Düsseldorf Wenn das Steak zum Statussymbol wird

Düsseldorf · Immer mehr Gastronomen in der Stadt bieten Fleisch für 100 Euro und mehr an. Präsentiert werden die Spezialitäten von Dry-Aged-Steak bis Wagyu-Rind von geschultem Personal wie früher beim guten Wein.

Ungewöhnliche und exotische Restaurants in Düsseldorf
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Exotische Restaurants in Düsseldorf

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Foto: Endermann, Andreas

Vor der Tür der Porsche, am Arm die IWC Portugieser, am Hals das Hermès-Tuch - und auf dem Teller das Dry-Aged-Steak. Eine Stadt wie Düsseldorf kennt viele Statussymbole, nun ist, sehr diskret, ein Neues hinzukommen: die kostspielige Spezialität auf dem Teller. Sozusagen die neue Interpretation von "Du bist, was Du isst!" Etwas Ähnliches gab es schon mal: In den 60er Jahren lockte am Burgplatz in der Altstadt ein Restaurant mit gebratenen Bärentatzen, Löwen-Steak und Tiger-Gulasch. Für horrende Preise übrigens. Kaum vorzustellen, oder?

Heute präsentieren Speisenkarten ganz andere, aber wieder sehr besondere Angebote, zu Preisen, die Normalverdiener schlucken lassen: Im Reef and Beef (Tussmannstraße) ist unter den ganz besonderen Steaks der John-Wayne-Cut (500 g) für 49,50 Euro noch das Preiswerteste. Wer es sich leisten kann und will, der lässt sich das Steak vom Wagyu-Rind (am teuersten ist das aus Japan) auf den Grill legen und zahlt am Ende für 300 Gramm 99,90 Euro, für 500 Gramm 149,90 Euro. Wir reden hier also über Preise, die in den Köpfen von über 45-Jährigen immer noch als D-Mark-Version und damit mit 200 bzw. 300 D-Mark aufploppen - für ein Stück Fleisch! Exklusiv auch das Dry-Aged-Steak: Bevor es gegrillt wird, fasziniert es durch eine - sagen wir: gewöhnungsbedürftige Optik, aber Gourmets schwören auf das sehr spezielle Hautgout des Stücks, verursacht durch eine ausgeklügelte Lagerung.

Giuseppe Saitta, selbst Gastwirt und als Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes für den Bereich Düsseldorf-Neuss zuständig, sieht diesen Trend seit geraumer Zeit. "Das sind Nischenprodukte, die werden aber tatsächlich nachgefragt, das muss ein Restaurant auf der Karte haben." Vor allem sei den Gästen wichtig, beispielsweise einen Steinbutt nicht aus einer Zucht, sondern aus Meeresfang auf den Tisch zu bekommen. Dann bezahlen sie dafür aber auch 50 oder 60 Euro pro Portion. Wie im Berens am Kai: Steinbutt steht dort mit 62 Euro auf der Karte. Dagegen kassiert das La Terrazza an der Kö für diesen edlen Fisch 38,90 Euro - er dürfte aus einer Zucht kommen, aber dennoch bewegt sich der Preis in Bereichen, die viele Gäste abschrecken.

Steinbutt, Seezunge, Dry-Aged-Rind, weiße Trüffel aus dem Piemont, Bisonfleisch aus Montana - wer sich vom Mainstream in den Restaurants (Süppchen von, Sößchen an ...) abheben will, der kann das mit solchen Spezialitäten tun. Einige Gastronomen fördern den Trend und zelebrieren die Beschreibung der Leckerei durch entsprechend geschultes Personal wie früher bei einem großen Wein: Es gibt, sozusagen als Appetitanreger, vorab unzählige Details zum Steak oder zum Fisch, die diversen Salze oder Pfeffersorten nebst Herkunft werden in blumiger Sprache erläutert, wenn Safran zum Einsatz kam, dann wird einem noch erklärt, in welchem Land er mühsam gezupft wurde. Immerhin muss man ja rechtfertigen, nachher eine gesalzene Rechnung zu reichen.

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Aber jeder Trend hat auch sein Gegenstück: So eröffnete vor wenigen Wochen mitten in Oberkassel, nahe dem Belsenplatz, eine Imbissbude (Pommes, Curry-Wurst), die ein Metzger betreibt - und das feine Oberkassel ist begeistert. Und der Nikolaus-Grill in Golzheim lockt mit Gyros, Pizza, Bratwurst und griechischen Frikadellen: Jeden Mittag und jeden Abend ist der Grill rappelvoll.

(RP)
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