Wittlaer Tiere sollen beim Gesundwerden helfen

Wittlaer · Im Therapiepark in Wittlaer sind Hunde, Kaninchen und ein Pferd als Therapeuten im Einsatz.

 Der achtjährige Patient Robin versteht sich prächtig mit Therapiehündin Nala - sie und die anderen Tiere des Therapieparks werden bei verschiedenen Behandlungen eingesetzt.

Der achtjährige Patient Robin versteht sich prächtig mit Therapiehündin Nala - sie und die anderen Tiere des Therapieparks werden bei verschiedenen Behandlungen eingesetzt.

Foto: Therapiepark

Als die 14-jährige Katharina durch die Gartenpforte des Therapieparks am nördlichsten Rand von Wittlaer tritt, laufen ihr die beiden Labradorhunde Nala und Coco entgegen. Sie kennen das Mädchen gut, denn Katharina ist hier fast jede Woche zu Besuch. Dass sie alleine den Weg durch den idyllischen Park bis zum großen Herrenhaus aus rotem Backstein laufen kann, ist eigentlich eine Sensation.

 Leiterin Stefanie Ruhfus spielt mit der siebenjährigen Anna, die auf einer Isländer-Stute reitet.

Leiterin Stefanie Ruhfus spielt mit der siebenjährigen Anna, die auf einer Isländer-Stute reitet.

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"Uns haben die Ärzte, als Katharina noch ein Kleinkind war, gesagt, dass sie gar nichts in ihrem Leben lernen, irgendetwas selber machen wird", sagt Mutter Anke Trommen. Denn Katharina hat bei der Geburt schwere Hirnblutungen erlitten. In vielen mühsamen Schritten, mit viel Disziplin und Einsatz und der Hilfe verschiedener Therapeuten wurde aber Fortschritt um Fortschritt erzielt. Auch Stefanie Ruhfus hat einen Teil dazu beigetragen. Die Diplom-Ergotherapeutin ist die Inhaberin des Parks, der vor eineinhalb Jahren eröffnet wurde.

Dort wird eine ganzheitliche und tiergestützten Physio- und Ergotherapie angeboten. Neben den Hunden gehören eine Isländer-Stute, sechs Meerschweinchen und drei Kaninchen zum Team, das durch zwei weitere Therapeuten und einen Landschaftsgärtner ergänzt wird. Denn viele Therapieeinheiten finden draußen statt. Die Kinder können Beete anlegen, auf Klettergerüsten turnen oder die verschiedenen Schaukeln ausprobieren.

Den Einsatz von Tieren bei einer Behandlung hat Ruhfus bei der Delphintherapie auf Curacao schätzen gelernt. Da die Arbeit mit Delphinen sehr aufwendig ist, viele Patienten Wasser scheuen oder nicht fliegen können, hat Ruhfus ein Konzept mit heimischen Tieren entwickelt, das in Wittlaer umgesetzt wird. Behandelt werden damit unter anderem Autismus, Körper- und Mehrfachbehinderungen, Verhaltensstörungen und Haltungsschäden.

"Nachgewiesen ist, dass Tiere die Gefühlsebene von Menschen ansprechen. Dadurch stabilisiert sich der Kreislauf, der Blutdruck sinkt, der Körper entspannt sich und Stress wird reduziert.", sagt die Therapeutin. Zudem steigern Tiere die Motivation der Patienten. "Ein Kind übt das Laufen lieber zu den Tieren hin, als nur in einem Raum hin und her zu gehen. Zudem bewerten Tiere nicht. Sie nehmen das Kind ohne Vorbehalte an." Auch wird das Selbstbewusstsein gestärkt, wenn die Tiere den Kindern bei Übungen folgen und die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen. Spielerisch und ganz "nebenbei" werden so viele Fertigkeiten wie Koordination, Konzentration und Feinmotorik trainiert. "Katharina kann, seit wir hierher kommen, selber eine Jogginghose anziehen, sie ist viel selbstbewusster und selbstständiger geworden", sagt Anke Trommen.

Wer nicht wöchentlich nach Wittlaer kommen kann, kann an einer Intensivtherapie teilnehmen. Dafür reisen Familien nicht nur aus Deutschland an. Für sie werden Übernachtungsmöglichkeiten in der Umgebung gebucht und ein Programm angeboten, das auf Wunsch auch die Geschwisterkinder einbindet. Die Eltern können ebenfalls Behandlungen in Anspruch nehmen oder sich bei Massagen entspannen. "Viele Eltern leiden beispielsweise selber unter starken Rückenschmerzen, weil sie ihre Kinder dauernd heben und tragen müssen", sagt Ruhfus.

(RP)
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