil ich als Junge einige Jahre geritten bin, und das muss der St. Martin schließlich können." Und weil sich Sonnen gerne für die Dorfgemeinschaft engagiert - er ist auch Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Schützenbruderschaft -, hat er damals ja gesagt. Das ist jetzt 32 Jahre her und der 58-Jährige wird auch in diesem Jahr wieder am 11. November den langen Zug durch die Straßen von Wittlaer auf einem Pferd anführen.

Rund 1000 Kinder werden ihm dann wieder folgen. Früher waren darunter auch noch seine vier, inzwischen erwachsenen Söhne. "Wir haben wohl als letzte erfahren, das war so in der Grundschulzeit, dass unser Vater der St. Martin ist. Das war echt blöd. Ich habe ihn unter dem Bart gar nicht erkannt und hatte etwas Angst vor St. Martin", sagt Nils Sonnen.

Der Respekt der Kinder gegenüber dem Heiligen Mann ist bis heute geblieben. "Einige Eltern wollen gerne, dass ihre Kinder mir die Hand geben und die weigern sich dann manchmal beharrlich", sagt Karl Sonnen. Dafür würden aber andere Jungen und Mädchen ein Gedicht vortragen oder ein selbst gemaltes Bild mitbringen.

Traditionell organisiert die Schützenbruderschaft den Zug, der von der Freiwilligen Feuerwehr gesichert wird. Zwar werden die vielen Laternen schon lange nicht mehr mit Kerzen erleuchtet, die früher immer wieder einige der bunten Lampen in Brand setzten, aber am Ende der Veranstaltung wartet ein großes Martinsfeuer auf dem Schützenplatz auf die Gäste, das von den Wehrmännern fachmännisch im Auge behalten wird.

Zuvor wird den Zuschauern aber immer die Mantelteilung vorgespielt. Die Rolle des Bettlers übernimmt dabei auch schon seit mehreren Jahrzehnten Joachim von Holtum, der ebenso wie Sonnen Landwirt ist. "Wir sind ein eingespieltes Team und kennen uns schon ewig, haben gemeinsam die Berufsschule besucht und sind beide Mitglieder bei den Schützen und der Feuerwehr", sagt Sonnen. Ganz der Legende entsprechend wechselt er nach der Mantelteilung sein Kostüm, verwandelt sich vom Soldaten in den Bischof.

"In all den Jahren ist eigentlich alles immer gut gelaufen. Einmal habe ich den Bischofsstab vergessen und einmal hatte der Betrieb, der uns das Pferd stellt, den Zug-Termin verschwitzt. Das Tier wurde dann ganz schnell von der Weide geholt und war sehr dreckig. Das hat ordentlich gestaubt, wenn ich das Pferd geklopft habe", sagt Sonnen und muss heute noch darüber lachen. Für ihn steht fest: "Solange ich ohne Leiter auf das Pferd komme, spiele ich gerne weiter den St. Martin." Und dann weiß Sonnen doch die Antwort auf die Eingangsfrage. "Es macht mir einfach viel Spaß, die Kinder zu erfreuen."

In diesem Jahr ist Sonnen gleich zweimal am 11. November im Brauchtum unterwegs. Denn der Landwirt organisiert seit einigen Jahren den Fuhrpark, also die Traktoren, für den Düsseldorfer Rosenmontagszug.

Am Hoppeditztag fährt er persönlich den Wagen mit dem Senftöpchen, aus dem der Schelm dann springt, zum Düsseldorfer Rathaus und später wieder in die Wagenbauhalle. "Der Hoppeditz muss dann schnell machen", damit ich rechtzeitig beim Martinszug bin", sagt Sonnen.

(brab)
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